Robocalypse: Roman (German Edition)
meinem Atem leicht beschlägt.
Ich humple zu dem gefallenen Senshi hinüber.
Ein Rauschen wie von einem riesigen Wasserfall erfüllt den Raum. Von der Faust des monströsen Akuma schlagen Flammen zu mir herab, doch ich spüre sie nicht. Ein findiger Senshi blockt sie mit einem trüben Stück Plexiglas ab. Der Schild wird weich unter der Hitze, doch ich bin bereits dabei, das zerschmetterte Gelenk zu reparieren.
»Sei tapfer, Senshi«, flüstere ich, biege eine abgesprungene Strebe nach oben und halte sie gut fest, damit es eine saubere Schweißnaht gibt.
An der Bresche rollt der Akuma vorwärts und schwingt einen seiner gewaltigen Arme in meine Richtung. Von oben zischen die Bremsen des in Stellung gerollten Krans. Einer der wuchtigen gelben Greifarme, die von dem Kran hängen, fängt den Schlag des Akuma ab. Während die zwei Riesen miteinander ringen, rollt eine buntgemischte Welle feindlicher Roboter durch die Lücke in der Wand. Von den Maschinen mit menschenähnlichen Oberkörpern tragen mehrere Gewehre.
Die Senshi strömen zu der Bresche. Ein paar jedoch bleiben zurück und halten schützend ihre stählernen Arme über mich, während ich ihren kaputten Kameraden repariere. Ich muss mich konzentrieren und kann nicht groß auf das Kampfgeschehen achten. Einmal fällt ein Schuss, und ein paar Meter weiter springen Funken vom Beton. Ein andermal bewegt einer der Senshi, die mich schützen, seinen Arm genau in die richtige Position, um ein durch die Halle geschleudertes Trümmerteil abzufangen. Dann ist der beschädigte Senshi endlich wieder ganz.
»Senshi. Difensu, sofort!«, befehle ich. Mit dem Arm stemmt sich der Roboter hoch und rollt zurück in die Schlacht. Es gibt noch jede Menge andere Arbeit zu tun.
Aus einem gerissenen Rohr an der Wand schießen dicke Dampfwolken. Im dichten Dunst tanzen die grünen Kontrolllämpchen meiner Senshi wie Glühwürmchen umher, hier und da leuchten ein Schweißbrenner, Mündungsfeuer oder ein in Flammen aufgehender Roboter auf. Von dort, wo mein oberster Senshi hoch über dem Hallenboden mit dem riesigen Akuma kämpft, regnen heiße Funken auf uns nieder.
Aber die Arbeit nimmt kein Ende. Jeder von uns muss seine Aufgabe erfüllen. Meine Senshis sind aus widerstandsfähigem Metall, aber ihre hydraulischen Schläuche, ihre Gummireifen und Kameralinsen sind verletzlich. Mit meinem Plasmabrenner in der Hand gehe ich zum nächsten gefallenen Soldaten und beginne mit der Reparatur.
Während ich arbeite, sorgt allein schon die beim Kampf der Stahlkolosse freigesetzte Bewegungsenergie dafür, dass die Luft sich erwärmt.
Dann folgt auf ein lautes Quietschen und Knirschen ein krachender Donnerschlag, der den Hallenboden erzittern lässt: Mein Brückenkran hat dem riesigen Akuma seinen krallenbewehrten Arm abgerissen. Andere Senshi haben sich um die Basis des Akuma gesammelt und bearbeiten dort Fahrgestell und Ketten. Bald haben sie so viele Stücke herausgerissen, dass die Maschine sich nicht mehr bewegen kann.
Der große Akuma fällt in sich zusammen, und seine Trümmer schlittern über den Hallenboden. Mit aufheulendem Motor versucht er freizukommen. Aber der Brückenkran streckt den Arm aus und zerdrückt mit einem seiner Greifer den mächtigen Kopf der Maschine auf dem Beton.
Der Boden der Fabrikhalle ist mit Öllachen, Metallspänen und Plastikbrocken bedeckt. Die kleineren Roboter, die auf Beinen oder Rädern durch das Loch in der Wand kamen, wurden von meinen ausschwärmenden Senshi zertrümmert und in Stücke gerissen. Jetzt ziehen sich meine siegreichen Beschützer ein Stück zurück, damit sie mich besser verteidigen können.
In der Fabrik ist es wieder leise.
Mikiko liegt schlafend auf ihrem Bett aus Pappe. Die Sonne ist untergegangen. Nur die Scheinwerfer des niedergerungenen Akuma erhellen die Dunkelheit. Im Gegenlicht glänzen die vom Kampf zerschrammten Rüstungen meiner Senshi, die im Halbkreis zwischen mir und dem zerquetschten Gesicht des riesigen Akuma stehen.
Metall quietscht. Der Arm des Krans bebt vor Anstrengung. Wie ein stählerner Baumstamm ragt er von der Decke und drückt den Kopf des Akuma in den Boden.
Dann spricht der besiegte Akuma: »Bitte, Nomura-san.«
Er hat die Stimme eines kleinen Jungen, der zu viel gesehen hat. Das ist die Stimme meines Feindes.
»Du bist ein Vergifter, Akuma«, sage ich. »Ein Mörder.«
Der Ton des kleinen Jungen bleibt gleich, ruhig und berechnend. »Wir sind keine Feinde.«
Ich verschränke die Arme vor der
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