Rock Rats Saga 03 - Astroidenfeuer
oder Wasserleckagen zu alarmieren; ansonsten stellten die Roboter keine große Gefahr dar. Fuchs konnte die roten Lampen auf ihren Köpfen in den trübe beleuchteten Durchgängen schon erkennen, wenn sie noch weit genug entfernt waren, und vermied es, in den Erfassungsbereich ihrer optischen Sensoren zu geraten.
Es gab noch ein paar andere Leute, die sich hier versteckt hielten: eine Hand voll zerlumpte Männer und Frauen, die lieber im Untergrund ein kärgliches Dasein fristeten, als sich Selenes Gesetzen zu unterwerfen. Ein paar von ihnen waren von Drogen oder Alkohol gezeichnet; andere waren einfach nicht fähig oder willens, nach den Regeln anderer Menschen zu leben. Fuchs traf auf ein paar von ihnen und konnte nur mit knapper Not einen Kampf vermeiden, als einer ein Messer zückte und ihm befahl, Treue zu schwören. Fuchs kniete nieder und schwor und suchte dann schleunigst das Weite vor diesem Größenwahnsinnigen.
Fuchs richtete sich im ›Keller‹ häuslich ein und begnügte sich damit, im Schlafsack zu schlafen und Konserven zu essen, die er aus den Beständen der Lagerräume stahl. Die wachen Stunden verbrachte er damit, am Palmcomp die Pläne von Selenes Luft- und Wasserleitungen zu studieren und nach einer Möglichkeit zu suchen, auf die unterste Ebene der Mondstadt zu gelangen, wo Humphries in seinem Herrenhaus residierte.
Während eine Woche nach der anderen verging, trafen Nodon, Sanja und Amarjagal in Selene ein. Jeder von ihnen wies sich als einfacher Techniker im Dienst der Astro Corporation aus. Die firmeneigenen Einraum-Apartments genügten ihnen und waren sogar luxuriös, verglichen mit Fuchs' Unterschlupf in den Lagerraum-Hochre-galen im ›Keller‹.
Fuchs besuchte seine Besatzungsmitglieder; er schlich sich heimlich durch Selenes Korridore, verbrachte viele Stunden mit ihnen und plante, wie er an Martin Humphries herankommen könnte.
Basis Leuchtender Berg
Daniel Jorno Tsavo hasste die Verzögerung von drei Sekunden bei der Kommunikation zwischen der Erde und dem Mond. Es nervte ihn, eine Frage zu stellen und dann eine halbe Ewigkeit warten zu müssen, bis die Antwort kam. Aber er musste sich mit diesem Han-dicap abfinden. Und nun hatten die Sicherheitsleute ihn auch noch gewarnt, dass ein Sonnensturm aufzog; die normale Kommunikation würde gestört werden, und alle Aktivitäten an der Oberfläche wurden eingestellt, bis der Sturm abflaute. Na schön, sagte er sich, dieser Anruf für Yamagata erfolgt per Bündellaser-Verbindung. Sie dürfte durch den Sturm nicht gestört werden, sofern er nicht so stark ist, dass er den Lasersender an der Oberfläche verschmort.
»Pancho Lane will Ihre Basis besuchen?«, erwiderte Nobuhiko Yamagata schließlich.
Tsavo nickte heftig. »Sie hat gerade angerufen. Sie ist in der Astro-Einrichtung in den Malapert Mountains, keine hundert Kilometer von meinem Standort entfernt.«
Wieder die schier endlose Verzögerung. Tsavo nutzte die Zeit, um Yamagata zu mustern. Sein rundes, flaches Gesicht wirkte starr, die Augen umflort, die Miene unergründlich. Aber seine Gedanken müssen sich jagen, sagte Tsavo sich. Mach schon. Sag mir, was ich tun soll.
»Das ist eine einmalige Gelegenheit«, sagte Yamagata schließlich.
Tsavo stimmte freudig zu. »Ich habe mir erlaubt, sie für morgen einzuladen.«
Yamagata schien schon wieder in Gedanken versunken. »Keine Verzögerung«, sagte er schließlich. »Bringen Sie sie möglichst schnell zu Ihrer Basis. Ich werde sofort einen Trupp Verhörspezialisten auf einem Hochgeschwindigkeitsflug entsenden. Es gibt viel, was wir von ihr in Erfahrung bringen können.«
Die Aussicht auf die Wolke eines Sonnensturms verleidete Pancho den Aufenthalt an der Oberfläche. Den Prognosen der Wissenschaftler zufolge würde es zwar noch über sechs Stunden dauern, bis sich das Maximum der Strahlung aufbaute, aber sie fühlte sich dennoch unbehaglich. Sie trug einen Standard-Hartschalenraumanzug, während sie dem Leiter der Astro-Basis über den Kamm von Mount Randolph folgte. Sturm hin oder her, der Direktor wollte ihr zeigen, was seine Leute alles leisteten, und Pancho hatte nicht die Absicht, vor ihren Leuten Furcht zu zeigen.
Ich sollte eigentlich den Softsuit testen, den ich mitgenommen habe, sagte sie sich und erwiderte sich zugleich: Du weißt doch, was man über Testingenieure sagt – sie hätten mehr Glück als Verstand.
Ich werde erst dann einen Softsuit tragen, wenn sie sich ein paar Jahre lang in der Praxis bewährt
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