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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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fiel Sophie, da sie ohnehin
auf die nächste Marsfähre warten musste, die Aufgabe zu, die
anreisenden Kandidaten für die neu zu besetzenden Stellen zu
empfangen und, unterstützt vom rührigen Mba, ihnen
Gesellschaft zu leisten, bis alle eingetroffen waren, was sich
bei den Entfernungen und den dürftigen Verbindungen
hinzögerte.
    Schließlich brachte der Shuttle die Gruppe zur Orbitalbasis;
dort übernahm McLean die Einweisung, Auswahl und
Umschulung. Drei erfahrene Leute der Mannschaften der
beiden Marsfähren würden auf die TELESALT 4 wechseln,
verstärkt durch vier weitere, die mit der Raumfahrt Berührung
und sich bereiterklärt hatten, im Einvernehmen mit den
Leitungen der Objekte, das Projekt zu unterstützen. –
    Die Planung sah vor, dass die TELESALT 4 von Kap
Canaveral aus in den Orbit bugsiert und dort durchgecheckt
und beladen werden würde. Die Tenemoor selbst würde dieses
Manöver mit zweien ihrer Leute managen. Erst in der
Schlussphase der Vorbereitung, kurz vor dem eigentlichen
Start, würden die aus Sicherheitsgründen in der Umlaufbahn
stationierten Antimateriecastoren angedockt werden. Dann
auch übernimmt die endgültige Crew das Schiff. –
    Mars und Erde bewegten sich in ihren Bahnen auf eine
Oppositionskonstellation zu, was McLean auf den glorreichen
Gedanken brachte, die fällige Marsfähre der TELESALT 4
anzukoppeln, was zwar einen Zeitverzug für die Expedition
bedeutete, aber einen nennenswerten Spareffekt brachte. Auf
halber Strecke würde die Fähre abgehängt werden und
antriebslos ihrem eigentlichen Ziel zusteuern
– ein
abenteuerliches, vom neuen Pioniergeist getragenes, allerdings
von den Beteiligten akzeptiertes Unterfangen. Nur Sophie, die
sich mit einer zum Teil neuen Crew und einem unerfahrenen
Kapitän dann in der schwer beladenen und bis zu ihrer Grenze
beschleunigten Fähre befinden würde, wurde es bei dem
Gedanken etwas mulmig. –
4
    Sophie saß mit der Crew in der kleinen Kantine der Marsfähre.
Sie hatten, weil weniger umständlich, auf eine
Hermetikkupplung mit der TELESALT 4 verzichtet.
Vorerst, im passiven Schlepp, blieb an Bord nichts zu tun.
Es war der 17. Tag der Reise.
Sie unterhielten sich über Belangloses; jüngste irdische
Erlebnisse und Eindrücke im Zusammenhang mit
der
Apokalypse blieben im Gespräch ausgespart.
Das Frühstück zog sich in die Länge…
Sophie setzte vorsichtig den Kaffeebecher ab; die stetige
Beschleunigung der Fahrt erzeugte einen geringen
permanenten Andruck.
Da, ein Knacks in der Sprechanlage und gleich darauf die
Stimme Li Tschans, des Kapitäns der TELESALT 4: „Lug,
bitte auf die Brücke! Wir schalten dir Außensicht und
Fernradar auf. Alarmbereitschaft!“
„Was, zum Teufel…“, rief Corinna Lawson. „Kann man
nicht mal in Ruhe frühstücken?“ Aber sie erhob sich ebenso
spontan wie ihre beiden Kollegen und Sophie.
Schlingernd, sich an den gepolsterten Wänden des Korridors
abstoßend, kämpften sie, im Bestreben, rasch vorwärts zu
kommen, gegen den Beschleunigungsdruck und die geringe
Schwere.
Atemlos erreichten sie die Zentrale.
Lug schaltete und meldete vorschriftsmäßig: „Lug
Scherwandse, Kapitän der MARS vier. Ich rufe TELESALT
vier!“
Li Tschan gab sich weniger förmlich: „Ich gebe das
Vorausbild auf und lege diese Leitimpulse darüber. Mars tritt
in den Strahl ein, der auf über hundert Kilometer aufgefächert
ist. Es entstehen Beugungsanomalien. Aber das ist es nicht,
worauf wir aufmerksam machen wollen. Bei elf Uhr glauben
wir, in den Markierungen der Funkwellen einen Knoten
entdeckt zu haben, möglicherweise ein vagabundierender
Raumkörper, ein größerer Meteorit auf Kollisionskurs, aber
noch weit jenseits der Marsbahn. Messungen sind noch ohne
Ergebnis. Brücke besetzt halten!“ –
5
    Der große Schirm zeigte tiefstes Schwarz, dicht bestreut mit
golden funkelnden, unzähligen Lichtpunkten und etwas rechts
außerhalb der Mitte eine kleine runde, rötlich leuchtende
Scheibe – das Ziel, den Mars.
    Als entsprängen sie aus dem Nichts in der Tiefe das Alls,
lösten sich in Impulsen aus der Schwärze wie ein feines Gatter
rechts von der Planetenscheibe zarte senkrechte Linien, die,
wenn sie den Abstand von einem Dezimeter voneinander
erreicht hatten, verschwanden. Nach kurzer Zeit entstanden
neue. Nur bei genauem Hinsehen erkennbar, zeigten sie zum
Mars hin eine winzige konvexe Krümmung, und sie flatterten
fast unmerklich in unmittelbarer Nähe des Planeten. Am
rechten Bildrand aber, stets

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