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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Außerdem hielt ich mir immer einige zahme Ziegenlämmer im Hause, die mir aus der Hand fraßen. Ferner besaß ich noch zwei andere Papageien. Auch diese sprachen ganz gut und konnten beide den Namen Crusoe rufen, wenn auch nicht so deutlich wie mein erster, da ich mir mit keinem von ihnen so viel Mühe gegeben hatte als mit jenem. Sodann waren einige zahme, dem Namen nach mir unbekannte Seevögel um mich, die ich an der Küste gefangen und denen ich die Flügel beschnitten hatte. Seit die jungen Reiser, die ich vor meiner Wohnung angepflanzt hatte, zu einem hübschen dichten Baumgarten herangewachsen waren, richteten sich diese Vögel unter den niedrigen Bäumen häuslich ein und brüteten dort, was sehr angenehm war.
    So hätte ich denn mit meinem damaligen Leben sehr zufrieden sein können, wenn nur nicht die Furcht vor den Wilden gewesen wäre. Aber das Geschick hatte mit diesen gerade für mich seine besondere Absicht. Jeder, dem meine Geschichte in die Hände fällt, mag sich folgende sehr wichtige Lehre merken: Oftmals in unserm Lebenslauf wird gerade das Übel, welches wir am meisten zu vermeiden streben und das, wenn es uns befallen hat, uns am allerunerträglichsten erscheint, gerade das Mittel und die Pforte unserer Befreiung, durch welche allein wir wieder aus dem Kummer erlöst werden können, in den wir geraten sind. Ich könnte davon viele Beispiele anführen aus meinem wunderbaren Lebenslaufe, aber nirgends war es auffallender, als während der letzten Jahre meines einsamen Aufenthaltes auf der Insel.
    Es war im Monat Dezember im dreiundzwanzigsten Jahre des letzteren. Um diese Jahreszeit, während der südlichen Sonnenwende (Winter kann ich sie nicht nennen), pflegte ich meine Ernte einzubringen und war deshalb mehr als sonst draußen auf dem Felde beschäftigt. Als ich nun eines Tages früh am Morgen, ehe es noch ganz hell geworden, ausging, sah ich zu meiner größten Überraschung einen Feuerschein auf dem Strande. Derselbe leuchtete etwa zwei Meilen entfernt aus der Gegend, wo ich schon früher die Spuren der Wilden bemerkt hatte, aber nicht wie damals auf der anderen Seite der Insel, sondern zu meiner großen Bestürzung auf der, wo ich wohnte.
    Sehr überrascht und geängstigt durch diesen Anblick, wagte ich nicht, aus meinen Anlagen hinauszugehen, aus Furcht, angefallen zu werden. Aber auch hier fand ich keine Ruhe. Ich quälte mich mit dem Gedanken, die Wilden würden die Insel durchstreifen, mein Korn, das teils noch auf dem Halm, teils schon geschnitten auf dem Felde stand, oder irgend etwas Anderes von meinen Einrichtungen und Verbesserungen finden und sofort daraus schließen, daß sich Jemand hier aufhalten müsse. Es war klar, daß sie in diesem Fall nicht eher nachgelassen hätten, bis sie mich aufgefunden haben würden. In verzweifelter Stimmung eilte ich zu meiner Behausung, zog die Leiter hinter mir ein und gab dem Außenwerk meiner Behausung ein so wildes und natürliches Aussehen, wie ich irgend konnte.
    Sodann traf ich im Innern meine Vorbereitungen, um mich in Verteidigungszustand zu setzen. Zunächst lud ich alle meine Kanonen, wie ich sie nannte, das heißt die Musketen, die auf meinem neuen Walle aufgestellt waren, sowie sämmtliche Pistolen. Ich war entschlossen, mich bis auf den letzten Atemzug zu wehren. Auch vergaß ich nicht, mich ernstlich dem göttlichen Schutze zu befehlen und Gott inbrünstig zu bitten, daß er mich aus den Händen dieser Barbaren erretten möge. Nachdem ich mich ungefähr zwei Stunden ruhig verhalten, fing ich an, sehr ungeduldig und begierig nach Nachrichten vom Feinde zu werden, denn leider hatte ich keine Kundschafter auszuschicken. Ich wartete noch eine Weile und sann darüber nach, was ich beginnen sollte, dann aber konnte ich die Ungewißheit nicht länger ertragen. Ich legte meine Leiter an den Abhang an, wo der Absatz war, den ich früher beschrieben habe, zog sie hinter mir wieder auf, legte sie nochmals an und erstieg so den Gipfel des Hügels. Hier zog ich mein Fernglas hervor, legte mich platt auf den Bauch und richtete meinen Blick nach der Stelle, an der ich das Feuer gesehen hatte. Bald erblickte ich denn auch nicht weniger als neun nackte Wilde um ein kleines Feuer gelagert. Das letztere konnten sie nicht angezündet haben, um sich zu wärmen, da das Wetter fürchterlich heiß war, vielmehr sollte es vermutlich dazu dienen, um eines ihrer barbarischen Gerichte von Menschenfleisch, welches sie entweder lebend oder tot mitgebracht

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