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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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verdammtes Glück, dass wir rückwärtsgehen.
    Nach einer halben Stunde haben wir erst die Hälfte geschafft. Ich arbeite mich behutsam weiter abwärts, als von oben plötzlich ein paar kleine Steine zu uns runtergehüpft kommen. Jabar und ich erstarren in unserer Position, recken die Köpfe und suchen die graue Wand über uns nach einer Bewegung ab.
    Nichts.
    »Irgendwas ist auf dem Weg hier runter«, flüstert Jabar.
    »Beeilen wir uns«, sage ich und beschleunige meinen vorsichtigen Abstieg.
    Während wir über die wackligen Steine klettern, kommen alle paar Minuten wieder klackernd Steine die Felsen hinabgesprungen. Jedes Mal halten wir inne und suchen die Wand über uns mit den Augen ab. Doch jedes Mal bleibt unsere Suche erfolglos.
    Irgendetwas Unsichtbares kommt den Hang herunter, schleicht uns nach. Was es auch ist, es lässt sich Zeit, bewegt sich leise und hält sich vor unseren Blicken versteckt. Der älteste Teil meines Hirns spürt die Gefahr und flutet meinen Körper mit Adrenalin. Ein Raubtier ist hinter dir her, sagt er. Lauf, so schnell du kannst.
    Aber wenn ich mich noch schneller bewege, werde ich den Halt verlieren und in einer kalten Schieferlawine sterben.
    Mit zitternden Beinen suche ich mit den Füßen nach dem nächsten trittsicheren Absatz. Ein kurzer Blick hinab verrät mir, dass wir bis unten mindestens noch eine halbe Stunde brauchen. Mist, so viel Zeit haben wir nicht. Ich rutsche ab und schlage mir das Knie auf. Ich beiße die Zähne zusammen und verkneife mir das Fluchen.
    Dann höre ich ein leises, tierhaftes Stöhnen.
    Es kommt von Jabar. Der Junge liegt drei Meter höher stocksteif auf dem Fels. Er starrt auf etwas über uns. Wahrscheinlich weiß er nicht mal, dass er dieses Geräusch macht.
    Ich kann immer noch nichts sehen.
    »Was, Jabar? Was ist da, Mann?«
    »Koh peshak«, zischt er.
    »Berg was? Was ist da auf dem Berg, Jabar?«
    »Ähm, wie sagt man … Schneekatze.«
    »Schnee? Was? Meinst du einen verdammten Schneeleoparden? Die gibt es hier?«
    »Wir hatten gedacht, sie wären weg.«
    »Ausgestorben?«
    »Offenbar nicht mehr.«
    Noch einmal suche ich angestrengt die Felsen mit den Augen ab. Schließlich fällt mir ein leichtes Zucken des buschigen Schwanzes auf, gerade als das Raubtier aus seinem Versteck kommt. Ohne zu blinzeln, starrt es mich mit seinen silbernen Augen an. Der Leopard weiß, dass wir ihn entdeckt haben. Über die wackligen Felsen kommt er auf uns zugesprungen. Bei jedem Sprung treten die schweren Muskeln hervor. Leise, zielstrebig, tödlich.
    Hastig versuche ich, das Gewehr von meinem Rücken zu zerren.
    Jabar dreht sich um und rutscht vor Panik schreiend auf dem Hintern die Felsen runter. Aber es ist zu spät. Plötzlich ist der Leopard nur noch einen Meter entfernt. Er landet auf den Vordertatzen, benutzt dabei den großen buschigen Schwanz als Gegengewicht. Seine platte breite Schnauze zieht sich über den gefletschten Zähnen zusammen, und weiße Fangzähne blitzen in der Sonne auf. Er packt Jabar am Rücken und zieht ihn mit einem heftigen Ruck zu sich.
    Endlich habe ich das Gewehr draußen. Ich ziele etwas höher, um Jabar nicht zu treffen. Die Katze schüttelt ihn hin und her und gibt dabei ein tiefes Knurren von sich, wie ein Dieselmotor im Leerlauf. Als meine Kugel die Flanke des Tiers trifft, kreischt es laut auf und lässt von Jabar ab. Es schnellt nach hinten und legt schützend den Schwanz um die Vorderbeine. Fauchend und schreiend sucht es nach dem Verursacher des plötzlichen Schmerzes.
    Jabars Körper landet reglos auf den Felsen.
    Das schöne Geschöpf wirkt beinah göttlich in seiner Gefährlichkeit, und es gehört viel deutlicher in diese Landschaft als wir. Aber hier geht es um Leben und Tod. Es bricht mir das Herz, die wunderbare Kreatur mit Blei vollzupumpen. Überall auf dem gefleckten Fell platzen rote Kleckse auf. Mit um sich peitschendem Schwanz bricht die große Katze auf dem Stein zusammen. Sie kneift die schräg stehenden Augen zu, und mit gebleckten Zähnen erstarrt ihr edles Gesicht zu einer Totenmaske.
    Benommen höre ich das letzte Echo der Schüsse an den Hängen verhallen. Dann packt mich Jabar am Bein und zieht sich in eine sitzende Position hoch. Stöhnend streift er sich die Gurte des Rucksacks von den Schultern. Ich gehe auf ein Knie nieder und lege ihm die Hand auf die Schulter. Als ich ihm den Umhang vom Rücken ziehe, sehe ich zwei lange, blutige Striemen. Schulter und Rücken haben zwei hübsche Kratzer

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