Robinson Crusoe
daß ich gezwungen war, sie wie Ungeziefer oder Raubtiere zu töten und nach Kräften von meinem Hause zu verjagen.
Vom 14. bis 24. August unaufhörlicher Regen, so daß ich mich nicht hinausbegeben konnte, da ich mich jetzt sehr hütete, naß zu werden. Infolge dieser Haft war ich gezwungen, meine Nahrung zu strecken.
Zweimal wagte ich es jedoch, auszugehen; an dem einen Tag schoß ich eine Ziege, und am andern, dem 25., fand ich eine große Schildkröte, die ein Hochgenuß für mich war. Meine Mahlzeiten waren so eingeteilt: zum Frühstück eine Traube Rosinen, zum Mittagessen ein Stück Ziegenfleisch oder Schildkröte, geröstet, denn zu meinem großen Unglück hatte ich keinen Kessel, um etwas zu kochen oder zu schmoren, und zwei bis drei Schildkröteneier zum Abendbrot.
Solange mich der Regen im Hause hielt, arbeitete ich täglich zwei oder drei Stunden an der Erweiterung meiner Höhle. Nach und nach drang ich nach einer
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Seite immer tiefer vor, bis ich schließlich an die Außenseite des Hügels kam. Hier machte ich eine Tür, die außerhalb meiner Einzäunung lag, und ging nun hier aus und ein.
Aber es war mir nicht ganz behaglich dabei zumute, daß die Höhle nun nach dieser Seile hin so offen lag; denn bisher war ich ringsum geschützt gewesen, während jetzt durch diese Öffnung hereinkommen konnte, wer oder was wollte, obwohl ja, soviel ich wußte, gar kein lebendes Wesen vorhanden war, das ich halte fürchten müssen, da das größte Geschöpf, das ich bis jetzt auf der Insel gesehen hatte, eine Ziege war.
30. September. Heute jährte sich der Unglückstag meiner Landung. Ich zählte die Kerben an meinem Pfosten zusammen und fand, daß ich 365 Tage auf der Insel war. Ich hielt an diesem Tag ein feierliches Fasten und verbrachte ihn mit frommen Übungen. Ich warf mich in tiefster Demut zu Boden, beichtete Gott meine Sünden, erkannte sein gerechtes Gericht über mich und flehte ihn an, mir Gnade zu geben durch Jesum Christum. Ich aß zwölf Stunden lang keinen Bissen bis Sonnenuntergang, wo ich einen Zwieback und eine Traube Rosinen genoß und zu Bett ging, den Tag beschließend, wie ich ihn begonnen hatte.
Ich hatte die ganze Zeit über keinen Sonntag eingehalten; denn da ich anfangs keine Gottesfurcht im Herzen hegte, so hatte ich es nach einiger Zeit unterlassen, die Wochen zu kennzeichnen und eine längere Kerbe für den Sonntag zu schneiden. Als ich jetzt aber, wie gesagt, die Tage zusammenzählte, fand ich, daß ich ein Jahr hier war. Nun teilte ich es in
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Wochen ein und setzte jeden siebenten Tag einen Sonntag; trotzdem fand ich am Ende meiner
Rechnung, daß ich um ein oder zwei Tage zu kurz kam. Bald danach begann meine Tinte zur Neige zu gehen, und so beschied ich mich, sie sparsam zu gebrauchen und nur die wichtigsten Ereignisse meines Lebens niederzuschreiben, ohne ein Tagebuch über andere Dinge zu führen.
Allmählich lernte ich, die regelmäßige Wiederkehr der nassen und trockenen Jahreszeiten zu
unterscheiden und mich demgemäß auf sie
vorzubereiten. Aber ich mußte Lehrgeld dafür zahlen, und davon will ich jetzt erzählen; denn es war wohl einer der entmutigendsten Versuche, die ich machte.
Ich habe erwähnt, daß ich die wenigen Ähren Gerste und Reis aufbewahrt hatte, die ich so überraschend von selbst, wie ich zuerst meinte, hatte sprießen sehen. Ich glaube, es waren ungefähr dreißig Reishalme und zwanzig Gerstenähren, und nun dachte ich, daß nach dem Regen die richtige Zeit zum Säen gekommen wäre, da die Sonne sich nach Süden von mir entfernte.
Demgemäß grub ich ein Stück Hoden um, so gut ich es mit meinem hölzernen Spaten konnte, teilte es in zwei Teile und säte meine Saat. Aber im Säen kam mir der Gedanke, lieber nicht alles auf einmal zu säen, weil ich nicht wußte, ob « die rechte Zeit sei. So warf ich etwa zwei Drittel des Samens aus und behielt eine Handvoll von jedem zurück.
Es war später ein großer Trost für mich, daß ich so tat; denn nicht ein einziges Korn ging auf, weil in den drei trockenen Monaten, die folgten, der Boden nicht
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genug Feuchtigkeit hatte. Erst als die Regenzeit begann, schoß es auf, als ob es frisch gesät wäre.
Da meine erste Saat nicht wuchs, suchte ich mir ein feuchteres Stück Boden, um einen neuen Versuch zu machen. Ich grub etwas Land nahe meiner neuen Laube um und säte den Rest meiner Saat im Februar, kurz vor der Frühlings-Tagundnachtgleiche; und da jetzt die regnerischen Monate März
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