Robocalypse: Roman (German Edition)
und spür drinnen was ganz fies knirschen.
Das Scheißding hatte mir direkt die Schulter ausgekugelt!
Ich fang an, um Hilfe zu schreien. Aber der verdammte Felipe hört mich nicht. Wahrscheinlich raucht er in der Gasse hinterm Laden gerade ’nen Joint, während die Teller im Spülwasser einweichen. Ich versuch alles, um von dem Ding loszukommen, zapple und trete um mich, aber mit seinen Greifern hält der Robo mich am Hemd gepackt wie mit zwei Stahlzangen. Und der verdammte Drecksapparat hat nicht nur Stoff erwischt. Nachdem er mich über die Theke gezerrt hat, drückt er mich zu Boden, und ich kann deutlich den lauten Knacks hören, als mein Schlüsselbein bricht. Danach hab ich echt Schwierigkeiten, anständig Luft zu kriegen.
Noch mal gebe ich einen kurzen Schrei von mir und denk dabei: Hey, Jeff, Alter, du hörst dich ja an wie ein Tier. Aber mein komischer kleiner Schrei scheint die Aufmerksamkeit von dem Ding zu erregen. Ich lieg auf dem Rücken, und der Hausrobo steht über mir; mein blödes Hemd will er offenbar um keinen Preis wieder loslassen. Der Big Happy beugt sich runter, und seine Birne schiebt sich vors Deckenlicht. Halb flennend guck ich in sein ewig grinsendes Gesicht rauf.
Er schaut mir direkt in die Augen, Mann. Und ich kann sehen, dass er … denkt. Als wäre er lebendig. Und stinksauer.
Nicht dass sich sein Gesichtsausdruck ändert oder so – das geht ja nicht. Aber trotzdem krieg ich in dem Moment ein ganz mieses Gefühl. Ich meine, noch mieser als vorher. Und tatsächlich hör ich, wie mahlend die Servoantriebe in den Armen des Dings wieder anspringen. Es dreht sich und rammt mich mit dem Kopf gegen die Kühlvitrine, in der die Kuchen stehen – so hart, dass die Scheibe in der Tür zerspringt. Die rechte Hälfte meines Kopfes wird erst kalt, dann warm. Auch mein Gesicht, der Hals und die Schulter fühlen sich auf der Seite plötzlich ganz warm an. Aus mir sprudelt Blut wie aus einem verdammten Feuerhydranten.
Ich heule und schreie wie am Spieß. Und in dem Moment … ähm. In dem Moment kommt Felipe aus der Küche.
Haben Sie versucht, dem Hausroboter Geld aus der Kasse zu geben?
Wie bitte? Er hat kein Geld verlangt. Zu keinem Zeitpunkt hat er Geld verlangt. Er hat überhaupt nichts gesagt. Was da abgelaufen ist, war kein Tele-Überfall. Ich bin mir nicht mal sicher, ob der Apparat ferngesteuert war, Officer …
Blanton.
Blanton.
Was wollte das Ding dann?
Es wollte mich töten. Ganz einfach. Es wollte mich verflucht noch mal abmurksen. Das Ding hat ganz allein gehandelt und war auf Mord aus.
Fahren Sie fort.
Als es mich gepackt hat, dachte ich, es sei um mich geschehen. Aber der gute alte Felipe war damit nicht einverstanden. Mit einem Mordsgebrüll kam er aus der Küche gestürmt. Mann, war der wütend. Und Felipe ist ein ziemlicher Schrank. Hat so ’nen fiesen Mongolenbart und jede Menge Tinte auf den Armen. Und zwar nicht irgendwelchen Kinderkram, sondern Drachen und Adler und irgend ’nen Urzeitfisch, der über den gesamten Unterarm geht. Ein Quastelflosser oder so was. So ein monstermäßiger Dinosaurierfisch, den alle für ausgestorben hielten. Gibt Fossilien davon und alles. Dann eines Tages erlebt irgendein Fischer die Überraschung seines Lebens, als er das hässliche Ding aus dem Wasser zieht. Felipe hat immer gesagt, der Fisch sei der lebende Beweis dafür, dass sich auch der größte Scheißer nicht auf ewig unterdrücken lässt. Irgendwann kommt er wieder hoch und zeigt, was Sache ist, verstehen Sie?
Was ist als Nächstes passiert, Jeff?
Ja, richtig. Ich lieg also am Boden und flenne, und Big Happy hat mich am Wickel. Dann kommt Felipe mit lautem Schlachtgebrüll um die Theke gerannt. Er hat sein Haarnetz nicht mehr an, und mit seiner wehenden schwarzen Mähne sieht er aus, als würde er wirklich zu irgendwelchen mongolischen Horden gehören. Er packt den Hausrobo an den Schultern, hebt ihn einfach hoch und wirft ihn zur Seite. Der Robo lässt mich los und kracht rückwärts durch die Eingangstür. Tausend Glassplitter fliegen durch die Luft, und wieder klingelt das Glöckchen über der Tür. Ding dong! Es hört sich so dämlich und unpassend an, dass ich trotz meiner blutüberströmten Visage lächeln muss.
Felipe geht neben mir in die Hocke und sieht sich an, wie ich zugerichtet bin. »Shit, Jefe«, sagt er. »Was hat das Ding mit dir gemacht?«
Aber hinter ihm entdecke ich, dass Big Happy sich immer noch bewegt. Felipe erkennt wohl die Angst
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