Robocalypse: Roman (German Edition)
die größte TV-Übertragungsanlage in ganz London, und unterirdisch laufen dort unzählige Glasfaserkabel zusammen. Wenn es um Kommunikation geht, führen alle Wege zum BT-Tower.
Die metallischen schwarzen Gestalten kommen um die Ecke gehuscht und bleiben vor einer Stahltür stehen. Arrtrad lehnt sich in seinem verkratzten Anzug an die Wand, um zu verschnaufen. »Wieso zerstören wir ihn nicht einfach von hier draußen?«, fragt er.
Lurker beugt ein paar Mal die Arme und bewegt den Kopf vor und zurück, um seine Nackenmuskulatur zu lockern. Der Sprint scheint ihm Spaß gemacht zu haben. »Die Glasfasern sind von einem schützenden Betonrohr umgeben. Außerdem wäre das nicht gerade sehr elegant, oder? Das können wir besser, Kumpel. Wir werden den Turm gegen die Maschinen einsetzen. Das Handy aufklappen und einen Anruf machen. Das können wir doch am besten, nicht wahr? Und das hier ist das größte Handy auf der gesamten Nordhalbkugel.«
Lurker weist mit dem Kopf auf seine ausgebeulte Hosentasche.
»Und wenn’s hart auf hart kommt … bumm«, fügt er hinzu.
Damit stößt Lurker eine seiner Armklingen in die Tür und zieht einen langen Riss in den Stahl. Nach ein paar weiteren Stößen schwingt die Tür auf.
»Vorwärts«, sagt Lurker, und die beiden betreten einen schmalen Gang. Gebückt schleichen sie durch die Dunkelheit und versuchen, die Abgase ihrer eigenen Anzüge nicht einzuatmen. Je dunkler der Gang wird, umso heller werden die LED-Lampen zwischen den Bügeln über ihrem Kopf.
»Wonach suchen wir?«, fragt Arrtrad.
»Nach den Glasfaserkabeln«, flüstert Lurker. »Wir müssen irgendwie runter zu den Kabeln. Im besten Falle können wir uns da einklinken und sämtlichen Robotern den Befehl schicken, sie sollen sich in die Themse stürzen. Klappt das nicht, können wir immer noch den Störsender in die Luft jagen, damit die Kommunikationssatelliten wieder funktionieren.«
Am Ende des Gangs treffen sie auf eine weitere Stahltür. Vorsichtig schiebt Lurker sie auf. Als er den Kopf durch den Spalt steckt, dimmen sich automatisch seine LED-Lampen.
Durch die Kamera, die in Lurkers Anzug integriert ist, kann ich sehen, dass die Maschinen den hohen runden Turm praktisch komplett ausgehöhlt haben. Durch die schmutzigen Fenster der fünfzehn kreisrunden Stockwerke fällt schräg das Licht ein, das nur durch die strahlenförmig verlaufenden Stahlträger und die dazwischen freigelegten Stützgitter aufgehalten wird. Vogelgeschrei hallt durch das Innere, das von abgestandener Luft erfüllt ist. Grüne Ranken, Unkraut und Schimmel bedecken den Schutt und den Müll, der sich im Erdgeschoss aufgetürmt hat.
»Verdammte Scheiße«, murmelt Lurker.
In der Mitte des seltsamen Arboretums ragt eine dicke, ebenfalls von Ranken überwucherte Betonsäule in die Höhe. Es ist der innere Stützpfeiler des gesamten Turms. Sein Rückgrat.
»Ist ein bisschen verwildert hier«, meint Arrtrad.
»An den oberen Teil der Sendeanlage kommen wir auf keinen Fall«, sagt Lurker und lässt den Blick über den Moos ansetzenden Schutt schweifen, aus dem einst Wände und Böden der freigelegten Stockwerke bestanden. »Macht nichts. Wir müssen zu den Computern. Und die befinden sich irgendwo ganz unten.«
Ein kleines graues Etwas huscht über einen Berg vergilbter Papiere und verschwindet unter einem Haufen rostiger Bürostühle. Arrtrad und Lurker werfen sich verunsicherte Blicke zu.
Vorsichtig darauf bedacht, sich nicht mit der gebogenen Metallklinge zu verletzen, legt Lurker den Finger auf die Lippen. Schhh. Die beiden verlassen den Gang und schleichen durch das Innere des Raums. Ihre Fußklingen federn auf dem Moos und dem vor sich hingammelnden Müll und hinterlassen dabei deutliche Spuren.
Am Fuß der Betonsäule befindet sich eine blaue Tür, die inmitten des großen ausgehöhlten Gebäudes geradezu winzig wirkt. Arrtrad holt schon aus, um eine seiner Klingen im blaulackierten Stahl zu versenken, doch Lurker bringt ihn mit einer Geste davon ab. Er dreht einfach den Knauf und reißt die Tür mit einem knappen, quietschenden Ruck auf. Die hat wohl seit einem Jahr niemand mehr geöffnet.
Dahinter liegt noch auf ein paar Metern Staub, doch plötzlich wird alles sehr sauber. Während die zwei den düsteren Betongang hinuntergehen, wird das Rauschen der Klimaanlage stetig lauter. Der Boden ist leicht geneigt, und am Ende des Tunnels ist ein Quadrat aus hellem Licht zu sehen.
»Sind wir schon tot?«, fragt
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