Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
Vom Netzwerk:
näher an. In jeder Nische des gewaltigen Monstrums blüht das Leben. Im Wasser darunter flitzen laichende Fische umher. Wolken von Insekten schweben über den Schwimmblättern, während im mittleren Teil des Stamms Nagetiere durch die dunklen Furchen huschen. Überall haust etwas, sammelt sich Tierkot, tanzt das Licht – lebendig.
    »Irgendeine Forschungsstation. Vielleicht halten die Avtomaten sich für Biologen. Studieren Nager, Käfer und Vögel.«
    »Das ist nicht gut«, entgegnet Jabar.
    »Nein, ist es nicht. Aber wenn sie Wissen sammeln, dann müssen sie dieses Wissen schließlich irgendwo hinschicken, richtig?«
    Jabar zieht grinsend seine Antenne aus.
    Ich schirme meine Augen gegen die Sonne ab und betrachte die hoch aufragende, glänzende Säule. Das sind ’ne Menge Daten. Wo auch immer sie hingehen, ich wette, da hockt ein verdammt schlauer Avtomat am anderen Ende der Leitung.
    »Jabar. Geh fünfzig Meter nach Osten und stell deine Antenne auf. Ich mache dasselbe. Wollen wir mal rausfinden, wo unser Feind lebt.«

Paul hatte recht. Was er und Jabar gefunden hatten, war keine Waffe, sondern eine biologische Forschungsstation. Die enorme Datenmasse, die dort gesammelt wurde, wurde mittels eines gebündelten Funkstrahls an einen Ort im fernen Alaska gesendet.
Jetzt, ein bisschen weniger als ein Jahr nach Stunde null, hatte die Menschheit also den Aufenthaltsort von Big Rob entdeckt. Nach Kriegsende angefertigte Aufzeichnungen beweisen zwar, dass Paul und Jabar nicht die Ersten waren, die Archos’ Standort ausfindig machten. Doch gelang es ihnen als Ersten, ihre Erkenntnisse mit dem Rest der Menschheit zu teilen – dank der Taten eines ungewöhnlichen Helfers, der sich in großer Entfernung zu ihnen aufhielt.
Cormac Wallace MIL #GHA 217

VII.
Rückgrat
    »Das war ich nicht, Arrtrad. Es tut mir leid.«
    Lurker
    Neuer Krieg + 11 Monate
Während sich unser Brightboy-Squad weiter Richtung Gray Horse durch die USA schlug, lebten wir praktisch in einem Informationsvakuum. Der Wegfall satellitengestützter Kommunikation wog schwer für die Überlebenden der Stunde null, denn er verhinderte ein gemeinsames Vorgehen der übers Land verteilten Widerstandsgruppen. Bei Kriegsausbruch waren Hunderte Satelliten wie Sternschnuppen vom Himmel gefallen, doch viele waren auch noch im Umlauf – betriebsbereit, aber durch ein Störsignal außer Funktion gesetzt.
Einem Teenager namens Lurker gelang es, die Quelle dieses Störsignals ausfindig zu machen. Sein Versuch, es abzustellen, blieb nicht ohne Wirkung auf die Geschichte der Menschen und Roboter. Auf den folgenden Seiten werde ich schildern, wie es Lurker erging. Dabei stütze ich mich auf die Bilder von Überwachungskameras, auf aus Exoskeletten gezogenen Datenprotokolle und, zum Teil wenigstens, auf einen Bericht aus erster Hand, der von einem der Nebenhirne von Archos selbst stammt.
Cormac Wallace MIL #GHA 217
    E ine Meile, Arrtrad«, sagt Lurker. »Wenn wir es richtig anstellen, ist es nicht mehr als eine verdammte Meile.«
    Auf den Aufnahmen der Überwachungskamera sind Lurker und sein älterer Kompagnon Arrtrad zu sehen. Sie stehen auf einer von Unkraut überwucherten Straße neben der Themse, nicht weit von der Sicherheit ihres Hausboots entfernt. Lurker trägt die Haare lang und hat sich einen Bart wachsen lassen. Sah er vorher mit seinem rasierten Schädel im Grunde wie ein typisches Londoner Technokid aus, gleicht er jetzt eher einem Orang-Utan. Arrtrad hingegen sieht so aus wie immer und hört sich auch genauso an: ängstlich.
    »Mitten über den Trafalgar Square?«, fragt Arrtrad und verzieht sorgenvoll sein blasses Gesicht. »Sie werden uns entdecken. Zwangsläufig. Wenn die Autos uns nicht aufspüren, dann diese kleinen … Dinger.«
    Lurker äfft gnadenlos Arrtrads nasale Stimme nach. » Oh, komm, lass uns Menschen retten. Wir sitzen jetzt schon Ewigkeiten auf diesem Boot rum. Jaja, von wegen.«
    Arrtrad blickt beschämt zu Boden.
    »Ich habe mir alles genau überlegt«, erklärt Lurker. »Ich weiß, wie es klappen kann, Alter. Was ist denn plötzlich mit dir los? Wo sind deine Eier geblieben?«
    Arrtrad spricht zu dem Asphalt unter seinen Füßen: »Ich hab’s beim Plündern gesehen, Lurker. Die ganze Zeit stehen die Autos einfach nur still da. Starten einmal im Monat den Motor und lassen ihn zehn Minuten laufen. Sie warten nur auf uns, Kumpel.«
    »Arrtrad, komm mal hier rüber«, fordert Lurker ihn auf. »Schau dich mal an.«
    Die Kamera folgt

Weitere Kostenlose Bücher