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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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was Jackson macht. Aber dann bin ich am Ziel und meine Hand schlüpft in die Tasche. Und da ist der Stein. Und ich umschließe ihn fest mit den Fingern und hole ihn hervor. Ich muss ihn in meine Hosentasche stecken, die ich mit einem Reißverschluss zumachen kann. Ich darf ihn nicht verlieren. Ich habe meinem Opa ein Versprechen gegeben.
    Chaos ist zu Ende und Jubel bricht los. Die Rinderherde entspannt sich etwas und ich hebe meine Hände, um zu klatschen, aber plötzlich setzt der dritte Song ein, Freaktasia, der Zirkus-Song, ebenfalls ein schneller Rhythmus, und alle fangen wieder an wie Gummibälle rumzuhüpfen. Feuerwerkskörper gehen rechts und links hinter den Lautsprechern in die Luft. Etwas explodiert hinter dem Schlagzeug. Die Bühne wird dunkel und ein paar Zwerge rennen mit Wunderkerzen in den Händen herum. Jackson trägt einen hohen Hut und lässt eine Peitsche knallen. Das Gothic-Mädchen neben mir jubelt und schreit und wirft ihre Arme nach vorne, kreischt »Yeaaaahhh!« und schlägt mir dabei glatt das Mondstück aus der Hand. Es fliegt – im Ernst – fliegt nach vorn zur Bühne und verschwindet irgendwo da, wo die Gelben T-Shirts stehen.
    Es ist weg. Scheiße, es ist weg. Wo zum Teufel ist es?
    Freaktasia läuft auf vollen Touren, und alle sind total begeistert. Aber ich habe keinen Spaß mehr dran. Ich muss meinen Stein holen, das muss ich einfach. Nur aus diesem Grund bin ich bereit, diesen Pferch zu verlassen. Na ja, und wenn mein Opa auf einmal da vor der Bühne auftauchen würde. Ich muss den Mondstein holen, stimmt’s? Ich stelle mir vor, wie er herumgekickt wird oder dass einer der Sicherheitsmänner ihn irgendwo in die Menge wirft.
    Ich fange den Blick von einem der Gelben T-Shirts auf und mache das unmissverständliche Zeichen für »Holt mich verdammt noch mal hier raus.« Die Umstehenden schleusen mich zu ihm durch, mein Körper wird über die Köpfe der Leute hinweggehoben und dann pflückt man mich an meinem Gürtel und meinen Armen aus der Menge. Ich werde auf die Füße gestellt und auf die linke Seite rübergeschoben, in Richtung Sanitäter und Eiswasserbehälter. Mir wird ein Becher Wasser hingehalten, aber ich nehme ihn nicht. Ich suche den Boden ab. Nirgends eine Spur von meinem Stein, aber ich gehe hier nicht weg, bis ich ihn entdeckt habe. Ich spüre, wie eine Hand versucht mich zu dem Sicherheitstypen hinüberzubugsieren, der auf die Seitenabsperrung zeigt. Mir wird der Becher mit Wasser unter die Nase gehalten. Ich will ihn nicht – ich will nur den Mondstein finden.
    Â»Los jetzt!«, brüllt mir das Gelbe T-Shirt ins Ohr. »Ab mit dir hinter die Absperrung.«
    Â»Nein, ich muss meinen Stein finden!«, schreie ich zurück, den Blick suchend am Boden. »O Mann, wo ist der bloß!«
    Ich schaue hinter mich auf die Reihe Gelber T-Shirts vor der Bühne. Sie alle beobachten den Rinderpferch. Aber dann sehe ich ihn, glitzernd liegt er am Boden, direkt vor den Füßen eines Ordners. Ich bin mir sicher, das ist er. Ich tue so, als würde ich den Anweisungen folgen, und gehe auf die Seitenabsperrung zu, dann mache ich in letzter Sekunde kehrt und schlüpfe Haken schlagend zurück vor die Bühne. Es fühlt sich wie in Zeitlupe an, jeder Schritt ist wohlüberlegt, denn ich weiß, jeder Schritt könnte der letzte sein, bevor sie mich schnappen, aber ich sorge dafür, dass es große Schritte sind. Ich bin fast da. Ich strecke die Hand aus, greife nach dem Mondstück und zwei Arme umschlingen meine Taille. Ich werde mit Wucht zu Boden gerissen, der Stein ist außer Reichweite. Ich trete um mich und schreie, versuche mich aus dem Griff vom Gelben T-Shirt loszuwinden, aber seine Arme sind wie zwei LKW-Reifen um mich rum. Ein anderer Ordner springt auf ihn drauf und der Druck auf meine Rippen ist schlimmer als im Fankessel. Ich werde gleich ohnmächtig.
    Ich will rufen, aber ich kann nicht. Ich kriege nicht genug Luft in die Lungen. Ich forme nur tonlos mit den Lippen: »Lasst mich los, ich muss ihn haben, lasst mich einfach los.« Ich weine jetzt, obwohl ich nicht mal genug Luft zum Schluchzen kriege. Ich sehe das Gesicht von Opa vor mir, höre seine Stimme in meinem Kopf.
    Â»Der Stein ist magisch. Pass ja gut drauf auf.«
    Â»Mach ich, Opa, versprochen.«
    Â»Ich will doch bloß meinen Stein holen. Lasst mich los!«,

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