Rockfords tödlicher Bluff
passierte die elektrischen Torflügel, die sich lautlos öffneten, als der Fahrer auf einen Knopf am Armaturenbrett drückte.
»Warten Sie, bis Sie gehört haben, was ich zu sagen habe«, erklärte Rockford. »Es wird Sie wirklich überra sehen. Natürlich möchte ich vorher die Zusage, daß meine Sicherheit garantiert ist, wenn ich Sie informiere.«
»Seien Sie ruhig. Sterben Sie in Würde.«
»Was glauben Sie, wen Sie vor sich haben? Den Marquis von Queensbury? Heben Sie sich die Würde für den auf, der sie sich leisten kann. Was für eine Rolle spielen Sie eigentlich?«
»Was geht das Sie an?« fragte Beck.
»Was es mich angeht? Niemand stirbt gerne, ohne den Grund zu kennen.«
»Sagen wir, ich und ein paar Freunde sind an dem Mann interessiert.«
»Wirklich? Mein Klient interessiert sich überhaupt nicht für Ganoven. Ich will Ihnen was sagen. Sie können ihn haben.«
»Danke«, sagte Beck trocken.
Rockford zuckte die Schulter und lehnte sich in den Sitz zurück. Plötzlich wurde seine Dunkelheit durch einen gewaltigen Lärm gestört. Als die Limousine an einer Ecke hielt, tauchten fünf Wagen auf, Scheinwerfer blitzten und Sirenen heulten.
»Los!« brüllte Beck.
Der Fahrer trat das Gaspedal durch, und mit einem schrillen Quietschen schoß der Wagen zwischen zwei anderen Wagen durch, wobei er von jedem ein Stück des Kotflügels mitnahm. Der Cadillac donnerte die Wohnstraße hinunter, dicht gefolgt von den fünf Streifenwagen. Plötzlich erschienen weitere Scheinwerfer und Sirenen genau vor ihnen; der Fahrer trat auf die Bremse und wühlte den größten Teil eines sorgfältig gepflegten Rasens auf, bevor er zum Stehen kam.
Rockford riß sich die Maske herunter und sah, daß Beck eine Automatic auf eine regelrechte Armee von Gesetzeshütern richtete.
»Das meinen Sie doch nicht im Ernst!« schrie Rockford.
Beck sah erst auf die Polizisten, dann auf seine Waffe.
»Verlassen Sie den Wagen, und legen Sie sich hin«, befahl eine elektronisch verstärkte Stimme. »Hier spricht die Bundespolizei.«
»Wir haben Anwälte«, sagte Beck ruhig. »Also los.«
Ein paar Minuten später entfernte ein großer, dünner und müde aussehender Mann die Fesseln von Rockfords Handgelenken. Er trug einen grauen Anzug.
»Ich bin Jim Rockford«, sagte Rockford fröhlich.
Der Mann warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Rockford«, sagte er. »Ich weiß mehr über Sie als Ihr eigener Vater. Mehr als irgend jemand über Sie wissen möchte.«
Rockford legte die Stirn in Falten. »Sie haben meine Karriere verfolgt, wie?«
»So könnte man es ausdrücken.«
»Ich glaube, diesmal habe ich wirklich eine heiße Kartoffel in die Hand genommen«, sinnierte Rockford.
»Darauf können Sie Ihren Hintern verwetten«, sagte der Mann.
10
Die Agenten der Bundespolizei hatten Beck und seinen Fahrer gefesselt und entwaffnet und waren dabei, den Wagen von dem makellosen Rasen zu entfernen.
»Haben Sie eigentlich eine besondere Vorliebe für das Zerwühlen von Rasenflächen?« fragte der Polizist.
»He«, rief Rockford aus, »das können Sie mir nicht in die Schuhe schieben.«
»Vermutlich nicht«, sagte der Mann. »Diese Männer haben Sie gegen halb acht Uhr heute morgen aus Ihrem Wohnwagen geholt, offenbar gegen Ihren Willen. Wenn! Sie sie anzeigen und als Zeuge aussagen, werden wir Anklage wegen Entführung erheben.«
»Das ist lächerlich«, sagte Beck und blieb bemerkenswert kühl. »Sag ihnen die Wahrheit, Jim.«
»Nehmen Sie sie fest!« befahl Rockford. »Ich sage als Zeuge aus.«
Der Mann lächelte und wandte sich Beck zu.
»Ich bin Sonderagent David Shore vom Bundeskommando gegen organisiertes Verbrechen. Sie sind festgenommen. Sie haben ein Recht darauf, daß während Ihrer Vernehmung ein Rechtsanwalt anwesend ist. Wenn Sie das wünschen und sich leisten können, wird Ihnen ein Anwalt zur Verfügung gestellt.«
»Ich habe schon einen«, sagte Beck und verlor allmählich seine Ruhe. »Ich habe einen, der in einem Monat mehr verdient als ihr Knilche in eurem ganzen Leben.«
Shore lächelte. »Ich weise Sie darauf hin, daß alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
»Halten Sie den Mund«, knurrte Beck.
»Bringt ihn weg!« befahl Shore.
Er und Rockford sahen zu, wie der Mann abgeführt wurde. Dann stiegen sie in einen der Polizeiwagen und fuhren eine halbe Stunde lang, bis sie das Gebäude der Bundespolizei erreichten, einen modernen Stahl-und-Glas-Bau in der Innenstadt von Los Angeles.
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