Robinas Stunde null
Beinen aufrechterhaltenden
Wesen Notiz zu nehmen. Mit vielem, was Robina sah, konnte
sie nichts anfangen. Im Wesentlichen waren es wohl
Produktionsstätten, die entstanden. Auf riesigen Flächen
machten sich zahllose Roboter an gigantischen Werkstücken
zu schaffen. An einem anderen Ort wurde etwas montiert, was
ein Raumschiff monströsen Ausmaßes werden konnte. –
An einem dieser Tage gelangte Robina an den nördlichen Rand
dieses täglich sich nach allen Richtungen ausdehnenden
Areals, wobei sie sich nach dem Stand der Sonnen richtete.
Die Bebauung endete an einem kleinen Fluss, und man hatte
anscheinend nicht die Absicht, ihn zu überschreiten. Am
gegenüberliegenden Ufer schloss sich ein Landstrich an, der
gewiss jedes Siedlers Herz höher schlagen ließ. Nur in den
irdischen Voralpen hatte Robina je Vergleichbares gesehen.
Und in mittlerer Entfernung stand da ein Haus, nein, ein
weißer Kasten, quaderförmig, fensterlos, angeschmiegt an
einen ausgedehnten Hügel, auf dessen Gipfel ein üppiger Wald
wucherte.
„Ich möchte mir das anschaun“, bat Robina.
Beflissen rückte der Schleicher an ihre Seite und lud zum
Aufsteigen ein, indem er sich auf den Boden absenkte.
Robina begriff, saß auf, und sie schwebten über den
Wasserlauf. Sie fand Gefallen an dieser sanften Fortbewegung,
blieb auf der Maschine sitzen, und sie strebten diesem Gebilde
zu, das, je näher sie kamen, immer größer erschien.
Plötzlich blieb Birne, der vorausschwebte, stehen. „Tabu“,
verkündete er.
Robina stutzte, lachte dann unernst verärgert auf und sagte:
„Hätte mich auch gewundert, wenn es hier so etwas nicht
gäbe.“ Sie glitt auf den Boden und schritt weiter, an Birne
vorbei, auf das Gebäude zu, jeden Augenblick erwartend, in
den unsichtbaren, undurchdringlichen Gummi zu geraten.
„Komm zurück“, rief Birne.
Nichts geschah.
Robina wandte sich um. „Worauf wartest du?“, rief sie.
„Ich kann nicht. Ich bin blockiert“, antwortete Birne.
Robina stand noch einen Augenblick überlegend, dann
winkte sie jedoch ab und ging zögernd weiter, immer noch
darauf gefasst, dass etwas geschähe.
Mit der Zeit schritt sie forscher. Die beiden Sonnen,
scheinbar nebeneinander stehend, meinten es gut Robina
begann zu schwitzen; hoher, grasähnlicher Bewuchs
behinderte.
Einige Male drehte sie sich um, blickte zurück. Die beiden
Roboter hatten sich nicht von der Stelle gerührt.
Dann stand Robina vor dem Kasten, ja Kasten. Zunächst
erblickte sie an zwei makellosen Wänden nichts, was wie ein
Eingang aussah. Erst als sie um die nächste Ecke bog, gelangte
sie an eine diesmal viereckige Öffnung, die ins Innere, ins
Dunkle führte.
Augenblicke zauderte Robina überlegend. ,Wer a sagt…’,
dachte sie und trat zögernd ein. Bald umgab sie dichter
werdende Dämmerung. Sie tastete sich vor, ohne auf etwas zu
stoßen, was die Regelmäßigkeit des langen Korridors, in dem
sie sich bewegte, unterbrochen hätte.
Schon überlegte sie, umzukehren, als sie rechter Hand einen
Lichtschimmer wahrnahm, der im Näherkommen intensiver
wurde und aus einer mit einer durchsichtigen, glatten Platte
verschlossenen Öffnung drang.
Vorsichtig beugte sich Robina zur Seite, um nur dem linken
Auge die Sicht frei zu geben.
Sie sah wenig und das undeutlich; die Platte war nicht
schlierenfrei.
Robina schaute auf ein pultähnliches Möbel, davor hockte
oder stand ein Gebilde, das ihr
– wahrscheinlich?
– die
Kehrseite zudrehte und aussah wie, wie, sie traute ihren Augen
kaum, eine riesenhafte Zikade. Und dieses lebte, kein Zweifel;
denn die rechte Seite – ein Flügel? – spreizte sich kurz ab und
nahm dann seine vorherige Stellung wieder ein. Robina fiel die
Schilderung Astrids ein: Sie nannten sie dieser flügelartigen
Gebilde wegen Engel…
Plötzlich wendete sich das Wesen und stelzte aus Robinas
Blickfeld. Sie wich zurück, aus Furcht, gesehen zu werden. Als
sie wieder in den Raum hineinzuschauen wagte, war dieser bis
auf einige seltsame Möbel leer. Quadratische Podien befanden
sich da mit kalottenartigen Vertiefungen, als sollten sie Kugeln
aufnehmen. In einer Ecke standen kaum sichtbar, weil aus
durchsichtigem Material, hochkant gestellte Quader
– die
Schutzhüllen?
„Robina Crux, warum ignorierst du unsere Warnung?“ Als
stünde jemand unmittelbar neben ihr, so laut scholl plötzlich
die Stimme, traf Robina bis ins Mark. Nach bangen Sekunden,
in denen die heiße Schreckwelle abebbte, fand sie ihre Sprache
wieder. Sie
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