Rockfords tödlicher Bluff
runzelte die Stirn.
»Ich meine, es war nicht so, als ob er mich loswerden wollte. Das habe ich auch schon erlebt, aber es war nicht! so. Wissen Sie… er hatte Tränen in den Augen… er…«
Das Mädchen brach in Tränen aus, und Rockford nahm ihre Hände in seine.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich bin normalerweise kein weinerlicher Typ, aber das hat mir ziemlich zugesetzt. In einer Minute bin ich wieder okay.«
»Sie hätten ein Taco mit scharfer Sauce nehmen sollen«, bemerkte er. »Dann hätten Sie es auf das Essen schieben können, wenn Ihnen die Tränen kommen.«
Das Mädchen wischte sich die Augen und sah Rockford dankbar an.
»Sie sind sehr nett zu mir«, sagte sie. »Ich weiß, das ist ein schrecklicher Tagesanfang für Sie.«
»Aber viel besser als gestern morgen«, erwiderte er grinsend.
»Er… sagte mir, daß wir nicht heiraten können. Er gab keine Erklärung dafür. Nichts. Er war genauso niedergeschlagen wie ich. Er brachte mich nach Hause und fuhr weg.«
»Was soll ich tun?« wollte Rockford wissen.
»Ich möchte, daß Sie herausfinden, warum er unsere Verlobung gelöst hat«, sagte sie. »Es muß doch irgendeinen Grund geben.«
Rockford hob seine Augen zum Himmel und seufzte. »Haben Sie Familie in Los Angeles?« fragte er.
»Nur meinen Vater.« Susan Jameson sah Rockford mit großen Augen an.
»Wie ist sein Name?«
»Warner Jameson.«
Rockford nickte, als ob er den Namen zum erstenmal gehört hätte.
»Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?«
»Wir kommen nicht besonders gut zusammen aus«, sagte sie. »Er kann Mark nicht leiden. Er haßt ihn. Er hat jeden Mann gehaßt, mit dem ich mich jemals verabredet habe. Ich glaube, es ist das Vorrecht der Väter zu hassen, was man selbst liebt…«
»… oder womit man seine Brötchen verdient«, ergänzte Rockford.
Das Mädchen sah Rockford lange an.
»Ich möchte, daß Sie herausfinden, was passiert ist«, erklärte sie.
Rockford konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er lachte.
»Was ist so komisch?«
»Nichts. Sie haben das nur so gesagt, als ob es die leichteste Sache der Welt wäre. Ich will Ihnen was sagen… wenn ich wüßte, was los ist, würde ich ein Buch dar über schreiben, die Fernsehrechte verkaufen und mich zur Ruhe setzen.«
»Wovon reden Sie eigentlich?« fragte sie überrascht.
»O nichts, wirklich nichts. Wenn ich morgens Tacos esse, bin ich immer so.«
»Können Sie den Fall nicht übernehmen?« Ihre Stimme klang bei dieser Frage wieder zaghaft und unsicher.
»Hören Sie, Susan…«
»Nennen Sie mich Sue.«
»Ich habe ein paar Probleme mit meinem Berufsethos«, sagte Rockford, »die ich zuerst bereinigen muß.«
»Was für ethische Grundbegriffe muß ein Privatdektiv haben?«
»Seine eigenen. Es hat mit dem Rasieren am Morgen zu tun, wenn man vor dem Spiegel steht, und mit einer Menge Kleinigkeiten, von denen Sie wahrscheinlich schon einmal gehört haben. Wenn alles klar ist, rufe ich Sie an.«
»Wie sind Ihre Honorarsätze?« fragte sie und blickte ihn erwartungsvoll an.
»Zweihundert pro Tag plus Spesen.«
»Das ist eine Menge Geld«, erklärte sie nervös. »Finden Sie? Ich habe schon überlegt, ob ich meine Gebührensätze nicht anheben soll.«
»Ich zahle«, erwiderte sie sofort mit Bestimmtheit. »Okay«, Rockford nickte und verdrückte den zweiten Taco. »Warten Sie meinen Anruf ab. Ich muß erst noch mit einem alten Klienten Klarschiff machen.«
Rockford fuhr das Mädchen zurück zu dessen Wagen, einem roten MG, Baujahr 1952, mit einem Armaturenbrett aus Holz. Der Wagen stand neben dem Wohnwagen. Als Susan weggefahren war, schlenderte er zum Wohnwagen und ging hinein.
»Okay«, sagte eine Männerstimme. »Stehenbleiben.«
Rockford erstarrte. Das Innere des Wohnwagens war dunkel, aber er konnte seinen Vater erkennen, der gefesselt und geknebelt an einen Stuhl gebunden war. Zwei Männer hielten ihre Pistolen auf Rockford gerichtet. Beide waren Gorillas, aber nagelneue Gorillas, die er noch nie gesehen hatte.
»Filz ihn!« befahl einer der Männer.
Der andere Mann tastete Rockford nach einer Waffe ab, aber er fand natürlich nichts.
»Er ist sauber, Vic«, berichtete der Mann.
Rockford starrte den Mann namens Vic an. Er war blond und hatte dunkle Augen. Er hatte Freizeitkleidung, die teuer und ziemlich gut aussah. Er trug ein goldenes Kettchen, das aufblitzte, wenn er sich bewegte, und in der Hand hielt er eine Beretta 32er Puma.
»Kommen Sie mit, Rockford?« wollte er wissen.
»Bist
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