Robotermärchen
fürwahr wundervoll. Aber" — so dachte er — „Dioptrikus schmiedet zweifellos die gleichen Pläne, und er hat leider als Programmierer eine Menge Möglichkeiten, um dem künftigen Prinzen Haß gegen mich einzuimpfen. Eine fatale Geschichte! Ich muß die Augen gut aufreißen, wenn wir zusammen die Matrix in den Kinderofen schieben!" „Am einfachsten wäre", überlegte der würdige Philonaut zur gleichen Zeit, „wenn man dem Prinzen eine Zuneigung für die Mikrozyten einritzte. Doch das würde man gleich bemerken, und der König würde mich ausschließen. Vielleicht sollte man dem Prinzen dann lediglich die Liebe zu den kleinen Formen einprägen, was viel sicherer sein dürfte. Wenn man mich ins Kreuzverhör nimmt, werde ich sagen, ich hätte nur das kleine Zeug unter Wasser im Sinne gehabt und habe vergessen, das Programm des Sohnes durch den Vorbehalt zu sichern, daß das, was nicht unter Wasser steht, nicht geliebt werden dürfe. Schlimmstenfalls wird der König mir dafür den Orden des Großen Plantschers abnehmen, er wird mir aber nicht den Kopf abreißen, und das ist für mich eine teure Sache, die selbst Nanoxer, der Herrscher der Mikrozyten, mir nicht wiedergeben könnte!" „Warum schweigt ihr, ehrenwerte Herren?" ließ sich Minogar da vernehmen. „Ich glaube, wir werden unweigerlich ans Werk gehen müssen, es gibt nämlich nichts Heiligeres als des Königs Befehl!" „Ich erwäge ihn ja auch schon im Geiste", sagte Philonatu rasch, Dioptrikus und Amassid aber fügten einstimmig hinzu: „Wir sind bereit!"
Nach alter Sitte empfahlen sie also, sich in einen Raum
mit Wänden aus Smaragdschuppen einzuschließen, der von außen mit einem siebenfachen Siegel aus Unterseeharz verschlossen wurde, und Megazystes selbst, Herr der planetaren Überflutungen, drückte sein Wappen „Stilles Wasser" auf die Siegel. Von da an konnte sich niemand mehr in ihre Arbeit mischen, und erst auf das Zeichen, daß diese beendet sei, wenn sie mit einem eigens dazu erzeugten Strudel die mißlungenen Projekte durch die Klappe würfen, sollten die Siegel entfernt werden, und die große Feierlichkeit der Sohneswahl könnte beginnen. In der Tat machten sich die Würdenträger ans Werk, aber es wollte ihnen nicht von der Hand gehen. Nicht daran dachten sie nämlich, wie sie dem Prinzen die von Hydrop gewünschten Tugenden einprägen sollten, sondern daran, wie sie den König und die drei rostfreien Gefährten bei dieser schwierigen Schöpfungsangelegenheit hintergehen könnten. Der König wurde ungeduldig, denn bereits acht Tage und acht Nächte waren seine Sohneserzeuger eingeschlossen, und sie gaben nicht einmal ein Zeichen, daß sich das Werk einem günstigen Abschluß näherte. Sie versuchten nämlich, sich einander im Durchhalten zu überbieten, und jeder wartete also, bis dem anderen die Kräfte ausgingen, und dann wollte er rasch in das Kristallnetz der Matrix das hineinschreiben, was im Prinzen zu seinem Nutzen ausschlagen würde.
Die Machtgier regte jedoch Minogar an, Philonaut die
Leidenschaft des Mammon, den ihm die Mikrozyten versprochen hatten, Amassid und Dioptrik der gegenseitige Haß.
Nachdem sie solchermaßen eher ihre Geduld als ihre
Kräfte erschöpft hatten, sagte der schlaue Philonaut: „Ich verstehe nicht, meine ehrenwerten Herren, warum sich unser Werk so lange hinzieht. Immerhin hat uns der König präzise Anweisungen erteilt; hätten wir uns an sie gehalten, wäre der Prinz schon fertig. Ich habe den Verdacht, daß eure Langsamkeit eine Ursache hat, die mit der Konzipierung des Thronfolgers in einem anderen Zusammenhang steht als in dem, der dem Herzen des Herrschers lieb wäre. Wenn es so weitergeht, werde ich mich zu meinem tiefsten Bedauern veranlaßt sehen, ein Votum separatum abzugeben, d. h. einen Bericht zu schreiben..." „Eine Denunziation! Das meinen Sie doch wohl, Hochwürden!" zischte Amassid und lächelte wütend mit seinen glänzenden Kiemen, bis alle Schwimmer seiner Orden zitterten. „Aber bitte schön! Wenn Hochwürden gestatten, habe ich auch Lust, dem König zu berichten, wie Euer Liebden bei diesem ständigen Zittern nun schon achtzehn Perlenmatrizen vernichtet haben, die wir ablehnen mußten, denn nach der Formel, daß all das zu lieben ist, was klein ist, haben Sie überhaupt keinen Platz für das Verbot übriggelassen, das nicht zu lieben, was nicht unter dem Meer ist! Du wolltest uns, ehrenwerter Philonaut, vergewissern, es sei ein Versehen gewesen — aber wenn es sich
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