Rockchild - Sex, Blut, Dämonen (Torgänger) (German Edition)
der Kleidung, die ihr die Frau hingelegt hatte. Eine Jeans, in der gleichen Größe wie die, welche sie gestern getragen hatte, dazu ein weiter Pulli, Unterwäsche und Sneaker. Alles passend und nagelneu. Irgendjemand hatte hier einen riesigen Kleiderschrank oder einen tollen Einkaufsdienst.
Schnell zog sie sich an und öffnete die Zimmertür. Fast wäre sie wieder zusammengezuckt . Ein Mann stand vor der Tür. Unauffällig und zurückhaltend, als wäre er selbst Teil des Inventars. Es war der Mann in Livree, den sie gestern schon gesehen hatte.
Er grüßte sie förmlich und höflich mit einem Kopfnicken. ‚Fräulein‘
War dieses Wort nicht in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts abgeschafft worden?
‚Mein Name ist Horatio. Es wäre mir eine Freude, Dich zur Küche geleiten zu dürfen.‘
Zögernd folgte sie ihm. Was sollte sie auch tun. Essen konnte jedenfalls nicht schaden.
Die Frau, Agnes, erwartete sie in der durch einen großen Kachelofen geheizten Küche. Modernste Küchenausstattung war gepaart mit alten Holzdielen, einem großen Arbeits- und Esstisch mit gemütlichen Bänken und das Ganze in einem großen Raum mit steinernen Wänden. Nur durch die tiefen, mit bestimmt Jahrhunderte alten Gittern versehenen Fenster in bestimmt zweieinhalb Meter Höhe fiel Licht herein. Sie befanden sich wirklich in einer Burg. Oder in einem Gefängnis.
Bevor sie sich weiter ihren düsteren Gedanken hingeben konnte wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem beansprucht: Das kleine Frühstück entpuppte sich als ein riesiges Tablett voller Leckereien. Na zumindest eine üppige Henkersmahlzeit dachte sie für sich.
Wohlwollend - oder bedauernd? - schaute Agnes sie an.
‚Na passt alles? Horatio war heute Morgen schon unterwegs, um Dir etwas zum Anziehen zu besorgen, aber Männer und Kleidergrößen.‘
Sie rollte theatralisch mit den Augen.
Kayleigh traute dem Frieden nicht antwortete aber höflich. ‚Danke, als hätte ich es mir selbst ausgesucht.‘
An den Mann gewandt ergänzte sie :,
Vielen Dank, Herr Horatio.‘
‚Nur Horatio, junge Dame.‘
Dabei klang er betont würdevoll und verzog keine Miene.
Sie meinte aber fast ein kleines humorvolles Glitzern in seinen Augen gesehen zu haben , oder war es ein bedrohliches Funkeln? Kayleigh, komm wieder runter, ermahnte sie sich selbst.
‚Sie sind nun erst mal versorgt, ich kümmere mich um die Wagen. Meine Damen.‘
Mit einer knappen Verbeugung verschwand er.
Kayleigh blickte ihm hinterher. Er strahlte etwas aus, was war es? Ruhe, Halt. Genau. Keine geheimnisvollen Blicke, mysteriöse Andeutungen. Ein gutes Gefühl. Und vielleicht war es wirklich ein humorvolles Glitzern in seinen Augen gewesen. Tief in ihrem Innern versuchte eine Stimme zu ihr durchzudringen. Doch Kayleigh konzentrierte sich ganz auf das Frühstück.
Horatio
Ein nettes junges Ding, fast tut sie mir leid. Diesen Gedanken verdrängte Horatio schnell wieder. Es gab heute viel zu tun. Eins davon war, Meldung zu machen, dass das Mädchen wach war.
Kayleigh
Sie hatte tausend Fragen, aber der Hunger hatte Vorrang. Eine kalorienreiche Stunde später schmiegte sie sich an den Kachelofen mit einer riesigen Tasse heißer Schokolade in der Hand. Ein bisschen Halt in einer zerstörten Welt. Sie verfolgte Agnes mit den Augen.
Wie unbeschwert und selbstsicher diese in der Küche herumfuhrwerkte. Sie musste eine Art Haushälterin sein. Eine Weile schaute sie ihr bei der Arbeit zu, genoss die Alltäglichkeit. Allmählich erwachten ihre Lebensgeister wieder. Nach einem großen Schluck aus der Tasse begann sie Agnes auszufragen.
‚Wo bin ich hier, was ist das für eine Burg. Ich meine, ich weiß ja gar nicht warum ich hier bin. Wer ist diese Frau, was…‘
Agnes stoppte sie mit erhobener Hand. ‚Eins nach dem anderen. Du bist hier auf der Burg Wildenstein und die gehört der Baronin Zarah von Wildenstein. Sie hat Dich gestern am Burgtor empfangen. Einige Stunden vorher hatte sie mich geweckt und Deinen Besuch angekündigt. Etwas spät in der Nacht für meinen Geschmack, aber ich bin hier einiges gewohnt.‘
Sie seufzte theatralisch.
Wow, eine Baronin mit einer eigenen Burg. Gespannt wartete Kayleigh auf weitere Erläuterungen als das Haustelefon klingelte. Agnes nahm den Hörer ab und lauschte. ‚Ja, sofort.‘
Ohne weitere Worte legte sie auf und nahm einen Stapel Handtücher aus einem Regal am anderen Ende der gewaltigen Küche.
‚Würdest Du mir einen Gefallen
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