Robinas Stunde null
zahlreiche
Rotten der kleinwüchsigen grünen Schweine, die sich
insbesondere im Licht Sunnyboys aalten, um das Chlorophyll
in ihren Zellen zu aktivieren.
Robina probierte von den prächtigen Trauben im
Weinanbaugebiet, bewunderte große Windparks und riesige,
mit Folien überdachte landwirtschaftliche Anlagen.
Auf manches, so auf eine ausgedehnte Industrielandschaft
mit einer Anzahl von Fördertürmen und anderen Hochbauten,
wies Sophie nur aus der Ferne hin. Sie vermied so Fragen,
weshalb man den lukrativen Abbau von Bodenschätzen und
deren Verarbeitung eingestellt hatte.
Und wenn Robina, zum Zeitpunkt, als sie mit der
REAKTOM aufbrach, jemand prophezeit hätte, und selbst
wenn es der Bruder Ed gewesen wäre, sie würde eines Tages
auf dem Roten Planeten an einem Strand mit feinem roten
Sand spazieren, in klarem Wasser bei sehr angenehmen
Temperaturen baden, sie hätte ihn für einen üblen Spinner
gehalten.
Bei all den grandiosen Objekten und Leistungen, die Robina
kennen lernte und von denen sie erfuhr, konnte sie sich
wiederum des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimmung
der Pioniere im Allgemeinen gedämpft schien und sich die
weitere Entwicklung des Planeten in einer Rezession befand.
Robina spürte, obwohl ihr gegenüber nicht angewendet,
allenthalben Sparmaßnahmen, bemerkte mit Befremden überall
akuten Personalmangel und sogar eine Rückentwicklung. Von
den ehemals sieben künstlichen Sonnen, seinerzeit eine
wissenschaftliche Leistung sondergleichen, hatte man drei
erlöschen lassen, weil angeblich die Energie der restlichen vier
für Vegetation, Wärme und Licht im Verbund mit anderen
Maßnahmen, ausreichte. –
Die letzten Tage verbrachte Robina im Observatorium, lernte
Lucie Blackhill kennen, deren Entdeckung sie ihre Rettung
verdankte. Während der Empfangsparty hatte Lucie Dienst.
Robina schaute sich das Monitorbild des Leitstrahls an, der
wegen der Bahnkonstellation des Mars zwar schwach, aber
noch immer anlag. Nach dem, was ihr der Erste auf den Weg
gegeben hatte, sollte er so lange gesendet werden, bis man mit
Gewissheit annehmen konnte, Robinas Boot habe das Ziel
erreicht oder wäre für immer im All verschollen.
Der Abschied fiel aus Robinas Sicht unangemessen
schmerzlich aus. Während sie mit froher Erwartung den Lift,
der sie ins Schiff hob, betrat, natürlich mit der Wehmut, mit
der man liebgewordene Menschen verlässt, hinterließen
Sophie, sogar Sander und andere, die Robina kennen gelernt
hatte, den Eindruck eines deprimierend traurigen Ereignisses.
Sophie schien untröstlich und wiederholte
– für Robina
unverständlich – mehrmals unter Tränen, „Sei stark, Robi, was
auch kommen mag.“ –
7
Auch die TELESALT 4 würde etwa 60 Tage bis zur Erde
benötigen, da für die Start- und Bremsmanöver nur
herkömmlicher Antrieb in Frage kam.
Man hatte Robinas Mitbringsel umgeladen und als Fracht
eine Menge Marsprodukte aufgenommen. Robina blieb die
einzige Mitreisende.
Trotz des bewegenden Abschieds, der Trauer, die über der
Szene gelegen hatte, überwog bei Robina freudige Erwartung,
als sie oben im Schiff am Sichtfenster stand und hinunter auf
die Anlagen des Kosmodrom und in die Weite der
Marslandschaft blickte. Die Menschen, die dem Abschied
beiwohnten, hatten sich zurückgezogen. Wehmut, die
aufkommen wollte, wurde vom Erinnern an das Versprechen
Sophies und anderer, sich demnächst auf der Erde
wiederzusehen, verdrängt.
Robina ließ sich gefangen nehmen vom prächtigen
Schauspiel, als der grünliche Schein Nymphes sich mit dem
Glanz des untergehenden Sunnyboys mischte, schließlich die
Oberhand gewann und Kosmodrom, Park und Wüste in ein
unwirkliches, geheimnisvolles Licht tauchte.
Die Aufforderung über den Bordfunk, die Startpositionen
einzunehmen, brachte Robins in die Wirklichkeit zurück. Mit
einem Seufzer und dem erleichternden Gedanken ,es geht los!’
löste sie sich vom Ausblick, vom Mars… –
Gegenüber dem Riesenschiff der Anderen nahm sich die
TELESALT 4 wie ein Zwerg aus, dennoch wunderte sich
Robina ein weiteres Mal, dass die Crew aus unverhältnismäßig
wenigen Leuten bestand. Es gab nicht den geringsten Service
an Bord, was Robina später als Glücksfall empfand. Das
Hochgefühl allein, endlich der Erde zuzurasen, reichte nicht
aus, um nervende Ungeduld und Langeweile zu vertreiben. Da
schufen die notwendigen täglichen Verrichtungen doch ein
wenig Abwechslung.
Robina traf sich kaum mit der gesamten Crew. Ein Teil der
Mannschaft
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