Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
ärgerlich, zurück.
„Ich weiß es nicht.“ Der Rhombus in seinem Gesicht flirrte
auf. „Deine beiden Leute wurden gelandet.“ Und sofort erlosch
die Figur in seinem Gesicht wieder, als ob er befürchte, dass
man selbst kürzeste Unterbrechungen seines
Überwachungskontakts registrieren könnte.
,Ich soll also nach wie vor nicht wissen, dass es die beiden
Menschen hier gibt. Warum nicht? Genieren sie sich, diese
feinen Anderen, dass ich von ihrem unrühmlichen, brutalen
Verhalten auf der Erde erfahren könnte?’ „Und was wird nun
mit uns?“ Robina biss sich auf die Lippe. Ein scharfer
Beobachter würde aus dieser Fragestellung heraushören, dass
sie sich auf etwas bezog, was ihm entgangen war. Sie baute
darauf, dass solche Nuancen untergingen.
„Wir bereiten uns auf die Landung vor – für morgen und mit
deinem Boot.“
„Mit meinem… Ich denke, ihr könnt mit den großen
Schiffen, sie waren doch auch auf…“ Sie brach den Satz ab.
Astrid hatte erzählt, dass die Invasoren mit einer Flotte im
Norden Finnlands niedergingen. „Meinetwegen. Und was
nehmen wir mit?“
„Es ist bereits beladen.“
„Ich habe etwas anderes gefragt.“
„Alles.“
„Alles“, wiederholte Robina nachdenklich. „Was deine Leute
künftig mit mir vorhaben, weißt du nicht?“
„Nein. Ich bleibe bei dir.“
„Na, wenigstens etwas“, bemerkte Robina sarkastisch
lächelnd und hielt im Überstreifen des Overalls inne. Sie raffte
die verbliebenen Kleidungsstücke, verließ schnurstracks die
Schlafkammer, ging ins Bad, ließ die Wanne aufschäumen und
kuschelte sich hinein, fest entschlossen, es sich wohl ergehen
und den nächsten Tag einfach auf sich zukommen zu lassen. –
2
    Robina wurde von der Stimme des Ersten geweckt: „Ich grüße
dich, Robina Crux. Dein Boot ist startklar, Aufbruch in einer
Stunde. Folge dem Leitstrahl.“
    „Wohin geht es?“
Der Erste hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
Erneut stieg Ärger in Robina an. ,Es geht also tatsächlich so
    weiter wie bisher. Na schön, ich werde sehen!’ Sie suchte das
wenige, das sich noch im Wohntrakt befand, zusammen. Birne
hielt bereits den Skaphander bereit, offenbar hatte er seine
Instruktionen.
    Sie begaben sich zum Hangar.
Ein bisschen Wehmut befiel Robina, als sie auf das Boot
zuging – oder Heimweh? Sie dachte plötzlich an die noch
verbleibenden mindestens zehn Jahre, ihr Schritt stockte, Birne
vor ihr drehte sich ihr zu, als sei er ratlos. Schleppend, mit
gesenkten Kopf ging Robina weiter, stieg ein und rutschte in
den Sitz. Gedankenverloren strich sie über Steuerpult und
Bedienelemente, und plötzlich waren die Gefährten, Frank,
Mandy, Stef um sie herum im Cockpit der REAKTOM und im
Sichtfenster der Wankelplanet, und sie fühlte sich wieder
versetzt in die Erregung von damals, als die Messwerte
Lebensbedingungen für Menschen angaben.
Robina kam zu sich, als die Triebwerke anliefen und sich ihr
die Vibrationen mitteilten. Sie konzentrierte sich.
„Start in einer Minute.“
Vor dem Boot öffnete sich die große Luke. –
3
    ,Wie damals, vor beinahe dreißig irdischen Jahren’ überlegte
Robina. Und abermals übermannte sie die Erinnerung. Mit
Mandy und Stef im Landeboot der lückenhaften Wolkendecke
entgegen, aufgeregt und glücklich, weil feststand: ein
erdähnlicher Planet mit Wasserflächen und einer üppigen
Vegetation, ein Zeichen für eine dem Menschen verträglichen
Biosphäre – trotz der durch die beiden Sonnen dirigierten
Wankelbahn. Robina erinnerte sich weiter, dass sie längere
Zeit über eine ausgedehnte Hügellandschaft flogen,
dazwischen Flüsse und Seen, bis sie auf eine Art Steppe trafen,
auf der sie die Landung wagten. ,Wie wir nach Stunden der
Messungen und Analysen herumtollten, ohne Schutzanzug,
Mandy sich auszog, sich in den Sonnenschein fläzte und
verkündete, hier würde sie siedeln, eine kleine Farm, Kinder,
kein Lärm, weit, weit ab vom Moloch Zivilisation. ,Und schon
nach einer Stunde nahm man den ganz leichten Geruch wie
nach Benzin, herrührend von den Kohlenwasserstoffen in der
Atmosphäre, nicht mehr wahr… Wie aufgeschreckte Hasen
rannten wir, als plötzlich dieser Sturzregen niederprasselte.
Und Frank, der in der REAKTOM wachte, neidvoll drängte,
ihm ja alle Details laufend zu berichten. Was gäbe ich drum,
wenn Frank heute wieder nervte…’
Das Boot durchstieß die Wolkendecke.
    Wieder blitzten Seen, schlängelten sich Flüsse zwischen
sanften Hügeln und Grün grüßte, Grün, so weit

Weitere Kostenlose Bücher