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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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in Mönchengladbach feiern wollen und sei plötzlich umstellt worden. Die Hells Angels äußern sich seinerzeit nicht zu dem Vorfall.
    Möglicherweise geht es auch darum, wer den Sicherheitsdienst einer Bar stellt, also »die Tür macht«. Lautet doch eine alte Gewissheit der Ermittler: »Wer die Tür hat, hat den Laden.« Denn die Männer mit den aufgepumpten Armen kontrollieren zumeist den Drogenhandel in dem jeweiligen Club. Nach Erkenntnissen der Polizei sind zwei Türsteher der örtlichen Diskothek »Hells Angels«.
    In dem konkreten Fall könnte den Fahndern bei ihrer Arbeit ausnahmsweise einmal die moderne Technik helfen. Der Alte Markt in Mönchengladbach ist – neben der Bolkerstraße in Düsseldorf – der einzige Ort in NRW , an dem die Polizei eine permanente Videoüberwachung erproben darf. Und daher gibt es von der Rockerschlacht etwas, was in der Szene durchaus Seltenheitswert hat: bewegte Bilder. Relativ schnell wollen die Ermittler auf diese Weise zwei Männer identifiziert haben, die im Milieu nicht ganz unbekannt sind. Der 37-jährige Tunesier Brahim Z. galt einmal als »Herr der Ringe« in Köln, das war Anfang der 2000er Jahre, als er mit seiner berüchtigten Türstehergang im Amüsierviertel am Rhein Angst und Schrecken verbreitete. Inzwischen betreibt Z. ein Bordell in Leverkusen und hat sich genau wie der Deutsch-Iraner Ramin Y., 23, gegen den ebenfalls ermittelt wird, den dortigen Bandidos angedient. Y. allerdings wird kein Jahr später mit seinen Banditen vom Chapter »Westgate« zu den Angels überlaufen – und die wiederum werden eine gute Woche später ihren Club schon wieder schließen.
    In der Nacht im Januar, nach der Massenschlägerei am Niederrhein, dreht sich die Spirale der Gewalt aber erst einmal weiter. Unbekannte schießen in der Folge auf die Wohnung eines Oberhausener Bandidos und feuern auch in Essen um sich. Am frühen Sonntagmorgen detoniert dann vor einem Bandidos-Vereinsheim in Herten (»La Casa de los Locos«) ein Sprengsatz, es handelt sich wohl um eine Handgranate.
    »Vor Ort war auf dem Gehweg in unmittelbarer Nähe der Eingangstür (…) eine ca. zehn Zentimeter tiefe, trichterförmige Vertiefung festzustellen. Die massiven, doppelglasigen Scheiben des Gebäudes sowie mehrere umstehende Pkw waren stark beschädigt, im Umfeld der Vertiefung waren Schmauchspuren und Metallsplitter ersichtlich«, notiert ein Kriminalhauptkommissar beim Lagedienst des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts.
    Zwar wird bei dem Anschlag niemand verletzt, aber die Schockwirkung ist enorm. Denn Hausherr dort ist der Pressesprecher der Bandidos in Deutschland, Michael Mnich, der den Anschlag wenig später eine »unkluge und völlig überflüssige Aktion« nennt, »die uns allen schaden kann«.
    Zu dieser Einschätzung gelangt auch die Polizei, wie ein Schreiben aus der Führungsetage der NRW -Ordnungshüter belegt. Es trägt den wenig griffigen Titel »Bekämpfung der Rockerkriminalität« und ist als Verschlusssache eingestuft (»Nur für den Dienstgebrauch«). In dem Papier fasst ein Beamter des höheren Dienstes zusammen, wie die Sicherheitskräfte die Lage in der Rockerszene nach der Messerstecherei von Mönchengladbach, dem Handgranatenattentat und mehreren Pistolenschüssen bewerten. Kurz gesagt: Es ist ernst.
    »Weitere Auseinandersetzungen«, so die Ermittler, »zwischen Mitgliedern und Unterstützern des Hells Angels MC und des Bandidos MC « seien »insbesondere in NRW nicht auszuschließen«. Im westfälischen Hamm hätten sich die verfeindeten Gruppierungen bereits wieder Auge in Auge gegenübergestanden, nur die Polizei habe einen neuerlichen Ausbruch der Gewalt verhindern können.
    Die Beamten sollten daher, so heißt es in dem Dokument, vor den »Treff- und Sammelpunkten der Rockerszene« verstärkt Präsenz zeigen, Kontrollen durchführen und Aufklärung betreiben. Dabei hätten die Polizisten jedoch besonders auf die »Eigensicherung« zu achten. Wichtige Beobachtungen seien an die Sonderkommission »Projekt 124« des Düsseldorfer Landeskriminalamts zu melden.
    An anderer Stelle ist zu lesen, dass das Berliner LKA bereits einen Tag vor der Konfrontation in Mönchengladbach auf mögliche Reibereien zwischen den Clubs hingewiesen habe. Jedoch sei bislang unklar, ob die jüngsten Auseinandersetzungen in Nordrhein-Westfalen auf einen strategischen Disput der Vereine zurückzuführen seien. Allerdings gehe man davon aus, »dass sich die Ereignisse in NRW auf die Gesamtlage

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