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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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stammelte eine Entschuldigung und fügte mit noch
zittriger Stimme hinzu, dass sie nichts verspürt habe, das ihr
den Zutritt verwehrt hätte.
„Der Roboter hat dich auf die Tabuzone aufmerksam
gemacht. Geh!“
Aus dem dunklen Gang vor ihr schwebten zwei Kugeln, 80
bis 100 Zentimeter im Durchmesser. Gleichzeitig mit deren
Auftauchen verspürte Robina einen Schub, der sich mit der
Annäherung der beiden verstärkte. Sie wurde dem Ausgang
zugedrängt. Sie sah sich schon in der Bewegung um. Von
jemandem, der gesprochen haben könnte, gab es keine Spur.
„Ich gehe ja schon!“ Und sie gab dem Druck der beiden
Kugeln nach. Als sie den Schritt beschleunigte, spürte sie
davon nichts mehr. Sie erreichte den Eingang, die beiden
runden Gesellen verblieben im Korridor. In der Ferne sah
Robina ihre Begleiter, die noch immer auf der gleichen Stelle
verharrten.
Während des Marsches dorthin überdachte Robina das
Geschehene, und sie kam zu dem Schluss, dass eigentlich
nichts geschehen war. Gut, sie hatte einen von den Anderen
flüchtig gesehen, einen Oberen offenbar; denn von der Größe
her passte er in eine solche Kugel nicht hinein. Nach Astrids
Erzählungen traten die Höhergestellten in diesen milchigen
Quadern auf, so wie der Wachhabende zum Beispiel. ,Und,
was ist schon dabei, wenn ich einen von ihnen hüllenlos
gesehen habe? Aber sie wollen es nicht! Na und wenn schon!
Dieser wird es überstehen.’ Damit tat Robina den Vorfall ab.
„Kannst du mir sagen, weshalb sie sich so verstecken?“,
fragte Robina, als sie bei den Robotern ankam.
„Sie sind sehr sensibel. Einer der Gründe ist: In dir und auf
dir wimmelt es von Mikroben. Die Desinfektion während der
Anabiose ist nur mäßig wirksam. Du brauchst Bakterien für
deine Lebensprozesse.“
„Donnerwetter!“ Robina lachte. „Ihr seid aber gelehrig.“ Sie
wurde schnell ernst, weil sie daran dachte, wie die Anderen zu
ihren Kenntnissen über die Physiologie der Menschen
gekommen waren, nach Astrid und Oman auf die grausamste
Weise. „Und ein anderer Grund?“
„Manche mögen die Menschen nicht. Sie haben den
unrühmlichen Rückzug von der Erde schlecht verkraftet.“
Robina sog die Luft hörbar ein. „Gehen wir heim“, sagte sie.
„Sie werden es dir übel nehmen“, sagte Birne leise.
„Was sollen sie mir schon tun.“ Und sie schwang sich auf
den Schleicher, weil es galt, den Fluss zu überqueren.
Birne antwortete nicht. –
    Am Abend dieses Tages gab es doch noch eine Lektion: Der
Erste meldete sich und wies dringend darauf hin, dass sie
gewisse Regelungen, die ihr der Roboter stets mitteilen würde,
einzuhalten habe. Das diene auch ihrer eigenen Sicherheit.
Konkret ging er auf den Vorfall vom Tage nicht ein.
    Robina entschuldigte sich abermals, wusste jedoch nicht, ob
er es angenommen hatte, denn er unterbrach nach seiner Tirade
offenbar sehr schnell die Verbindung.
    ,Du kannst mich mal, arroganter Mistkerl!’ Nunmehr ärgerte
sich Robina ernsthaft über das Aufheben, das diese
Zivilisierten wegen einer solchen Lappalie machten. –
5
    Wieder vergingen Tage, während derer Robina durch die
rasant wachsende Siedlung strich. Gewiss, es gab
außerordentlich Interessantes zu sehen, von dem ihr vieles, was
den Zweck anbetraf, verborgen blieb. Allmählich fiel ihr auch
auf die Nerven, Birne, der nicht von ihrer Seite wich, stets zu
befragen und um Erklärungen zu bitten. Er tat dies natürlich
höchst bereitwillig, dennoch kam sie sich beinahe wie eine
neugierige Göre vor. Außerdem stumpfte ihre Wissbegier
langsam ab; die Ausflüge wurden langweilig. Nur einmal
verbrachte sie längere Zeit in dem gigantischen Gewächshaus,
in das ihr Birne, trotz Aufforderung, nicht folgte.
    In unübersehbar langen Reihen wuchsen kugelige Gewächse
unterschiedlichen Reifegrads heran, emsig betreut und
behandelt von kleineren Robotern. Einigen ausgewachsenen
Kugeln wurden Flüssigkeiten injiziert. Als Robina später Birne
nach dem Sinn des Ganzen fragte, erhielt sie wieder, wie sie
eigentlich aus seinem Verhalten hätte schon schließen können,
die stereotype Antwort: „Tabu.“ –
    Als Ausgangspunkt für ihre Ausflüge nutzte Robina meist die
Landebahn, die Orientierung und an ihrem Rand ein gutes
Vorankommen bot Der Flugbetrieb war sehr mäßig, vielleicht
sieben bis acht Starts und Landungen überwiegend dieser
erstaunlichen Hubmaschinen, die von Schwerkraftgeneratoren
angetrieben wurden.
    In einer Ausbuchtung der Piste parkte auch Robinas
Landeboot. Und

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