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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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geben, und die Vorsehung fügte es, daß ich noch am selbigen Tage, als ich in der Heiligen Schrift las, auf die Worte stieß: «Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden.» Ich warf das Buch hin, hob Herz und Hände gen Himmel und rief
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    laut in freudiger Verzückung: «Jesus, du Sohn Davids, du erhöhter Fürst und Heiland, gib du mir Buße!»
    Dies war das erstemal in meinem Leben, daß ich im wahren Sinne des Wortes sagen konnte, ich betete; denn jetzt betete ich mit dem Bewußtsein meiner Lage, mit einer bibelsicheren Aussicht auf Hoffnung, gegründet auf die Verheißung des Wortes Gottes; und seit dieser Zeit, darf ich sagen, begann ich zu hoffen, daß Gott mich erhören würde.
    Jetzt begann ich, die Worte «Rufe mich an, so will ich dich erretten» in einem anderen Sinne zu begreifen, als ich vorher getan. Damals dachte ich bei Errettung immer nur an meine Erlösung aus der Gefangenschaft; denn obgleich ich Raum genug hatte, war die Insel ein Gefängnis für mich, und zwar im schlimmsten Sinne der Welt.
    Aber jetzt lernte ich, es in anderem Sinne zu nehmen. Jetzt sah ich auf mein vergangenes Leben mit solchem Grauen, meine Sünden erschienen mir so schrecklich, daß meine Seele nichts anderes bei Gott suchte als Erlösung von der Last meiner Schuld, die mich so erdrückte. Mein einsames Leben war mir ein Nichts; ich bat nicht, von ihm befreit zu werden; ja, ich dachte nicht einmal daran; es war von keiner Bedeutung im Vergleich mit dem anderen. Und ich habe dieses Stück meiner Geschichte hierhergesetzt, um jeden, der es lesen wird, daran zu mahnen, daß, wenn er je auf den wahren Grund der Dinge kommt, er Erlösung von den Sünden als einen viel größeren Segen empfinden wird als Erlösung aus Trübsal. Aber ich schließe diesen Abschnitt, um zum Tagebuch zurückzukehren.
    -129-

    Meine Lage wurde nun, obwohl sie noch jammervoll genug blieb für meinen Leib, dennoch viel leichter für mein Gemüt. Meine Gedanken waren durch das Lesen der Schrift und das Beten zu Gott auf höhere Dinge gerichtet. Ich fand einen Trost in mir selber, von dem ich bisher nichts gewußt. Und als meine Gesundheit und meine Kräfte wiederkehrten, ging ich drauf und dran, mir alles, was ich noch brauchte, zu besorgen und meine Lebensweise so ordentlich wie möglich zu regeln.
    Vom 4. bis 14. Juli war ich hauptsächlich damit beschäftigt, mit meinem Gewehr auszugehen, täglich etwas weiter, wie Menschen es nach einer Krankheit zu tun pflegen, um wieder Kräfte zu sammeln. Denn man kann sich kaum vorstellen, wie ich
    heruntergekommen und wie schwach ich geworden war. Die Kur, die ich gebraucht hatte, war völlig neu und hat vielleicht auch nie vorher eine Krankheit geheilt, noch kann ich jemand empfehlen, den Versuch zu wiederholen; und obwohl sie den Anfall vertrieb, hatte sie doch beigetragen, mich zu schwächen; denn ich hatte noch lange Zeit unter häufigen Nerven- und Gliederkrämpfen zu leiden. Ich zog daraus noch die Lehre, daß es nichts
    Schädlicheres für meine Gesundheit geben konnte, als während der Regenzeit auszugehen, besonders während der Regen, die von Stürmen und Orkanen begleitet waren; denn da der Regen, der in der trockenen Jahreszeit kam, immer von solchen Stürmen begleitet war, so fand ich, daß dieser Regen viel gefährlicher war als der Regen, der im September und Oktober fiel.
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    Ich war nun über zehn Monate auf dieser unseligen Insel. Jede Möglichkeit der Befreiung aus meiner Lage schien mir genommen; und ich wurde immer mehr davon überzeugt, daß noch nie ein menschliches Wesen je seinen Fuß auf diesen Ort gesetzt hätte.
    Nachdem ich nun meine Wohnung meiner Meinung nach völlig gesichert hatte, fühlte ich den lebhaften Wunsch, die Insel weiter zu erforschen, um zu sehen, was noch alles darauf wüchse, wovon ich noch nichts wüßte.
    Es war am 15. Juli, als ich mich zu einer genaueren Besichtigung der Insel aufmachte. Ich ging zuerst an dem Bache hinauf, wo ich, wie ich erzählte, meine Flöße an Land brachte. Als ich ungefähr zwei Meilen daran entlang gewandert war, fand ich, daß die Flut nicht weiter hinaufreichte und daß er nur noch ein kleines Rinnsal sehr frischen und guten Wassers bildete. Aber da es in der trockenen Jahreszeit war, hatte er an einigen Stellen kaum noch Wasser.
    Am Ufer dieses Baches fand ich viele liebliche Weiden oder Wiesen, voll, weich und mit Gras bedeckt; und höher

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