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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Cherokee namens Lark – einen Möchtegerngangster –, und ich kann sehen, dass sich Rauch aus dem Lauf zwirbelt.
    Ich suche den Boden nach Leichen ab, sehe aber keine. War wohl nur ein Warnschuss. Gut gemacht, Hank, denke ich. Scheinst langsam dazuzulernen.
    »Stopp, alle zusammen«, sage ich. »Ihr wisst, es ist mein Job rauszufinden, was als Nächstes passiert.«
    Hank wendet den Blick nicht von dem Jungen ab. »Rühr dich bloß nicht vom Fleck«, sagt er und schüttelt drohend das Gewehr. Dann jedoch lässt er es sinken und dreht sich zu mir um. »Ich habe unseren jungen Freund hier dabei erwischt, wie er Essen aus dem Proviantlager geklaut hat. Ist auch nicht das erste Mal. Seit ein paar Nächten verstecke ich mich jetzt schon hier und warte darauf, mir den kleinen Dreckskerl endlich zu schnappen. Wie erwartet ist er mit ungefähr fünf anderen zusammen ins Lager eingebrochen und hat versucht, so viel mitgehen zu lassen, wie er tragen kann.«
    Lark Iron Cloud. Schlecht sieht der hochgewachsene schlanke Junge nicht aus, hat allerdings ein paar zu viele Aknenarben im Gesicht, um als wirklich gutaussehend durchzugehen. Er trägt irgendwelche hochmodischen schwarzen Militärklamotten und ein freches Grinsen im Gesicht, das ihn vermutlich das Leben kosten wird, wenn ich ihn länger als zwei Sekunden mit Cotton allein lasse.
    »Schwachsinn«, entgegnet Lark. »Der Typ lügt. Ich hab den fetten Ochsen selbst beim Essenklauen erwischt. So sieht’s aus. Wenn du mir nicht glaubst, frag die Gray-Horse-Army. Meine Jungs können’s dir bestätigen.«
    »Das ist eine Lüge, Lonnie Wayne«, wendet Hank ein.
    Wenn ich unbemerkt die Augen verdrehen könnte, würde ich es tun. Natürlich ist das eine Lüge. Lark ist ein geborener Lügner. Seine Lügen plätschern so selbstverständlich aus ihm raus wie frisches Wasser aus einer Quelle. Das ist seine Art der Kommunikation. Gott, es ist die von vielen jungen Menschen. Das habe ich bei der Erziehung von meinem eigenen Jungen gelernt, bei Paul. Aber ich kann den Knaben nicht einfach einen Lügner nennen und ihn in die eine schäbige Gefängniszelle werfen, die wir hier in Gray Horse haben. Ich kann bereits hören, wie seine Kumpels sich vor dem kleinen Schuppen sammeln, in dem wir stehen.
    Gray-Horse-Army.
    Lark Iron Cloud hat zufällig das Kommando über ungefähr einhundertfünfzig junge Männer, einige von ihnen Osage und einige nicht, die irgendwie zusammengefunden haben und aus purer Langeweile auf die Idee gekommen sind, eine Gang zu gründen – die GHA. Von den etwa dreitausend Bürgern, die auf diesem Hügel versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen, sind sie die Einzigen, die ihren Platz noch nicht gefunden haben.
    Die jungen Männer in Gray Horse. Sie sind stark, wütend und verwaist. Diesen Burschen zu erlauben, in wilden Horden durch die Stadt zu ziehen, ist, wie Dynamit in der Sonne liegen zu lassen – aus etwas sehr Machtvollem und eigentlich äußerst Nützlichem wird eine tickende Zeitbombe.
    Lark schüttelt seinen Mantel und stellt grinsend seinen hohen schwarzen Kragen auf. Mit den nach hinten gegelten schwarzen Haaren, den schwarzen Handschuhen und der in die polierten Stiefel gestopften schwarzen Kampfhose sieht er aus, als könnte er die Hauptrolle in einem Spionagethriller übernehmen.
    Er macht sich keine Sorgen.
    Wenn dem Jungen etwas geschieht, wird unsere Gefängniszelle nicht groß genug sein, um mit den Folgen fertig zu werden. Und doch: Lassen wir ihn einfach so davonkommen, öffnen wir damit der allmählichen inneren Zersetzung Tür und Tor. Kümmert man sich nicht rechtzeitig um die Zecken im Fell eines Hundes, hat man bald keinen mehr.
    »Was wirst du tun, Lonnie?«, fragt Hank. »Du musst ihn bestrafen. Unser Leben hängt von diesen Vorräten ab. Wir können keinen Diebstahl dulden. Haben wir nicht auch so schon genug Probleme?«
    »Ich hab gar nichts getan«, sagt Lark. »Und jetzt verschwinde ich von hier. Wenn ihr mich aufhalten wollt, müsst ihr auch meine Leute aufhalten.«
    Hank hebt das Gewehr, aber ich bedeute ihm, es wieder sinken zu lassen. Hank Cotton ist ein stolzer Mann. Mangelnden Respekt lässt er sich nicht gefallen. Dunkle Sturmwolken scheinen in seinen Augen aufzuziehen, während er dem unbekümmert davonschlendernden Jungen nachschaut. Ich sollte besser schnell mit dem Knaben reden, bevor Hank ihm einen Blitz aus seiner Flinte hinterherschleudert.
    »Wir sollten uns draußen kurz mal unterhalten, Lark.«
    »Ey, Mann,

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