Robotnarkose Newton
gleichbleibender Höhe wäre nur möglich gewesen, wenn die Hubtriebwerke ununterbrochen gelaufen wären – und das mit einer Schubleistung, die die herrschenden Anziehungskräfte ausgeglichen hätte.
Diese Möglichkeit stand uns aber nicht zur Verfügung. Unser Vorrat an Strahlmasse reichte gerade aus, den Gleiter zur Albara-Senke zu befördern. Dort mußte er wieder aufgetankt werden, denn schließlich braucht man auf einem luftleeren Himmelskörper etwas, das man atomar erhitzen und mit hohem Überdruck aus Düsen ausstoßen kann.
Gleiter mit vollatomaren Plasmatriebwerken gab es noch nicht. Daher hatten wir auf das längst überholte kernchemische Strahlverfahren zurückgreifen müssen.
Ich hatte die Kabelverbindung meines Helmsprechgeräts in die Sammelbuchse des Gleiters eingesteckt. Der Sinn dieser Maßnahme bestand darin, die Männer der Funküberwachung nicht noch argwöhnischer zu machen. Durch das Wiederaufflammen der ZONTA-Energieschirme waren ihre Nerven ohnehin genug strapaziert worden.
Hannibal, der immer noch in der Kiste saß und sich wahrscheinlich an den kräftig gebauten Maykoft anklammerte, stieß Verwünschungen aus. Die beiden GWA-Piloten hörten mit. Ab und zu brummte einer anerkennend vor sich hin. An der wilden Hüpferei mit den hohen Andruckkräften konnten sie jedoch nichts ändern.
Vor uns tauchte die Albara-Senke auf.
»Ruhe jetzt, Kleiner«, gab ich über die kabelgebundene, abhörsichere Sprechverbindung durch. »Wir biegen ab. Die Landung erfolgt direkt vor dem Energieschirm. Fertigmachen zum Aussteigen. Es muß schnell gehen.«
»Wenn unten einer auf die Knöpfe der Raketenwerfer drückt, gib mir vorher Bescheid«, antwortete der Zwerg. »Dann steige ich nämlich vorher aus. Mann – da stehen mindestens zweihundert Werferbatterien und tausend Panzer mit marsianischen Thermogeschützen. Wenn nur einer die Nerven verliert, sehen wir aus wie geröstete Paviane.«
»Man wird dich mühelos identifizieren können.«
»Soll das heißen, daß ich einem Pavian gleiche? Großer, unterlaß solche Beleidigungen, sonst …«
Er konnte seine neueste Wortschöpfung nicht mehr an den Mann bringen. Unsere Piloten bogen so scharf ab, daß wir und die wenigen Gepäckstücke hart gegen die Gurte oder Klammerbefestigungen gerissen wurden.
Mit flammenden Hubtriebwerken flogen wir über die letzten Postenketten hinweg. Vor uns wuchs eine schwarze Felswand auf.
Im Gegensatz zu den Piloten, die sie nur auf den Schirmen ihrer Relieftaster bemerkten, sah ich sie infolge meiner neugewonnenen Nachtsichtigkeit in gleißender Helligkeit vor mir liegen.
Die Sonne war erst vor einer knappen Stunde untergegangen. Obwohl das den sofortigen Anbruch der Nacht und einen gewaltigen Temperatursturz bedeutete, hatten die Felsmassen des Ringgebirges ihre aufgespeicherte Wärme noch lange nicht abgestrahlt.
Der vollaktivierte Infrarotsektor meines Extrahirns sprach an. Für mich lagen die Berge nach wie vor in hellem Sonnenlicht.
Wieder schossen Gaszungen aus den Hubtriebwerken. Wir wurden emporgeschleudert, über den Grat gewirbelt, um drüben sofort wieder abzusinken. Piloten, die ausschließlich an eine Atmosphäre und aerodynamisch wirksame Tragfläche gewohnt waren, wäre die Mondfliegerei als Alptraum vorgekommen.
Die hintere Kraterwandung wurde von einem irrlichternden Vorhang aus gesteuerter Energie verdeckt. Das war der Schutzschirm des Robotgehirns ZONTA, oder besser gesagt: ein winziger Ausschnitt der vielen Energieschirme. Die alten Marsianer hatten gewußt, wie man eine
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