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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Arrtrad die Worte mitten in sein dämliches Wieselgesicht, so dass ihm winzige Spuckefetzen an die Stirn fliegen. Draußen wirkt London normal. Dann bemerke ich eine dünne Rauchsäule. Sie ist nicht besonders groß, passt aber nicht ins Bild. Unheimlich.
    Als ich mich umdrehe, wischt Arrtrad sich maulend die Stirn ab, geht jedoch brav zur vorderen Tür des Hausboots.
    Unser Anlegesteg ist uralt und halb verrottet. Wir sind an drei Stellen fest damit vertäut, und ohne die Taue zu lösen, kommen wir hier nicht weg.
    Und an diesem speziellen Nachmittag habe ich’s zufällig ziemlich eilig, hier wegzukommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ende aller Tage gekommen ist, versteht ihr. Die Scheißapokalypse bricht über uns herein, und ich sitze hier mit diesem Dummbeutel und bin an einem abbruchreifen Holzgerüst festgemacht.
    Da wir das Hausboot nie auch nur einen Zentimeter bewegt haben, weiß ich nicht mal, ob der Motor überhaupt funktioniert.
    Wenigstens steckt der Schlüssel in der Zündung. Ich gehe nach vorne zur Navigationszentrale. Ich öffne das vordere Fenster, und sofort schlägt mir der Geruch des schlammbraunen Wassers entgegen. Kurz lasse ich meine schweißfeuchten Hände auf dem aus Holzimitat gefertigten Steuerrad ruhen, bevor ich, ohne hinzusehen, nach unten greife und schnell den Schlüssel umdrehe.
    Ka-wrr.
    Stotternd springt der Motor an. Gleich beim ersten Versuch. Durch das hintere Fenster kann ich bläulichen Qualm aufsteigen sehen. Arrtrad hockt auf dem rechten, direkt am Steg gelegenen Teil des Bootes und macht gerade das zweite Tau los. Steuerbord, sagt man wohl auf Seemännisch.
    »Memento mori«, ruft Arrtrad keuchend. »Komischer Name für ein Boot. Was bedeutet er?«
    Ich beachte ihn nicht. Über seiner beginnenden Glatze fällt mir mit einem Mal ein Objekt in der Ferne auf: ein silbernes Auto.
    Eigentlich sieht das Auto ganz normal aus, nur irgendwas an seiner Fahrweise stimmt nicht. Der Wagen rast die Straße zu unserem Anlegeplatz entlang, als sei das Lenkrad fest in einer Position eingerastet. Kann es Zufall sein, dass er genau auf unseren Steg zusteuert?
    »Schneller!«, rufe ich und klopfe mit der Faust gegen das Fenster.
    Arrtrad steht auf und stemmt die Hände in die Hüften. Sein rotes Gesicht glänzt vor Schweiß. »Die hat schon lange niemand mehr losgemacht, okay? Das geht nicht so hoppladi …«
    Beinah mit Vollgas fährt das silberne Auto am Ende der Straße über den Bordstein und landet krachend auf dem Parkplatz des Anlegeplatzes. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.
    »Beeil dich, um Himmels willen! MACH SCHON!«
    Schließlich hat die Fassade doch einen Riss bekommen. Meine Panik ist nun deutlich spürbar. Verwirrt hastet Arrtrad zum hinteren Teil des Boots. Dort geht er auf die Knie und beginnt, hektisch an dem letzten alten Tau rumzufingern.
    Links von mir befindet sich offenes Wasser. Rechts ein brüchiger Holzsteg sowie ein zwei Tonnen schweres Metallgeschoss, das mit Vollgas auf mich zuhält. Wenn ich dieses Boot nicht sofort bewege, parkt gleich ein Auto darauf.
    Ich sehe zu, wie der Wagen über den weitläufigen Parkplatz holpert. Mein Kopf fühlt sich an wie mit Watte gefüllt. Der laufende Motor bringt das Steuerrad dermaßen zum Vibrieren, dass meine Hände schon ganz taub sind. Mein Herz schlägt wie wild.
    Da fällt mir etwas ein.
    Ich nehme schnell das Handy vom Tisch, hole die SIM-Karte raus und werfe den Rest ins Wasser. Es macht leise plopp – und ich habe das Gefühl, dass damit das Fadenkreuz, das die ganze Zeit unsichtbar auf mir ruhte, verschwunden ist.
    Immer mal wieder schiebt sich Arrtrads Kopf in mein Blickfeld, während er das letzte Tau abwickelt. Er sieht das silberne Auto nicht, das über den leeren Parkplatz rast und dabei Müll aufwirbelt. Sein Kurs hat sich um keinen Millimeter verändert. Die Plastikstoßstange schlägt auf und fliegt zur Seite, als der Wagen über den Bordstein holpert und auf den Steg auffährt.
    Mein Handy ist weg, aber es ist bereits zu spät. Der Teufel hat mich gefunden.
    Ratternd zittern die Reifen über das brüchige Holz. Arrtrad hebt beunruhigt den Kopf. Er steht immer noch gebückt hinten im Boot, die Hände mit grünem Schleim von dem alten Tau bedeckt.
    »Schau nicht hin, beeil dich einfach!«, rufe ich ihm zu.
    Ich packe den Gashebel. Mit dem Daumen drücke ich auf den kleinen Knopf in der Mitte und ziehe den Hebel dann ein winziges Stück nach hinten, in den Rückwärtsgang. Ich lasse den Motor

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