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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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den Hebel.
    Es gibt einen scharfen Knall, und unter unseren Füßen bebt die Erde. Ein schweres Ächzen hallt durch die Dunkelheit. Wir warten fünf Minuten, hören uns gegenseitig beim Atmen zu. Dann marschieren wir Hand in Hand die sanft ansteigende Einfahrt hinauf und spähen vorsichtig an dem schief hängenden Rolltor vorbei.
    Vor uns sehen wir das neue Gesicht der Stadt.
    Vom Dach des gegenüberliegenden Gebäudes steigt Rauch auf. Hunderte Fenster haben Glassplitter auf die Straße niederregnen lassen, die jetzt wie eine dicke Lage Fischschuppen den Asphalt bedecken. Dazwischen liegt Schutt in allen Größen und Formen, und als ich den Kopf etwas vorrecke, erkenne ich entzückt, dass die Fassade unseres Gebäudes ebenfalls schwer gelitten hat. Überall sind Laternen, Straßenschilder und Strommasten auf die Straße gekippt. Zum Teil ist der Asphalt aufgebrochen, und neben Mörtel und Mauerwerk sind auch dicke schwarze Kabelstränge, ineinander verschlungene Rohrleitungen und geschmolzene Eisenklumpen vom Himmel gefallen.
    Vor den brennenden Reifen steht immer noch die Limousine, die wir eben gehört haben. Sie ist unter einem großen, keilförmigen Betonbrocken begraben, aus dessen Mitte ein geriffelter Monierstab wie ein Knochen aus einem offenen Bruch ragt.
    Schwarze Rauchschwaden steigen von den brennenden Reifen auf. Auch wenn einige Brände unter dem Schutt erstickt wurden, hat sich der Himmel verdunkelt.
    Und überall liegt Staub. Normalerweise würde die Feuerwehr kommen, um ihn wegzuspritzen, aber so legt er sich über alles wie schmutziger Schnee. Nirgends sind Reifenspuren zu erkennen, also waren noch keine Autos hier – bis jetzt. Dawn ist bereits dabei, einen brennenden Reifen auf die Kreuzung zu rollen.
    Ich kraxle über den Schutt zur Mitte der Fahrbahn, und einen kurzen Moment lang habe ich das Gefühl, die Stadt gehöre wieder mir. Ich versetze dem zertrümmerten Auto einen kräftigen Tritt und hinterlasse eine stiefelgroße Delle im Kotflügel.
    Hab ich dich erwischt, du verdammter Schweinehund. Und deine Freunde müssen schon Bergsteigen lernen, wenn sie mich schnappen wollen.
    Mit einem Ärmel vor Mund und Nase begutachte ich den Schaden an den Gebäudefassaden. Dann fange ich an zu lachen. Laut und ausgelassen. Meine Jubelschreie hallen durch die ausgebombte Straßenschlucht, und sogar Dawn schaut zu mir rüber und muss lächeln.
    Und dann entdecke ich sie. Menschen. Gerade mal ein halbes Dutzend. Vorsichtig treten sie aus den Hauseingängen ins Licht. Das Viertel ist gar nicht tot. Es hat sich nur versteckt. Die Leute, meine Nachbarn, sehen sich staunend um und wagen sich nach und nach auf die Straße.
    Der Wind weht den pechschwarzen Qualm über unsere Köpfe hinweg. Überall brennen kleine Feuer zwischen dem Schutt und den Trümmern. In unserem winzigen Stück Amerika sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet; und wir wie die Überlebenden in einem Katastrophenfilm. Was wir in gewisser Weise ja auch sind.
    »Hört mal«, sage ich zu dem Halbkreis aus zerlumpten Überlebenden, der sich um mich gesammelt hat. »Wir werden hier draußen nicht lange sicher sein. Die Maschinen werden bald zurückkehren. Sie werden versuchen aufzuräumen. Aber das dürfen wir nicht zulassen, denn dann können sie uns wieder leichter kriegen. Wir müssen ihnen das Vorankommen erschweren, es ihnen am besten sogar ganz unmöglich machen.«
    Als ich schließlich laut ausspreche, was zu tun ist, bin selbst ich über meine Worte erstaunt. Doch so hart es auch klingen mag, es geht nicht anders. Also blicke ich meinen Zuhörern fest in die Augen, atme tief durch und verkünde ihnen die bittere Wahrheit: »Wenn wir überleben wollen, müssen wir New York City in Trümmer legen.«

Die Abrissmethoden, mit denen sich in New York erstmals Marcus Johnson und seine Frau Dawn gegen die Roboter zur Wehr setzten, wurden in den kommenden Jahren überall auf der Welt angewendet. Indem sie die Infrastruktur ganzer Städte zerstörten, konnten sich die Bewohner Schutzzonen schaffen, so ihr Überleben sichern und zum Gegenschlag ausholen. Diese unbeugsamen Städter bildeten den Kern der frühen menschlichen Widerstandsbewegung. Während sie sich wehrten, flohen Millionen andere hinaus aufs Land, wo Rob sich bisher noch nicht mit der gleichen Sicherheit zu bewegen gelernt hatte. Das sollte sich bald ändern.
Cormac Wallace MIL #GHA 217

III.
Highway 70
    »Laura, hier spricht dein Vater. Es ist etwas Schlimmes
passiert. Ich kann nicht

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