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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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darf nicht so enden! Ich kann nicht aufhören zu flennen. Der Raum dreht sich noch immer im Kreis und ich schließe kurz die Augen, um ihn anzuhalten.
    Fetti-Kontrolletti beschwert sich bei einem anderen schwarz Uniformierten darüber, wie spät die Krankenwagen dran sind, und er zuckt die ganze Zeit genervt die Schultern, sichtlich mit seiner Geduld am Ende, weil die Krankenwagen alle bei einer Antikriegsdemo im Stadtzentrum im Einsatz sind. Musik wummert durch die Wände – das Konzert muss fast zu Ende sein. Sie werden in den Tourbus steigen und zum Flughafen fahren und im Handumdrehen weit weg über den Atlantik verschwinden.
    Nach einer Weile verliert der Raum an Fahrt und ich kann erkennen, wer noch so alles da ist. Das Röchelschweinchen übergibt sich schon wieder. Eine Blondine in einem Paramore-T-Shirt sitzt auf einer Liege und knabbert einen Müsliriegel. Ich höre, wie sie Farrah Wuschelmonster erzählt, dass sie seit zwei Tagen nichts gegessen hat. Und als Farrah wissen will, warum, zuckt sie mit den Achseln und sagt: »Für Jackson.« Dann reden sie über etwas, was beim Konzert los war, etwas, was ich verpasst habe.
    Â»Ey, das war echt krass«, sagt Müsli-Mädchen. »Die anderen Jungs haben aufgehört zu spielen und dann haben nur Jackson und die Fans gesungen. ›I’m just a poor boy, I need no sympathy because I’m easy come, easy go …‹ Und wir alle haben den Scaramouche-Part übernommen. Mann, das war dermaßen krass! Von mir aus hätt das ewig so weitergehen können. Morgen lass ich mir auf jeden Fall ein Tattoo stechen. Ich war mir erst nicht ganz sicher, aber jetzt hab ich mich entschieden.«
    Bohemian Rhapsody? Jackson hat Bohemian Rhapsody gesungen, den Lieblingssong von Opa? Und ich hab’s VERPASST? Ich spüre, wie mir schon wieder die Tränen hochschießen, und ich kann nichts tun, um sie aufzuhalten. Ich ziehe mir die Knie an die Brust. Ein Knirschen in meiner Hosentasche – der letzte Curly Wurly, unangetastet und weich an den Stellen, wo er in seiner Tüte geschmolzen ist. Ich ziehe ihn heraus und sehe ihn mir an und da rieche ich einen Hauch von Schokolade und plötzlich ist mir hundeelend zu Mute. Das letzte Mal, als ich einen Curly Wurly gegessen habe, war vor dem Kotzanfall, vor Jackson und dem Mondstück …
    Ich muss hier raus. Ich muss zu Jackson.
    Ich höre durch die Wände tosenden Applaus. Ich stütze mich auf die Ellbogen und setze mich an die Bettkante; mir ist ein bisschen schwummrig, aber nicht so schlimm wie vorhin. Vor meinen Augen tanzen kleine dunkle Punkte.
    In dem Moment sehe ich einen schwarzen Fleck an der Tür. Ich versuche mit Blinzeln wieder klare Sicht zu kriegen, aber dann bekommt der Fleck Konturen und ich sehe, wer das ist. Es ist Pash Fredericks, der Bassist der Regulators. Ich bin noch nicht mal überrascht ihn hier zu sehen. Ich habe im Internet gelesen, dass Pash das manchmal macht, im Krankenlager vorbeischauen, um die Fans zu treffen, die dämlich genug waren, nach drei Songs aus den Latschen zu kippen. Lenny macht das auch ab und zu. Aber Jael nicht und Jackson nie im Leben. Das könnte die Wiedergutmachung sein, denke ich, die Wiedergutmachung für diesen schwer verunglückten Tag. Wenn Pash zu mir rüberkommt, mich umarmt und mich fragt, wie’s mir geht, könnte das meinen Tag noch retten. Ich lege mich wieder hin, drücke mir mit einer Hand die Kompresse an den Hinterkopf und versuche durch bloße Willenskraft mehr Blut aus der Wunde sickern zu lassen, womöglich vermischt mit ein bisschen Hirnmasse, um ordentlich Mitleid zu erregen. Mit der anderen Hand umklammere ich den Curly Wurly und schmiede einen Plan, wie ich Pashs Aufmerksamkeit erregen kann, so dass er sich an mich erinnert. Er redet in seinen Interviews ständig über Schokolade und Naschzeug – ich lasse ihn von dem Curly Wurly abbeißen. Ja, genau! Und dann hebe ich ihn auf, nehme ihn mit nach Hause und rahme ihn ein, und dann habe ich mein Andenken. Einen Schokoriegel, von dem das bei den Fans am wenigsten beliebte Bandmitglied abgebissen hat. Besser als nichts.
    Â»Hey, wie geht’s dir, Junge?«, sagt Pash, als er zum Röchelschweinchen rüberschlendert und ihm den letzten Segen erteilt. Das Röchelschweinchen lacht. Müsli-Mädchen heult sich die Augen aus dem Kopf, woraufhin Pash zu ihr hingeht und sie ganz fest

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