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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Zielgenauigkeit beeinträchtigt.
    Und es ist hinter uns her.
    Zum Glück beginnt das Gelände gerade, unebener zu werden. Das heißt, wir haben bald das Ende des Niemandslands erreicht. Das Motorheulen wird lauter, doch die Staubwolken sollten uns etwas schützen. Während Jabar möglichst schnell Abstand zwischen sich und die Grüne Zone bringt, sehe ich nur ab und zu einen Zipfel seines braunen Umhangs vor mir im Wind flattern.
    Einatmen. Ausatmen. Wir schaffen das.
    Dann höre ich die stotternden Klickgeräusche eines Entfernungsmessers. Das MWG benutzt auf kurze Distanz eingestellten Ultraschall, um uns in den Staubwolken zu orten. Das bedeutet, es hat uns bemerkt. Mal sehen, wie viele Schritte mir noch bleiben.
    Eins, zwei, drei, vier. Eins, zwei, drei, vier.
    Vor mir löst sich der erste Grabstein aus dem Staubschleier – windschief ragt die Schiefertafel vor mir aus dem Boden. Dann noch eine, eine weitere, jede Menge. Erschöpft stütze ich mich auf die kalten Steintafeln, während ich vorwärtsstolpere.
    Das Klicken hat sich beinah in ein gleichmäßiges Brummen verwandelt.
    »Runter!«, rufe ich. Jabar hechtet vorwärts und verschwindet in einer Senke. Hinter mir ertönt das laute Knattern einer MG-Salve, und von dem Grabstein neben mir abgesprengte Schiefersplitter bohren sich in meinen Arm. Ich stolpere und falle auf den Bauch. Keuchend versuche ich, hinter eine der Steintafeln zu robben.
    Klick-klick-klick.
    Starke Hände packen mich an meinem verletzten Arm. Ich unterdrücke einen Schrei, während Jabar mich über den nächsten Hügel schleift. Überall in der kleinen Senke ragen kniehohe Grabsteine aus dem Sand. Die Gräber liegen unordentlich zwischen vereinzelten großen Grasbüscheln verteilt. Die meisten der Steintafeln sind leer, aber einige tragen mit Sprühfarbe aufgemalte Symbole. Auch ein paar aufwendig verzierte Marmorsteine sind dabei. Über manchen ragen Stahlkäfige mit kleinen Giebeldächern aus dem Sand.
    Klick, klick, klick.
    Nach und nach entfernt sich das Geräusch. Während ich mich erschöpft gegen Jabar lehne, sehe ich mir meinen rechten Arm an. Der Oberarm ist zum Teil zerfetzt, dementsprechend auch die Flagge von Oklahoma, die dort eintätowiert ist. Die abgesprengten Steinsplitter haben die Hälfe der Adlerfedern abrasiert, die von dem traditionellen Büffellederschild der Osage herabhängen. Ich zeige meinen Arm Jabar.
    »Jetzt sieh nur, was der Pisser mit meinem Tattoo gemacht hat, Jabar, alter Freund.«
    Er schüttelt den Kopf. Er hält sich den Ellbogen vor den Mund und atmet durch den Stoff seines Umhangs. Vielleicht lächelt er darunter – wer weiß? Vielleicht schaffen wir es tatsächlich beide, irgendwie lebend aus der Sache rauszukommen.
    Und plötzlich legt sich der Sturm.
    Die Staubwolken ziehen weiter. Wir sehen zu, wie sie sich übers Niemandsland und weiter in Richtung Grüne Zone wälzen. Mit einem Mal strahlt wieder die Sonne aus dem kalten blauen Himmel auf uns nieder. Die Luft ist so klar hier oben in den Bergen, dass die Schatten so tiefschwarz und scharf umrissen sind wie Scherenschnitte. Ich kann meinen Atem sehen.
    Und die Roboter können es vermutlich auch.
    Wieder rennen wir in gebückter Haltung los und versuchen, die großen Grabsteine mit den blauen und grünen Stahlkäfigen darüber als Deckung zu benutzen. Ich habe keine Ahnung, wohin wir wollen. Ich kann nur hoffen, dass Jabar einen Plan hat und dieser vorsieht, dass auch ich am Leben bleibe.
    Nach ein paar Minuten sehe ich einen Blitz im Augenwinkel. Durch die Mitte des Friedhofs zieht sich ein holpriger Weg, und diesen fährt mit regelmäßig hin- und herschwenkendem Lauf das mobile Wachgeschütz entlang. Das höckerförmige optische Modul, das oben auf dem Gewehr sitzt, glitzert in der Sonne. Die gebogenen Beine rütteln über den holprigen Boden, aber das Geschütz bewegt sich so ruhig von einer Seite zur anderen wie der Kopf einer Eule.
    Ich hechte hinter einen Grabstein und lege mich flach auf den Bauch. Ein paar Meter weiter geht Jabar ebenfalls in Deckung. Er deutet auf etwas und sieht mich mit seinen dunkelbraunen Augen und weißbestäubten Brauen eindringlich an.
    Nicht weit entfernt erblicke ich ein offenes Grab. Sollte wohl die letzte Ruhestätte für irgendeinen Afghanen werden – ein brandneuer Stahlkäfig steht ebenfalls schon halb über der leeren Grube. Wer auch immer daran gearbeitet haben mag, hat allerdings überstürzt Feierabend gemacht und sich verkrümelt, ohne den

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