Robocalypse: Roman (German Edition)
mitbekommen, die sich unten vor der Tür abspielten. Doch die Folie sorgt auch dafür, dass kaum Licht zu uns hereindringt. Besonders viel Licht nach draußen lässt sie vermutlich ebenfalls nicht durch.
Und was noch wichtiger ist: keine Wärme.
Es vergeht etwa eine Stunde, bis die Roboter wieder aus dem Eingang kommen. Der Bombenroboter schleift zwei große, in Mülltüten gewickelte Objekte hinter sich her. Die Hausroboter wuchten sie und den Bombenroboter in den Kofferraum. Die zwei Maschinen sind bereits auf dem Weg zum vorderen Teil des Autos, als der Robo auf der Fahrerseite plötzlich stehen bleibt. Es ist eins dieser klobigen Modelle, die alle so ein unheimliches Dauergrinsen im Gesicht haben. Ein Big Happy. Er verharrt vor dem Wagen, dreht den Kopf hin und her und scannt die Straße nach Bewegungen ab. Dann steht er ungefähr dreißig Sekunden vollkommen reglos da. Ich bewege mich nicht, atme nicht, blinzle nicht.
Die alten Leute tauchen nie wieder am Fenster auf.
An dem Abend fliegen die Sucher ungefähr einmal pro Stunde an unserem Haus vorbei. Flapp, flapp, flapp – das sanfte Geräusch ihrer Rotoren verfolgt mich bis in meine Träume. Meine Gedanken sind in einer Endlosschleife gefangen und kreisen wie im Fieber ständig um ein und dieselbe Frage: Wie können wir überleben?
Obwohl etliche Gebäude beschädigt wurden, scheint die Stadt im Großen und Ganzen heil geblieben zu sein. Ebene, asphaltierte Straßen. Türen, die problemlos auf- und zugehen. Treppen und Rollstuhlrampen. Plötzlich fällt mir etwas ein.
Ich wecke Dawn und flüstere ihr meine Idee ins Ohr:
»Du hast recht, Liebling. Sie sorgen dafür, dass alles sauber und ordentlich bleibt, damit sie leichter überall hinkommen. Aber wir können ihnen ein Strich durch die Rechnung machen. Einen dicken Strich sogar. Wir legen alles in Trümmer, damit sie nicht mehr vorwärtskommen. Wir jagen alles in die Luft.«
Dawn setzt sich auf und sieht mich ungläubig an.
»Du willst unsere Stadt zerstören?«
»Es ist nicht mehr unsere Stadt, Dawn.«
»Die Maschinen sind da unten und machen alles kaputt, was wir aufgebaut haben. Was du aufgebaut hast. Und jetzt willst du hingehen und ihnen dabei helfen? «
Ich lege die Hand auf ihre Schulter. Sie ist stark und warm. Meine Antwort ist einfach:
»Abreißen gehört zum Bauen dazu.«
***
Ich fange mit unserem Haus an.
Mit einem Vorschlaghammer schlage ich Löcher in die Wände zu den Nachbarwohnungen. Ich haue die Löcher in Hüfthöhe, um keine Steckdosen und Leitungen zu treffen, und Küchen und Badezimmer verschone ich. Genau zu untersuchen, welches die tragenden Wände sind, würde zu lange dauern. Deswegen gehe ich Pi mal Daumen vor und vertraue darauf, dass ein einzelnes Loch schon nicht die Decke zum Einstürzen bringen wird.
Dawn durchsucht die leeren Wohnungen nach Lebensmitteln und Werkzeug. Ich schiebe Möbel in den Gang und verbarrikadiere die Türen. Bald können wir über die Löcher in den Wänden sämtliche Wohnungen des Stockwerks erreichen.
In der Empfangshalle schlage ich alles kurz und klein und türme die Trümmer vor der Eingangstür auf. Ich demoliere den Fahrstuhl, die Topfpflanzen und die Empfangstheke. Die Wände, die Spiegel und den Kronleuchter. Bis der Boden kniehoch mit Schutt und Trümmern bedeckt ist.
Ach ja, und die Eingangstür schließe ich auch ab. Nur für alle Fälle.
Auf den anderen Stockwerken befinden sich immer noch ein paar Leute in ihren Wohnungen, aber sie haben Angst, die Tür aufzumachen. Hinter den meisten Türen, an denen ich klopfe, rührt sich jedoch nichts.
Dann ist Zeit für Schritt zwei.
Im Morgengrauen schleiche ich mich aus dem Haus und husche von Hauseingang zu Hauseingang. Solange ich mich außerhalb ihres Blickfelds bewege, bemerken mich auch die neueren Autos nicht. Trotzdem achte ich darauf, dass sich stets ein Laternenpfahl, eine Bank oder ein Kiosk zwischen ihnen und mir befindet.
Und ich hüte mich, die Fahrbahn zu betreten.
Die Abrissausrüstung befindet sich noch dort, wo ich sie vor drei Tagen, vor Beginn des Neuen Krieges, zurückgelassen habe. Sie liegt unberührt und einsatzbereit in einem Hinterzimmer meiner Firma, nur ein paar Blocks von unserer Wohnung entfernt. Einen Teil nehme ich sofort mit, den Rest hole ich, als die Abenddämmerung hereinbricht und für schwierige Lichtverhältnisse sorgt. Da Hausroboter problemlos im Dunkeln sehen können und nie schlafen, sehe ich keinen Vorteil darin, die Sachen nachts zu
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