Robinson Crusoe
und setzte mich mit ihm hinein.
Er wußte es so geschickt zu rudern und ließ es so geschwind und schnell laufen, wie ich es auch nicht besser gekonnt hätte. Als er darin saß, sagte ich zu ihm: «Nun, Freitag, wollen wir zu deinem Volk fahren!»
Er schaute mich sehr erstaunt an und schien das Boot für zu klein für eine so weite Fahrt zu halten. Ich sagte ihm also, daß ich noch ein größeres hätte, und führte ihn am nächsten Tag zu der Stelle, wo das Boot lag, das ich zuerst gemacht und nicht ins Wasser gebracht hatte. Er meinte, dieses sei groß genug. Aber da ich mich zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre
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nicht darum gekümmert hatte, war es von der Sonne ausgetrocknet und gesprungen und ganz verwahrlost.
Freitag meinte, ein solches Boot würde reichlich genügen und würde tragen «viel genug Sachen, Trink, Brot». Das war seine Art zu sprechen.
Ich war damals so fest entschlossen, mit ihm auf das Festland überzusetzen, daß ich ihm sagte, wir wollten ein anderes, ebenso großes machen, und er solle damit heimfahren. Er antwortete kein Wort, aber sah sehr ernst und traurig vor sich hin. Ich fragte ihn, was er denn habe. - Er fragte dagegen: «Warum Ihr so böse mit Freitag? Was ich getan?» - Ich erwiderte, was er denn meine. Ich sei gar nicht böse mit ihm. -«Nicht böse, nicht böse», sagte er und wiederholte diese Worte mehrere Male: «Warum Freitag zu mein Volk wegschicken?»-«Warum, Freitag?» versetzte ich,
«hattest du nicht selber gewünscht, dort zu sein? » -
«Ja, ja», sagte er,« wenn sein beide dort! Nicht wünschen Freitag allein dort, kein Herr dort.» Mit einem Wort: er wollte nichts davon wissen, ohne mich zu fahren. «Wenn ich dorthin ginge, Freitag», sagte ich, «was sollte ich dort tun?» Daraufhin wandte er sich schnell zu mir um. «Ihr tun große Menge viel gut!» rief er, «Ihr lehren wilde Männer gut sein, zahm.
Ihr lehren sie Gott wissen, zu Gott beten und neues Leben haben.»-«Nur sachte, Freitag»,erwiderte ich,
«du weißt nicht, was du sagst, ich bin selbst nur ein unwissender Mensch.» - «Ja, ja», sagte er, «Ihr mich gelehrt gut; Ihr sie lehren gut.» - «Nein, nein, Freitag», beharrte ich, «du sollst ohne mich gehen, laß mich hier allein leben, wie ich es vorher getan.» Darüber war er wieder ganz betrübt, lief nach der Axt, die er
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gewöhnlich trug, nahm sie hastig auf und gab sie mir.
«Was soll ich damit tun?» fragte ich. - «Freilag töten», sagte er. - «Warum soll ich dich töten?» erwiderte ich.
Er sah mich hastig an. «Warum schicken Ihr Freitag weg? Töten Freitag, nicht schicken weg!» - Dies sprach er mit solchem Ernst, daß ich ihm die Tränen in den Augen stehen sah. Kurz, ich erkannte daraus seine Liebe zu mir und seinen festen Charakter so klar, daß ich ihm sagte und später noch oft wiederholte, ich würde ihn niemals wegschicken, wenn er bei mir bleiben wolle.
Ich merkte während all dieser Reden, daß der einzige Grund seines Heimwehs die heiße Liebe zu seinen Stammesbrüdern war und seine Hoffnung, daß ich bei ihnen Gutes wirken würde, obgleich ich nicht das geringste Verlangen danach hatte. Dagegen fühlte ich noch immer die größte Lust, einen Fluchtversuch zu machen, angeregt durch die Erzählung von den siebzehn bärtigen Männern. Daher machte ich mich mit Freitag gleich daran, einen großen, zum Fällen geeigneten Baum zu finden, um daraus eine große Piroge oder ein Kanoe zu bauen. Auf der Insel gab es Bäume genug, um eine kleine Flotte nicht nur von Kanoes, sondern von großen Schiffen zu bauen. Aber ich wollte vor allem einen Stamm finden, der so nahe wie möglich am Ufer stand, um das fertige Boot auch von Stapel lassen zu können und nicht den alten Fehler noch einmal zu begehen.
Endlich deutete Freitag auf einen solchen Baum, und ich merkte, daß er viel besser wußte, welche Sorte am tauglichsten war, da ich bis zum heutigen Tage nicht weiß, wie sich das Holz des Baumes
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nannte, den wir nun fällten, nur, daß es dem Gelbholz sehr ähnlich war oder etwa dem Niagaraholz, dessen Farbe und Geruch es hatte. Freitag wollte den Stamm mit Feuer aushöhlen; aber ich zeigte ihm, wieviel leichter wir ihn mit unseren Werkzeugen aushauen könnten. Er machte es sehr geschickt nach, und in etwa einem Monat harter Arbeit wurden wir damit fertig und hieben die Außenseite mit unseren Äxten zu einer richtigen Bootsform zurecht. Wir brauchten dann noch fast vierzehn Tage, um es gleichsam Zoll
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