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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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später aufmerksamer darüber nachgedacht hatte, wie ich auf diese schreckliche Insel verschlagen sei und außer dem Bereiche der Menschheit ohne Hoffnung auf Rettung lebe, war doch, sobald sich mir nur die Aussicht am Leben zu bleiben und nicht vor Hunger umzukommen zeigte, all meine Betrübniß verschwunden; ich fing an ganz ruhig zu sein, machte mich sofort an die Arbeit, um mir das Dasein zu fristen, und war weit entfernt von dem Gedanken, daß Gott sein Gericht an mir vollzogen und seine Hand über mich ausgereckt habe.
    Erst das Aufgehen des Korns hatte, wie ich in meinem Tagebuch erwähnte, einen kleinen Eindruck auf mich bewirkt und mich nachdenklich gemacht, so lang ich es für etwas Wunderbares hielt. Aber sobald dies aufhörte, war auch jene Wirkung wieder vollkommen verraucht. Sogar das Erdbeben, wiewohl es keine furchtbarere Naturerscheinung und Nichts, das die unsichtbare Macht, die Alles lenkt, augenscheinlicher zeigt, geben kann, hatte, als der erste Schreck vorüber war, keine dauernde Einwirkung bei mir hinterlassen. Ich dachte jetzt nicht mehr an Gott und daran, daß mein gegenwärtiges Elend von ihm geschickt sei, als in der glücklichsten Zeit meines Lebens. Nun aber, nachdem ich erkrankt war und sich die Aussicht auf langsame Todesqual mir vor Augen stellte, als mein Lebensmut unter der Last der schweren Leiden anfing zu sinken und meine Natur durch das heftige Fieber erschöpft war, begann mein Gewissen, das so lange geschlafen hatte, aufzuwachen und Vorwürfe über meine Vergangenheit, in der ich so offenbar Gottes Gericht über mich herauf beschworen, wurden in mir laut. Diese Gedanken lagen besonders am zweiten oder dritten Tag meiner Krankheit schwer auf mir. Die Gewalt des Fiebers und die Gewissensbisse preßten mir einige Worte aus, die wie ein Gebet zu Gott lauteten, wiewohl sie weder Wünsche, noch Hoffnungen aussprachen. Sie waren vielmehr der bloße Ausdruck meiner Furcht und Verzweiflung. Meine Gedankenverwirrung und die Angst, in so elender Lage umkommen zu müssen, veranlaßten Empfindungen in meiner Seele, die sich in allerlei Worten Luft machten, wie etwa: »Gott, welch ein erbärmliches Geschöpf bin ich! Wenn ich krank werde, muß ich sicherlich hülflos verschmachten«. Tränen brachen aus meinen Augen, und die Worte meines Vaters kamen mir ins Gedächtnis, insbesondere seine Prophezeiung, daß, wenn ich seinem Rate nicht folge, Gottes Segen mir fehlen und ich einmal Zeit haben würde, über meine Torheit nachzudenken, wenn Niemand vorhanden sein werde, mir Beistand zu leisten »Jetzt«, rief ich laut, »haben sich diese Worte bewahrheitet und Gottes Strafe ist über mich gekommen. Ich habe der Vorsehung, die mich gnädig in eine Lebenslage versetzt hatte, in der ich glücklich und zufrieden leben konnte, Trotz geboten. Ich wollte nicht sehen, was mir verliehen war an göttlichem Segen; nun trauern meine Eltern über meine Torheit und ich trauere über die Folgen derselben. Ich habe den Beistand Derer, die mir Alles im Leben leicht gemacht haben würden, zurückgewiesen und bin nun ohne Hilfe, ohne Trost, ohne Rat.« Dann rief ich: »Herr, hilf mir, denn ich bin in großem Elend!« Dies war, wenn ich so sagen darf, das erste Gebet, das ich seit vielen Jahren aussprach. Doch ich kehre wieder zu meinem Tagebuch zurück.
    Den 28. Juni. Da ich durch den Schlaf, den ich genossen, einigermaßen gekräftigt und der Fieberanfall gänzlich vorüber war, stand ich auf. Trotz des Entsetzens, das mir mein Traum eingeflößt, dachte ich doch daran, daß mein Fieber am nächsten Tage wiederkehren werde, und daß es Zeit sei, mich für eine etwaige Krankheit mit Erfrischungen zu versehen. Ich füllte daher vor Allem eine große Flasche mit Wasser und stellte sie auf meinen Tisch, so daß ich sie vom Bett aus erreichen konnte. Um die Kälte des Wassers etwas zu vermindern, mischte ich etwa ein Viertelquart Rum hinein; dann holte ich mir ein Stück Ziegenfleisch und röstete es auf Kohlen, konnte aber nur wenig davon essen. Ich machte einen Gang, fühlte mich aber sehr schwach, und das Herz war mir schwer in der Furcht vor der Wiederkehr des Fiebers. Mein Nachtessen bereitete ich mir aus drei Schildkröteneiern, die ich in der Asche röstete, und dies war der erste Bissen, den ich, so lange ich mich erinnern konnte, unter Anrufung des göttlichen Segens verzehrte.
    Nach der Mahlzeit versuchte ich abermals einen Spaziergang zu machen, war aber so kraftlos, daß ich kaum meine Flinte zu tragen

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