Robotermärchen
achtzehnmal wiederholt, dann genügt es vollauf, daß man dich in ein Haus für Verräter oder in ein Irrenhaus sperrt und deine Freiheit nur darin bestehen wird, daß du zwischen diesen beiden zu wählen hast." Philonaut, der sich durchschaut sah, wollte sich wehren, aber Minogar kam ihm zuvor, indem er sagte:
„Man könnte meinen, edler Amassid, du seist wie eine
Meduse ohne Tadel in unserer Mitte, ganz aus Kristall. Und doch hast auch du elfmal in unbegreiflicher Weise dem Abschnitt, der in der Matrize all dem gewidmet ist, was der Prinz verabscheuen soll, einmal dreigeteilte Schwänzigkeit, einmal einen Buckel mit grünblauem Schmelz, zweimal Glotzaugen, dann wieder einen doppelten Brustpanzer und drei rote Funken hinzugefügt, als ob du nicht wüßtest, daß sich alle diese Merkmale auf den hier anwesenden Dioptrikus, den königlichen Miterzeuger, beziehen können, wodurch du in die Seele des Prinzen einen Haß gegen diesen Mann impfen würdest..." „Und warum hat Dioptrikus am Matrizenende immer die Verachtung für jene Wesen eingeritzt, deren Bezeichnung auf ,id' endet!" fragte Amassid. „Und wenn schon davon die Rede sein soll, warum hast du, werter Minogar, aus unerfindlichem Grunde zu den Gegenständen, die der Prinz nicht leiden soll, beständig den fünfeckigen Stuhl mit flossenartig brillantierter Lehne dazugezählt? Solltest du nicht wissen, daß der Thron ihm wie ein Auge dem anderen gleicht?" Eine drückende Stille trat ein, die nur von einem schwachen Plätschern unterbrochen wurde. Lange mühten sich die Würdenträger, hin und her gezerrt von widersprüchlichen Interessen, bis sich Parteien unter ihnen bildeten — Philonaut und Minogar wurden darin einig, daß die Sohnmatrize Vorliebe für alles, was klein sei, vorzusehen habe, ebenso die Bereitwilligkeit, solchen Formen nachzugeben. Der Philonaut dachte dabei an die Mikrozyten, Minogar hingegen an sich selbst, er war nämlich der kleinste unter den Anwesenden. Dioptrikus schloß sich ebenfalls plötzlich dieser Formel an, denn Amassid war der größte von ihnen allen. Der wehrte sich heftig, doch plötzlich gab er den Widerstand auf, denn ihm fiel ein, er könne sich ja kleiner machen, außerdem könne er den Hofschuhmacher bestechen, damit er Dioptrikus' Sohlen mit Tantalplättchen beschlage, wodurch der Verhaßte größer werde und er sich dadurch den Unwillen des Königs zuziehe. Nun vollendeten sie rasch die Sohnmatrize, und nachdem sie die endgültigen Reste durch die Klappe hinausgeworfen hatten, kam es zu der großen Feierlichkeit der Sohneswahl am Hofe.
Kaum war die Matrize mit dem Prinzenobjekt zum
Backen abgestellt und die Ehrenwache vor dem Kinderofen aufgezogen, aus dem in Kürze der künftige Herrscher der Argonautiker herauskommen sollte, da machte sich Amassid an den geplanten Betrug. Der Hofschuhmacher, den er bestochen hatte, schraubte ständig neue Tantalplättchen an Dioptrikus' Sohlen. Der Prinz reifte bereits unter der Aufsicht der jüngeren Metallurgen heran, und Dioptrikus, der sich einmal im großen Palastspiegel betrachtete, stellte fest, er sei bereits größer als sein Feind, und der Prinz hatte ja eine programmierte Vorliebe nur für kleine Gegenstände und Personen! Zu Hause prüfte sich Dioptrikus gewissenhaft und klopfte sich mit einem silbernen Hämmerchen ab, bis er die festgeschraubten Bleche an den Sohlen entdeckt und erkannt hatte, wessen Arbeit es war. „Oh, dieser Schuft!" dachte er über Amassid. „Doch was tun?" Nach kurzer Überlegung faßte er den Entschluß, sich zu verkleinern. Er rief seinen getreuen Diener herbei und befahl ihm, einen guten Schlosser in den Palast zu führen. Jedoch der Diener hatte die Empfehlung nicht ganz verstanden, schwamm auf die Straße und brachte einen armen Handwerker mit, Proton mit Namen, der sich tagelang in der Stadt umhertrieb und rief: „Verlöte Köpfe! Verdrahte Bäuche, verlöte Schwänze, poliere Schwänze!" Dieser Drahtbinder hatte eine böse Frau, die ihm stets mit der Brechstange in der Hand auflauerte, und nahte er, dann erfüllte ihr wütendes Geschrei die ganze Straße; sie nahm ihm alles weg, was er verdiente, und sie drückte ihm Schultern und Rücken mit erbarmungslosen Schlägen ein. Proton stand zitternd vor dem Großen Programmierer, und der sagte zu ihm: „Hör zu, könntest du mich verkleinern? Weißt du, ich komme mir nämlich zu groß vor... aber schließlich ist es einerlei! Du mußt mich kleiner machen, aber so, daß meine Schönheit
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