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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Lurker und Arrtrad zu einer hohen, in der Sonne brütenden Glaswand, die zu einem halbwegs intakten Gebäude gehört. Die getönte Folie ist zur Hälfte abgeblättert, trotzdem kann man sich darin noch ganz gut erkennen. Die beiden mustern ihre Spiegelbilder.
    Laut den gespeicherten Daten haben sie ihre Exoskelette zum ersten Mal vor einem Monat aktiviert. Aus den Militärbeständen. Ganzkörperversion. Ohne Insassen wirken die Maschinen wie aus schwarzen Kabeln gemachte Strohpuppen, die an einem Rucksack hängen. Wenn die Männer sie angelegt haben, ist jeder über zwei Meter groß und stark wie ein Bär. Die dünnen schwarzen Schläuche, die über Armen und Beinen verlaufen, sind aus Titan. Die Gelenke bewegen sich mit Hilfe schnurrender kleiner Dieselmotoren. Mir fällt auf, dass die »Füße« aus nach unten gebogenen, federnden Stahlklauen bestehen, die jeden der beiden mindestens um einen Kopf größer machen.
    Lurker lässt grinsend seine Muskeln spielen. An jedem seiner Arme sitzt vorne ein gekerbter, nach außen gebogener Haken, mit dem sich schwere Objekte heben lassen, die menschliche Hände nicht halten können. Oben schließt jedes der Exoskelette mit einem elegant geschwungenen Überrollkäfig ab, der den Kopf des Benutzers schützt und in dessen Mitte eine blauweiße Leuchtdiode brennt.
    So nebeneinander vorm Spiegel sehen Lurker und Arrtrad wie zwei Supersoldaten aus. Na ja, auf den zweiten Blick vielleicht doch eher wie zwei blasse Engländer, die sich seit einer ganzen Weile nur noch von eingelegten Sardinen ernähren und sich ein bisschen Militärausrüstung zusammengeklaut haben.
    So oder so, eindeutig zwei knallharte Typen.
    »Siehst du dich, Arrtrad?«, fragt Lurker. »Du bist ein Tier, Kumpel. Ein echter Killer. Wir schaffen das.«
    Lurker versucht, Arrtrad auf die Schulter zu klopfen, aber der zuckt erschrocken zur Seite. »Vorsicht!«, kreischt er. »Die Dinger sind nicht gepanzert. Pass mit deinen Klauen auf.«
    »Stimmt, Alter«, lacht Lurker. »Hör mal, der Tower der British Telecom ist nur eine Meile entfernt. Und er macht mit einem Störsignal unsere Satelliten unbrauchbar. Wenn die Menschen sich miteinander verständigen könnten, selbst wenn es nur für kurze Zeit wäre, dann hätten wir vielleicht alle eine Chance.«
    Arrtrad sieht Lurker skeptisch an. »Jetzt mal ganz ehrlich: Warum machst du das?«, fragt er. »Wieso riskierst du dein – unser – Leben für andere?«
    Einen gedehnten Moment lang hört man nur das leise Schapp-schapp der zwei Dieselmotoren. »Weißt du noch, wie wir den Leuten am Telefon Streiche gespielt haben?«, gibt er zurück.
    »Ja«, antwortet Arrtrad zögerlich.
    »Wir dachten, wir seien anders als alle anderen. Besser. Wir dachten, wir würden einfach nur ein paar Idioten auf den Arm nehmen. Aber wir lagen falsch. In Wahrheit sitzen wir alle im selben Boot.« Er sieht sich kurz nach ihrem schwimmenden Zuhause um. »Bildlich gesprochen.«
    Arrtrad lächelt wissend. »Aber wir schulden niemandem was. Das hast du selbst gesagt«, erwidert er.
    »Doch, tun wir«, meint Lurker. »Wir haben’s nicht gemerkt, doch unsere Schulden haben sich zu einem echten Berg aufgetürmt. Und der ist jetzt ziemlich hoch, Kumpel. Wir müssen irgendwie dafür aufkommen. Nur Phreaks wie wir wissen, wie wichtig dieser Turm ist. Wenn es uns gelingt, ihn zu zerstören, helfen wir damit Tausenden von Menschen. Vielleicht Millionen.«
    »Und denen schuldest du allen was?«
    »Ich schulde dir was«, erklärt Lurker. »Es tut mir leid, dass ich London nicht gewarnt habe. Vielleicht hätte mir sowieso niemand geglaubt. Aber davon habe ich mich noch nie aufhalten lassen. Gott, wenn ich gewollt hätte, hätte ich einfach das Katastrophenalarmsystem knacken können. Einen riesigen Warnruf durch die Stadt brüllen können. Ist aber jetzt alles egal. Am meisten bereue ich … dass ich dir nichts gesagt habe. Das … das mit deinen Mädchen tut mir leid, Kumpel. Die ganze verdammte Sache.«
    Als Lurker Arrtrads Kinder erwähnt, wendet dieser sich ab und kämpft mit den Tränen. Als ihm wieder sein martialisch aussehendes Spiegelbild auffällt, schlüpft er mit einem Arm aus dem Exoanzug und streicht sich seinen abstehenden blonden Haarkranz glatt. Der leere Ärmel legt sich automatisch an den Körper. Mit aufgeblasenen Backen stößt Arrtrad laut Luft aus und schiebt seinen Arm zurück zwischen die schwarzen Metallriemen.
    »Du kannst ganz schön überzeugend sein, wenn du willst«, sagt

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