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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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unter, dafür ergibt sich die Chance auf Wohlstand und vor
allem Fortentwicklung ohne die Gefahr eines degenerativen
umfassenden Inzests. Für Europa sei als eine solche
Konzentrationsstätte die französische Riviera bereits in
Vorbereitung. Klima, Zugang zum Meer, strukturelle und
wirtschaftliche Erschließung hätten den Ausschlag gegeben.
Grund und Boden werden dort Gemeingut sein. Doch niemand
wird gezwungen werden, sich dem anzuschließen. Allerdings
kann auch keiner, der Eremit bleiben will, auf eine allseitige
Unterstützung durch die neue Gemeinschaft hoffen. Schritt für
Schritt werde so das Leben in einen normalen Gang kommen.
Gelenkt solle das Gemeinwesen von einer gewählten Fachelite
werden. Da für das nächste Jahrhundert genügend Luxusgüter
angereichert seien, bestände die Gefahr korruptiven Verhaltens
einer solchen Führung nicht. Er, McLean, sei voller Hoffnung.
„Und wie erreicht ihr die Menschen?“, hatte Robina gefragt.
„Das ist das Problem. Das Vielversprechendste sind weltweit
Flugblattaktionen, in ehemals dichten Sielungsgebieten in
Abständen auch Aufrufe über mobile Sprechanlagen.“ –
    Mit gemischten Gefühlen ging Robina an diesem Tag zur
Ruhe. Die Glieder schmerzten, sie fühlte sich körperlich
angeschlagen, und in ihr stritten Tatendrang, Spannung und –
Furcht. –
3
    Außer dass sie nur zwei Menschen traf und eine Anzahl
Häuser der Siedlung unbewohnt schienen, stellte Robina im
unmittelbaren Umfeld des Kosmodroms nichts besonders
Abnormales fest Vielleicht wimmelten im Vergleich zu früher
zu viele Tiere herum. Aber wer weiß, ob sie sich so
unmittelbar in der Nähe der Puszta nicht auch vor der
Katastrophe schon hier tummelten.
    Robina akklimatisierte sich zusehendst. Sie unternahm
ausgedehnte Spaziergänge, bestückte gemeinsam mit Mba
einen mittleren Caravan, den jener, woher auch immer, besorgt
hatte. Und immer wieder erteilte der Mann sicher nützliche
Ratschläge, aber Robina wurden sie langsam zu viel, vielleicht
auch deshalb, weil sie durch ihre Erfahrungen rings um das
Kosmodrom geneigt war, einiges Widrige, das sie angeblich
draußen vorfinden würde, für übertrieben dargestellt zu halten.
Sie fühlte sich von Tag zu Tag wohler und wünschte bald
ungeduldig den Aufbruch herbei, der durch Mba, weil er noch
dieses und jenes zu besorgen habe, wie er meinte,
hinausgezögert wurde.
    Der Betrieb auf dem Kosmodrom gestaltete sich wenig
aufregend, einmal in zehn Tagen landete und startete ein
Shuttle zur Raumstation. Größere Flugzeuge flogen nach
Bedarf und den Möglichkeiten, die der Personalmangel
diktierte, etwa alle 24 Stunden eines. Die TELESALT 4 blieb
zunächst im Orbit. Umtriebiger sah es mit Hubflüglern und
kleineren Maschinen aus. Pusztamonostor galt als europäische
Zentrale und Ausgangspunkt mannigfaltiger Aktivitäten.
Exkursionen wurden von hier ebenso gestartet wie
Suchaktionen oder Hilfsunternehmen. Selten zwar, aber noch
immer trafen, mitunter aus weiter Ferne, Leute ein, einzeln
oder in kleinen Gruppen, die irgendwo das Inferno überlebt
hatten und die Gemeinschaft suchten. An wenigen Tagen
herrschte im Objekt ein Betrieb wie in flauen Zeiten auf einem
Regional-Airport. Auch das trug dazu bei, dass Robina die
Warnungen vor dem Draußen ein wenig für übertrieben hielt.
    An manchen Abenden hielt sich Robina im Restaurant auf,
unterhielt sich mit den wenigen Leuten, die sich
vorübergehend im Kosmodrom aufhielten.
    Einmal übernachtete ein Jagdtrio, eine Frau und zwei
Männer, die mit einem Kleinflugzeug aus Berlin eintrafen.
Robina nahm die Gelegenheit, sie nach der Stadt, ihrem ersten
Ziel, zu fragen. Als enttäuschende Antwort hieß es, es sei eben
heute eine Stadt wie jede andere, menschenleer und damit öde.
Nichts mehr von dem Aufstrebenden sei zu spüren, das die
Metropole einst so anziehend machte.
    Keiner, den sie traf, berichtete von schrecklichen Erlebnissen.
,Entweder jeder verdrängt sie oder’, so dachte Robina, die in
diesen Gesprächen meist ihre Herkunft nicht offenbarte, ,man
glaubt, ich müsse solches kennen. Schließlich geschah es vor
mehr als drei Jahren…’ Letzteres schloss sie daraus, dass ihre
diesbezüglichen Fragen Verwunderung, meist Schulterzucken
auslösten.
    Doch dann, eine Woche nach ihrem Eintreffen im
Kosmodrom, stand das Gespann bereit: Eine starke,
geländegängige Limousine vor einem mit allen technischen
Raffinessen ausgestatteten und mit Vorräten vollgestopften
Caravan. Gegen Ende des

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