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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durch
    die Strömung, zu erkennen geben.«
    »Einverstanden, stets, stets«, wiederholte Onkel Prudent,
    »und ich meine, es ist, wo wir uns noch in der Parklichtung
    befinden, jetzt oder nie der geeignete Moment zur Flucht,
    um später jenen Robur wieder aufzuspüren ...«
    »Und ihn diesen Angriff auf die Freiheit zweier Bürger
    der Vereinigten Staaten von Amerika teuer bezahlen zu las-
    sen!«
    »Teuer ... sehr teuer!«
    »Doch, wer ist dieser Mann? ... Woher kommt er? ... Ist
    es ein Engländer, ein Deutscher, ein Franzose ...«
    »Jedenfalls ein elender Wicht, das genügt«, antwortete
    Onkel Prudent. »Und nun ans Werk!«
    Mit ausgestreckten Händen und gespreizten Fingern tas-
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    teten beide an der Wand des kleinen Raums umher, um ei-
    nen Riß oder eine Spalte zu entdecken. Vergeblich. Es fand
    sich hier ebensowenig davon, wie an der Tür. Diese erwies
    sich fast hermetisch geschlossen, und es wäre unmöglich
    gewesen, ihr Schloß zu sprengen. Man mußte also ein Loch
    herzustellen suchen, um durch es zu entkommen. Dabei trat
    nun die Frage auf, ob die Bowiemesser die Wand anzugrei-
    fen imstande seien, ob ihre Klingen sich nicht verbiegen
    oder bei dem Vorhaben gar zerbrechen würden.
    »Doch woher stammt jenes Zittern, das gar nicht auf-
    hört?« fragte Phil Evans, der sich über das immer fortdau-
    ernde ›frrr‹ nicht beruhigen konnte.
    »Es ist ohne Zweifel der Wind«, meinte Onkel Prudent.
    »Der Wind? ... Bis Mitternacht schien mir, als ob die Luft
    ganz ruhig gewesen wäre ...«
    »Gewiß, Phil Evans, doch, wenn es der Wind nicht sein
    soll, was halten Sie denn für die Ursache?«
    Phil Evans versuchte, nachdem er die beste Klinge sei-
    nes Messers aufgeklappt hatte, in die Wand nahe der Tür
    einzuschneiden. Vielleicht genügte es hier, eine Öffnung zu
    machen, um diese von außen zu öffnen, wenn sie nur durch
    einen Riegel versperrt oder der Schlüssel im Schloß ste-
    ckengeblieben war.
    Wenige Minuten Arbeit reichten, die Klinge des Bowie-
    messers zu verderben, seine Spitze abzubrechen und es in
    eine tausendzähnige Säge zu verwandeln.
    »Es greift wohl nicht, Phil Evans?«
    »Nein.«
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    »Sollten wir uns in einer Zelle aus Stahl befinden?«
    »Das nicht, Onkel Prudent; diese Wände geben ange-
    schlagen keinen metallischen Ton.«
    »Also vielleicht aus Eisenholz?«
    »Nein, weder aus Eisen noch aus Holz.«
    »Aus was bestände sie denn dann?«
    »Das ist unmöglich zu entscheiden; unbedingt aber ist es
    eine Substanz, die der Stahl nicht angreift.«
    Onkel Prudent loderte in hellem Zorn auf, er fluchte,
    stampfte den widerhallenden Boden mit den Füßen und
    seine Hände suchten einen eingebildeten Robur zu erwür-
    gen.»Ruhig, Onkel Prudent«, ermahnte ihn Phil Evans, »ru-
    hig. Versuchen Sie einmal Ihr Glück.«
    Onkel Prudent versuchte es, das Bowiemesser konnte
    aber nicht in eine Wand einschneiden, die selbst dessen
    beste Klingen nicht zu ritzen vermochten, als ob diese aus
    Kristall wäre.
    Eine Flucht erschien also ganz unausführbar, denn ohne
    Öffnung der Tür war daran doch gar nicht zu denken.
    Es galt demnach, für jetzt darauf zu verzichten, was dem
    Yankee-Temperament nicht eben leicht zu werden pflegt,
    und alles vom Zufall zu erwarten, was hervorragenden prak-
    tischen Geistern allemal zuwider ist. Natürlich geschah das
    nicht ohne Verwünschungen, furchtbare Drohungen und an
    die Adresse Roburs gerichtete schwere persönliche Beleidi-
    gungen, während er doch gar nicht der Mann dazu schien,
    sich deshalb ein graues Haar wachsen zu lassen, wenn an-
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    ders er sich im Privatleben ebenso zeigte, wie bei seinem
    Auftreten im Weldon-Institut.
    Inzwischen gab Frycollin einige unzweifelhafte Zeichen
    seiner unbehaglichen Lage von sich. Ob er nun krampfhaf-
    tes Krümmen im Magen empfand oder die Einschnürung
    ihm einen Krampf der Glieder zugezogen hatte, jedenfalls
    begann er jämmerlich zu lamentieren.
    Onkel Prudent glaubte seinen Qualen ein Ende machen
    zu müssen, indem er die Stricke, die den Neger fesselten,
    durchschnitt.
    Fast hätte er Ursache gehabt, diese Regung von Mitleid
    zu bedauern. Sofort begann jener nämlich eine endlose Li-
    tanei, in der Ausbrüche des Entsetzens und Klagen über
    Hunger die Hauptrolle spielten. Frycollin litt ebensosehr
    im Kopf wie im Magen, ja, es wäre schwierig gewesen, zu
    entscheiden, welchem dieser beiden Organe am meisten
    Schuld an dem Jammern des Negers beizumessen war.
    »Frycollin!« rief

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