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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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an der gleichen Stelle, bildete sich
auf der wandernden Linie ein Bläschen oder Knötchen…
„Das Fernradar spricht nicht an, noch nicht“, meldete sich Li
    Tschan erklärend. „Es muss ein kleineres Objekt sein.“
„Dass ihr es überhaupt entdeckt habt“, murmelte Lug
anerkennend. „Was willst du tun?“, fragte er dann.
„Noch nichts. Wenn es auf Kollisionskurs bleibt, ein
Ausweichmanöver – mit Folgen für euch.“
„Woran denkst du da?“ Bängliches Interesse klang aus der
Frage. Man merkte ihm an, dass ihm zunehmend unwohl
wurde.
„Was schon! Vorzeitiges Ausklinken, und ihr
müsst
rechtsspiralig anfliegen. Kostet Treibstoff und Zeit.“
„Da wäre demnach diese ganze Ankoppelei umsonst…“
„Wir warten ab!“, unterbrach Li Tschan. „Noch ist keine
Maßnahme spruchreif.“ Ein Knacken verriet, dass er die
Verbindung abgebrochen hatte.
„Mist!“, fluchte Lug. Kleine Schweißperlen standen auf
seiner hohen Stirn.
Sophie ahnte, dass er nicht den Fakt an sich meinte, sondern
wohl mehr an seine Unerfahrenheit und das kompliziertere
Annäherungsmanöver dachte. Irgendwie übertrug sich seine
Unsicherheit auch auf sie. Unruhig blickte sie von Lug auf den
Bildschirm. „Was glaubst du?“, fragte sie.
„Ausweichmanöver bei dem Kasten, mit uns im Verbund und
bei der Geschwindigkeit das ist – ist als wolltest du eine
Zielscheibe vor einer heranfliegenden Gewehrkugel schützen.“
„Nicht, wenn du weißt, ob der Schütze überhaupt auf die
Scheibe zielt und nicht, wenn er noch nicht abgedrückt hat. Es
sieht so aus, als hätten wir Zeit für eine Entscheidung.“ Sophie
legte Lug die Hand auf den Arm und lächelte. –
6
    Nach weiteren vier Tagen hatte sich am Vorausbild nichts
geändert. Allmählich begann die Wache auf der Brücke zu
nerven. Auf eigenen Wunsch wurde Sophie mit einbezogen –
ein Verstoß gegen das Reglement.
    Corinna maulte, Li Tschan könne ja wohl alarmieren, wenn
sich etwas tat. In der Zeit, die man von der Koje bis zur
Zentrale brauchte, würde schon nichts passieren. –
    Am sechsten Tag bemerkte während des Mittagsmahls Phillip
Montreaux, der zweite Mann der Crew: „Ich weiß nicht, irgend
etwas hat sich verändert, ist anders… Spürt ihr es nicht?“
    In diesem Augenblick meldete sich Lug, der die Wache inne
hatte: „Wir fliegen antriebslos. Die TELESALT vier hat die
Triebwerke abgestellt.“
    „Was soll denn dieser Quatsch!“, rief Phillip heftig. „Da
muss ich doch…“ Er verließ hastig den Raum.
Die beiden Frauen schlossen sich eilig an.
Auf dem Bildschirm hatte sich scheinbar nichts geändert,
vielleicht war die Marsscheibe einen Deut größer geworden.
„Was ist?“, rief Phillip aufgeregt, kaum, dass er einen Fuß in
die Zentrale gesetzt hatte.
„Das Ding sendet“, erläuterte Lug mit bedeutungsvoller
Miene.
„Ach was!“ Phillip trat dicht an den Schirm heran, die beiden
Frauen beugten sich vor. Zu dritt starrten sie.
Das Knötchen erschien etwa an der gleichen Stelle, ebenfalls
scheinbar unverändert.
„Jede Stunde für eine Minute – irdischer Zeit“, sagte Lug
lakonisch. „Angeblich – so Li Tschan – vor siebenunddreißig
Minuten das letzte Mal. Ich habe es auch noch nicht gesehen.“
Sie ließen, obwohl dadurch die Minuten nicht schneller
verstrichen, kein Auge vom Schirm.
Dann meldete Li Tschan: „In sechzig Sekunden!“
Das Knötchen tauchte auf und verschwand, nachdem die
Linie darüber hinweggeglitten war. An seiner Stelle sprangen
aus einem Punkt fein gezeichnete konzentrische Kreise auf –
ähnlich Wellen, die ein ins Wasser geworfener Stein erzeugt.
Das Spiel währte eine Minute.
„Ein Positionsfeuer, keine Nachricht“, erläuterte Li Tschan
getragen. „Aber es bedeutet, dass es kein Asteroid und kein
Meteorit ist, sondern etwas Intelligentes.“ –
7
    Sie hatten stundenlang diskutiert und spekuliert und sich dann
auf das Naheliegende geeinigt: Was da heranraste, ließ sich
von dem mysteriösen Strahl leiten, stand also in irgend einem
Zusammenhang mit diesem
– obwohl… Corinna gab zu
bedenken, dass sich andere, so wie die Menschen mit der
TELESALT 4 auch, diesen Strahl als Leitlinie zunutze machen
könnten.
    Sie verwarfen diese Ansicht als zu unwahrscheinlich.
Und sie schlussfolgerten logisch weiter: Da der Strahl
wiederum den Spruch beförderte, müsste das neue Phänomen
auch mit diesem Mysterium zu tun haben.
Sophie fand keinen Schlaf. Ihre Gedanken kreisten. ,Kommt
nach einer langjährigen Odyssee die

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