Robotnarkose Newton
abgenommen hatte. Mein wahres Gesicht war unverfänglich. Wenn ich es überdies unter der Dienstmaske der aktiven GWA-Schatten verbarg, würden die Männer der Eliteeinheit ohnehin nur auf meine strahlende Dienstmarke und die Schulterstücke eines Brigadegenerals schauen.
Anders sah die Situation für Hannibal aus.
Das faltige Gesicht des Zwerges war so bekannt geworden, daß er sich nirgends mehr blicken lassen konnte. Im Verlauf unseres Anarchistenauftritts war er zu häufig auf den Bildschirmen der weltumspannenden TV-Sender erschienen.
Er galt nach wie vor als Dr. Vincent D. Robbens, Spezialist für marsianische Archäologie – und natürlich als Erpresser. Außerdem war er von uns als Psychopath hingestellt worden.
In dieser Rolle hatte er meine Forderungen nach Unterwerfung der Regierungen untermauern können.
Da er infolge der Ereignisse nie eine Einsatzmaske getragen hatte, konnte er sich auch auf dem Mond nicht mehr ungefährdet bewegen. Bereits beim letzten Unternehmen, das dem Superkodator des lunaren Kommandogehirns ZONTA gegolten hatte, wären wir von Soldaten der Monddivisionen um ein Haar erschossen worden. Sie wußten schließlich nicht, daß sich hinter Hannibal und mir zwei GWA-Schatten verbargen.
Da wir die Truppen auf keinen Fall einweihen durften, mußten wir äußerst vorsichtig sein.
Maykoft durfte sich ebenfalls nicht öffentlich sehen lassen. Er galt als Verräter an der GWA, obwohl dazu kein Grund bestand.
Ich verdrängte meine düsteren Überlegungen und zwang mich zu einem Lächeln. Wahrscheinlich wirkte es etwas gequält.
»Verwandelt euch in Konservendosen, Brüder«, riet ich und deutete auf die große Kunststoffkiste. »Schließlich brauchen die Kommandos in der Albara-Senke Nachschub.«
Maykoft schaute noch mißmutiger auf die Kiste als der Zwerg, der mehrmals im Kreise um sie herumging und lautstark schnüffelte.
»Was verraten dir deine Urmenscheninstinkte, Kleiner? Hast du etwas dagegen, von Nikentraks Männern nicht erschossen zu werden? Also los, ’rein in die Kiste. Oder wie soll ich euch Anarchisten sonst nach ZONTA bringen?«
Hannibal kroch fluchend in die schmale Öffnung hinein. Nikentrak machte den Eindruck eines schadenfrohen Mannes. Wahrscheinlich gönnte er es einem der mit Vollmachten überhäuften GWA-Schatten, in dieser unwürdigen Form über die Mondoberfläche befördert zu werden.
»Raumanzüge anlegen, Systeme kontrollieren«, riet er grinsend. »Draußen wird die Luft so dünn, daß Sie die einzelnen Moleküle mit dem Elektronenmikroskop suchen müssen.«
Hannibal geizte nicht mit Beleidigungen. Erbost schlug der Kommandeur die Einstiegblende zu.
»Wenn er unter meinem Kommando stünde, ich würde ihn …«
»Vergessen Sie es«, unterbrach ich ihn. »Der Herr Major verfügt über eine besondere Herzensbildung. Außerdem kann ich nichts dafür, daß er Sie für einen Mondigel hält. Ihre Stachelfrisur ist unmodern.«
Nikentrak fuhr sich mit der flachen Hand über die schwarzen Haare. TS-19, uns immer noch als »Mr. Miller« bekannt, zeigte ein beherrschtes Schmunzeln. Zu mehr ließ er sich nicht hinreißen.
Wir gingen. Das Gepäckstück würde von Männern der militärischen GWA in die Transportmaschine gebracht werden.
Auf dem Wege zum nächsten Druckschott reichte mir TS-19 wortlos eine Dienstmaske der GWA-Schatten. Sie wirkte lebensecht, aber unpersönlich.
»Kümmern Sie sich um die Kontrollen«, bat ich. »Ich habe etwas Besseres zu tun, als mich alle Augenblicke auszuweisen.«
TS-19 nickte und zog sein strahlungssicheres Etui aus der Tasche. Wenn er es aufklappte, wurde die Marke mit dem
Weitere Kostenlose Bücher