Robocalypse: Roman (German Edition)
Hausgeräte, die nicht für den Kriegseinsatz entworfen worden sind.
Doch das Schlimmste kommt erst noch.
Das Bild zittert leicht, als ein dunkelroter Stahlschaft ins Blickfeld gleitet. Ich begreife, dass es sich um einen Arm handelt, als ich die grellgelbe Kralle sehe, die am Ende des Arms hängt. Die Kralle öffnet und schließt sich und scheint dabei vor Anstrengung zu beben. Früher war dies einmal ein Forstroboter, der beim Holzfällen eingesetzt wurde, doch er wurde beinah bis zur Unkenntlichkeit verändert. Oben wurde eine Art Kopf auf das gewaltige Kettenfahrzeug geschraubt, gekrönt mit Scheinwerfern und zwei hornartigen Antennen. Aus der Kralle schießt ein Feuerstrahl hervor und leckt über die Mauern meiner Festung.
Das Bild wackelt heftig und wird dann schwarz.
In meiner Festung ist alles still, nur das an reißendes Papier erinnernde Geräusch des Plasmabrenners ist zu hören. In der Dunkelheit sind vage die Umrisse der Fabrikroboter zu erkennen, ihre Arme in den verschiedensten Stellungen erstarrt wie bei einer Schrottskulptur. Der einzige Hinweis, dass sie lebendig und mir freundlich gesinnt sind, kommt von den Dutzenden grünen Lämpchen, die überall in der Dunkelheit leuchten.
Die Fabrikroboter bewegen sich nicht, doch sie sind wach. Draußen bringt etwas die Wand zum Beben, doch ich habe keine Angst. Die Stahlstreben an der Decke biegen sich unter einem gewaltigen Gewicht.
Pock!
Ein Stück Decke verschwindet, und wie ein großer Finger bohren sich die Strahlen der untergehenden Sonne in die dunkle Halle. Ich lasse den Plasmabrenner fallen. Das scheppernde Geräusch, mit dem er zu Boden fällt, hallt durch den riesigen Raum. Ich schiebe mir die Schweißmaske auf die Stirn und sehe nach oben.
»Ich wusste, ihr würdet wiederkommen, Akuma«, sage ich. »Difensu!«
Auf der Stelle erwachen Dutzende mobile Montagearme zum Leben. Jeder von ihnen ist mehr als mannshoch und aus schwerem, schmutzigen Stahl, der für Jahrzehnte harter Fabrikarbeit ausgelegt ist. Synchron wie Balletttänzer kommen die massigen Industrieroboter aus der Dunkelheit gerollt und scharen sich um mich.
Diese Arme haben einst geschuftet, um für Menschen bestimmten Tand zu fertigen. Ich habe ihren Verstand von dem Gift gereinigt, das ihn befallen hatte, und jetzt dienen sie einem höheren Zweck. Diese Maschinen sind meine treuen Soldaten geworden. Meine Senshi.
Wenn nur Mikiko einen ähnlich schlichten Verstand hätte.
Über mir erwacht auch mein oberster Senshi aus seiner Starre: ein für Gewichte von bis zu zehn Tonnen ausgelegter Brückenkran, an dem überall hydraulische Kabel entlanglaufen und der zwei gewaltige zusammengeschusterte Roboterarme durch die Luft schwingt. Knirschend springt der mechanische Riese an und gewinnt rasch an Fahrt.
Ein weiteres Pock hallt durch den Raum. Ich stehe neben Mikiko und warte darauf, dass die Akuma sich zeigen. Unbewusst nehme ich ihre leblose Hand in meine. Um mich herum gehen Tausende Tonnen fahrendes Metall in Verteidigungsposition.
Wenn wir überleben wollen, müssen wir zusammenarbeiten.
Eine gelbe Kralle zwängt sich kreischend durch Decke und Wand, und noch mehr Licht flutet die Halle. Eine weitere Kralle greift in die Lücke und erweitert sie zu einem großen, keilförmigen Loch. Die Maschine reckt ihr rotbemaltes Gesicht in die Öffnung. Das Licht der Scheinwerfer auf ihrem Kopf wird von unzähligen in der Luft tanzenden Metallspänen reflektiert. Der riesige Akuma zieht die Wand nach hinten, und sie stürzt draußen auf den Verteidigungsgraben. Durch die bis zum Boden gehende Lücke in der Fassade kann ich sehen, wie sich vor der Fabrik Hunderte kleinere Roboter sammeln.
Ich lasse Mikikos Hand los und mache mich zum Kampf bereit.
Während der Akuma sich wütend durch die eingerissene Wand schiebt, wird einer meiner glänzenden roten Montageroboter umgestoßen. Der arme Senshi versucht, sich wieder hochzustemmen, aber der Akuma fegt ihn beiseite, bricht ihm das Ellbogengelenk und wirbelt den halbtonnenschweren Klotz in meine Richtung. Wie ein Felsbrocken kommt er über den Hallenboden auf mich zugepoltert.
Ich wende mich ab. Hinter mir höre ich den gefallenen Senshi knapp vor meiner Werkbank knirschend zum Stehen kommen. So wie es an der Hallenwand scheppert, sind andere bereits herbeigeeilt, um seinen Platz einzunehmen.
Mit knackenden Knien bücke ich mich und hebe meinen Brenner auf. Ich ziehe mir die Schweißmaske wieder übers Gesicht, deren dunkle Scheibe von
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