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Robotermärchen

Robotermärchen

Titel: Robotermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel Mróz
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nun zu verzweifelten Maßnahmen. Sie schmolzen zusehends von einem Tag zum anderen, und bald verfuhren sie genauso wie der Drahtbinder mit Dioptrikus. Sie versteckten ihre Gehirne, wo immer sie konnten: im Schreibtisch, unterm Bett, selbst aber blieben sie nur als glänzende, geschwänzte Döschen zurück, mit ein oder zwei paar Orden, die nicht viel kleiner als sie selbst waren.
    Wieder sandte Dioptrikus die Diener nach dem
    Drahtbinder; und als dieser vor ihm stand, rief er: „Du mußt etwas unternehmen! Die Verkleinerung muß um jeden Fall weitergehen, sonst wird alles ein schlimmes Ende nehmen!"
    „Euer Hochwohlgeboren", erwiderte der Drahtbinder und
    verneigte sich tief vor dem Magnaten, der zwischen Armlehne und Rückenlehne des Sessels kaum zu sehen war, „das ist unerhört schwer, und ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich ist..." „Macht nichts! Tu, was ich dir sage! Du mußt. Gelingt es dir, mich so zu verkleinern, daß ich eine Gestalt erlange, die keiner mehr unterbieten kann, erfülle ich dir jeden Wunsch!" „Wenn mir Euer Wohlgeboren das Ehrenwort gibt, daß es so sein wird, will ich mich bemühen, alles zu tun, was in meinen Kräften liegt", entgegnete Froton, dem es plötzlich hell im Kopfe wurde, und in seine Brust schien jemand pures Gold gegossen zu haben — er konnte nämlich seit vielen Tagen an nichts anderes mehr denken, als an die güldene Aurentine und ihre Glöckchen, die in ihrer Brust zu stecken schienen.
    Dioptrikus schwor es ihm. Da nahm Proton die letzten
    drei Orden, die die winzige Brust des Großprogrammierers beschwerten, fügte daraus eine dreiwändige Kassette, legte einen winzigen Apparat hinein, der so klein wie ein Dukat war, umwickelte alles mit einem goldenen Drähtchen, lötete ein kleines Stück Goldblech hinten an, schnitzte daraus ein Schwänzchen und sagte: „Schon fertig, Hochwohlgeboren! Jeder wird an diesen hohen Auszeichnungen mühelos ihre Person erkennen, dank diesem Blech werden Euer Hochwohlgeboren schwimmen können, und der kleine Apparat wird die Verbindung mit dem Verstand, der im Schrank versteckt ist, ermöglichen..." Dioptrikus freute sich, „Was willst du? Stelle deine Forderungen, sprich — du bekommst alles!" „Ich möchte Euer Hochwohlgeboren Tochter, die güldene Aurentine, zur Frau nehmen!" Dioptrikus geriet in furchtbaren Zorn, und er bewarf, um Protons Gesicht herumschwimmend, diesen mit Schimpfwörtern, nannte ihn einen Schuft, einen Nichtsnutz, einen Lump und ließ ihn dann aus dem Palast werfen. Selbst aber schwamm er in einem sechsfachen Unterwasserboot sofort zum König. Als Minogar, Amassid und Philonaut Dioptrikus in der neuen Gestalt erblickten — und sie hatten ihn nur dank seiner herrlichen Orden erkannt, aus denen er gegenwärtig bestand, wollte man nicht das Schwänzchen mitzählen —, bemächtigte sich ihrer ein schrecklicher Zorn. Als Staatsmänner begriffen sie, daß es schwerfallen würde, in der persönlichen Miniaturisierung fortzuschreiten, am nächsten Tage aber sollte die feierliche Geburt des Prinzen stattfinden, und man durfte keinen Augenblick zögern. Da traf Amassid eine Absprache mit Philonaut: Sie wollten Dioptrikus überfallen, wenn er in seinen Palast zurückkehre, wollten ihn entführen und einsperren, was nicht schwerfallen würde, denn es hätte niemand das Verschwinden einer so kleinen Person auch nur bemerkt. Sie handelten, wie sie beschlossen hatten. Amassid besorgte sich eine alte Blechbüchse und legte sich hinter ein Korallenriff auf Lauer, an dem Dioptrikus' Boot vorbeizuschwimmen pflegte, und als es sich näherte, sprangen seine Diener plötzlich maskiert auf den Weg, und ehe Dioptrikus' Lakaien ihre Flossen zum Schutz erheben konnten, war ihr Herr schon mit der Büchse zugedeckt und geraubt; Amassid bog sogleich den Blechdeckel um, damit der Großprogrammierer nicht freikommen konnte, und kehrte, schrecklich höhnend und spottend, eilends nach Hause zurück. Hier jedoch fiel ihm ein, es sei schlecht, einen Gefangenen bei sich zu halten, und da hörte er gerade eine Stimme, die auf der Straße rief: „Köpfe verlöten! Bäuche, Schwänze, Nacken verdrahten, polieren!"
    Hocherfreut rief er den Drahtbinder herein, und es war
    Proton, ließ ihn die Büchse hermetisch verlöten, und als es jener getan hatte, gab er ihm einen Taler und sagte: „Hör zu, Drahtbinder, in dieser Büchse befindet sich ein Metallskorpion, der im Keller meines Palastes gefangengenommen wurde. Nimm ihn und wirf ihn

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