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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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einer, der an maßgeblicher Stelle beteiligt war. »Vor so komplexen Ermittlungen hatten wir richtig Schiss.«
    Denn 129er-Verfahren sind aufwändig, sie kosten viel Zeit, Personal und Geld, das an anderer Stelle abgeknapst werden muss. Zugleich aber sind die Erfolgsaussichten nur einigermaßen günstig, wenn akribische und fehlerfreie Detektivarbeit geleistet wird – und Glück hinzukommt. Das ist nicht immer der Fall. Schließlich haben die Kriminalisten gerichtsfest nachzuweisen, wer was von welchen Delikten gewusst, wer wann was zu ihnen beigetragen und wer seinen eigenen Willen, wie es so schön im Juristendeutsch heißt, dem Gesamtwillen der Vereinigung untergeordnet hat.
    Viel einfacher ist es da, gegen Einzelne wegen einzelner Straftaten zu ermitteln. »Ein Mord ist ein Mord, 20 Kilo Koks sind 20 Kilo Koks«, so der Beamte. Es sei schon schlimm genug, dass so viele Delikte begangen würden, da müsse man nicht nach noch mehr suchen. Das Problem dieser unter hochrangigen Polizisten durchaus verbreiteten Haltung ist nur: Auf diese Weise kommen die Drahtzieher der Verbrechen immer davon.
    In einem vertraulichen Ermittlungsbericht mutmaßt ein Kriminalhauptkommissar der Polizei Bochum später:
    Berücksichtigt man die festgestellten totalen Kontroll- und Sanktionsmechanismen innerhalb der nationalen Bandido-Organisation, muss in Fällen des geplanten Vorgehens von Bandido-Mitgliedern zwingend davon ausgegangen werden, dass diese Gewaltaktionen seitens der nationalen Führung (…) angeordnet oder zumindest im Vorfeld der jeweiligen Tat genehmigt worden sind.
    Beweisen kann der Beamte seine Behauptung aber nicht. Selbst ein üppiges Ermittlungsverfahren dazu verläuft im Sande. Anderthalb Jahre lang hört das Bochumer Kriminalkommissariat 21 das Clubhaus der dortigen Bandidos sowie sämtliche Telefone ab, liest Mails und lässt auch sonst kaum etwas unversucht. Der Verdacht lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung.
    Doch als die Sonderkommission »Hombre« sich im Januar 2009 anschickt, in die offene Recherche einzusteigen, und eine Razzia durchführen will, endet die Aktion jäh: Die Ermittler beabsichtigen, gleichzeitig 31 Objekte zu durchsuchen und 13 Rocker zu einer DNA -Probe zu zwingen, doch der zuständige Ermittlungsrichter verweigert seine Zustimmung. Zitat aus seinem Beschluss: »Die bislang getätigten Ermittlungen haben zu keinen weiteren Erkenntnissen bezogen auf die vorgeworfene Straftat des § 129 StGB geführt.« Es ist eine juristische Ohrfeige für die Ermittler. Der zuständige Staatsanwalt gibt kleinlaut zu: »Die Entscheidung erscheint nicht unvertretbar.«
    Denn sollten die Deals, Gewalttaten und Betrügereien nur auf Initiative einzelner Rocker begangen worden sein, so erfüllte das die hohen rechtlichen Anforderungen des Paragrafen 129 nicht. Und da alle Männer mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Polizei schweigen werden, wird sich der unterstellte gemeinschaftliche Wille einer Bande kaum belegen lassen. Auch nach einem jahrelangen Lauschangriff haben die Bochumer Kriminalisten gegen die Bandidos wenig bis nichts in der Hand.

KAPITEL 4 DER KÖNIG VON HANNOVER
    Wer ist Frank Hanebuth?
    Das Treffen
    E in schattiger Herbstnachmittag im Eskalationsjahr 2009. Durch das tagsüber ausgestorbene Rotlichtviertel von Hannover mit seinen öden Nachkriegsfassaden schreitet der mächtigste Rockerpate Europas: Frank Hanebuth – Bordellbetreiber, Kaufmann, Kampfsportler. O-beinig und etwas schwerfällig walzt der 140-Kilo-Bulldozer auf den vor dem Eroscenter wartenden Reporter zu. Die blau-schwarzkarierte Holzfällerjacke spannt enorm an den mächtigen Oberarmen und um den ausladenden Brustkorb. Allerdings beult auch sein Bauch die Jacke des 45-Jährigen aus.
    Der 1,96 Meter große Machtmensch bewegt sich ohne Begleitschutz in seinem Herrschaftsbereich, keine Leibwächter, kein aufklärendes Vorauskommando. Andere Rockerbosse wagen sich in dieser fiebrigen Konfliktphase nur mit mindestens zwei Kuttengorillas an die frische Luft. »Ich habe keine Angst. Vor nichts und niemandem«, sagt Frank Hanebuth, »ich bin topfit.« Starke Worte eines äußerlich sehr kräftigen Mannes. Ob sie wirklich stimmen, weiß nur er.
    Das vereinbarte Schnuppergespräch, seine Bedingung für ein späteres Interview, verlagert der hannoversche Hells-Angels-Boss dann aber doch schnell vom Bürgersteig in sein geschäftliches Hauptquartier. Im Eroscenter, in dem unter anderem die »naturgeile Karina« und »Black

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