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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Migrationshintergrund«, wie es in einem Dokument der Polizei heißt.
Am 8. Mai 2011 demonstrieren wiederum die Bandidos Stärke in der Stadt. In großer Zahl marschieren sie in eine Kneipe, die einem Anhänger der Hells Angels gehört und in der sie bislang nicht bedient worden waren. Die Rocker drohen dem Wirt, einen Brandsatz in sein Lokal zu werfen, wenn sie weiterhin boykottiert würden. Im Rotlichtviertel stehen sich beide Gangs wenig später gegenüber. Einheiten der Bereitschaftspolizei, die von einem Fußballspiel des MSV abkommandiert werden, können eine Massenschlägerei gerade noch verhindern.
Am 10. Mai 2011 schleudern Unbekannte einen Molotow-Cocktail auf ein Gebäude im Stadtteil Obermarxloh, in dem sich Unterstützer der Hells Angels regelmäßig treffen. Es entsteht nur Sachschaden.
    Doch ausgerechnet aus Duisburg, dieser nach Berlin wahrscheinlich am härtesten umkämpften Rockerhochburg Deutschlands, wollen sich die Hells Angels nicht mehr zurückziehen. Anfang 2012 bauen sie sich im Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen ein ehemaliges Bürogebäude zum Clubhaus um. Zwar erfolgt zunächst nur die Gründung eines vorläufigen Charters, doch schleichend haben sich die Höllenengel damit in der bisherigen Bastion der Bandidos eingerichtet.
    Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass sich weitere Banden formieren. Da ist etwa der MC Brotherhood »Clown-Town«, eine Gang, die sich im Frühjahr 2012 schließlich dem berüchtigten Satudarah MC aus den Niederlanden anschließt. Auch Männer mit Shirts des Rockerclubs Mongols werden in Duisburg gesichtet, später etablieren sich in der Region zudem das Gremium-Chapter »Bosporus West« und ein Ableger der vor allem in Baden-Württemberg starken Türstehergang United Tribuns.
    Fast alle dieser Neu-Rocker sind Migranten, bislang fuhren sie allenfalls hochgezüchtete japanische Rennmaschinen, wenn sie überhaupt ein Motorrad besaßen. Kutten, Shopper, Rock ’n’ Roll – das war nie ihre Welt und wird es wohl auch nie sein. Viele der Männer, die sich inzwischen in Duisburg um einen gefürchteten ehemaligen Unterweltboss aus Berlin zu scharen scheinen, sind sogenannte Mhallamiye-Kurden.
    Als Wirtschaftsflüchtlinge zogen die Groß- oder Urgroßeltern der jungen Biker in den dreißiger und vierziger Jahren aus der Türkei in den Libanon. Dort wurden sie meist nicht eingebürgert, durften nicht arbeiten und waren auf sich allein gestellt. »Die mitgebrachten tribalen Verhältnisse wurden noch enger geschnürt, um das Überleben der Gruppe gewährleisten zu können, und die Ghettoisierung war extrem«, heißt es in einer Studie des Publizisten Ralph Ghadban.
    Nach Deutschland kamen die Mhallamiye-Kurden als Asylbewerber. Ihre Anträge wurden fast durchgehend abgelehnt, doch weil viele keine Pässe besaßen oder diese vernichtet hatten, konnte man sie nicht ausweisen – der Libanon wollte sie nicht, die Türkei erst recht nicht. Sie erhielten zunächst eine Duldung, durften also nicht arbeiten. Bis 1990, so ein Bericht des Landeskriminalamts Berlin, wanderten rund 15000 Mhallamiye-Kurden auf diesem Weg nach Deutschland ein.
    Sie bekamen Kinder, laut Ghadban durchschnittlich sieben oder acht pro Familie. Inzwischen leben laut Schätzungen weit mehr als 100000 Mhallamiye-Kurden in Deutschland. Kriminell ist nur eine Minderheit von ihnen. Doch die »tribalen Werte«, die die Clans mitgebracht hätten, »stehen im totalen Gegensatz zu den individuellen Werten unseres demokratischen Systems«, analysiert der im Libanon geborene Sozialforscher.
    Anders als viele türkische Familien hätten sich die Gruppen nicht mal ansatzweise integriert. »Drogenhandel, Erpressung, Diebstahl und Raubüberfälle helfen, große Reichtümer anzusammeln«, so der Wissenschaftler. Eine Ausbildung brauche man dazu nicht. »Der Staat muss sich bei den Clans mit allen Mitteln des Rechtsstaats Respekt verschaffen. Polizei, Sozialbehörden, Jugendämter, Finanzämter und die Schulen müssen an einem Strang ziehen«, sagt Ghadban, der schon früh vor Fehlentwicklungen gewarnt hat. Die Hoffnung auf Integration gibt er dennoch nicht auf. Man müsse die Parallelgesellschaft der Sippen zerschlagen, ihnen die kriminellen Geldquellen nehmen. »Wir dürfen uns als Gesellschaft nicht von einigen wenigen terrorisieren lassen«, mahnt er.
    Die Spezialermittler einiger Landeskriminalämter zeigen sich in der Zeit des großen Friedens zwischen Hells Angels und Bandidos alarmiert, weil sich – ähnlich

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