Rockoholic
andere Mädchen ist das mit dem eBay-T-Shirt. Sie sieht wie eine Leiche aus. Ihr Haarreif ist ihr in die Stirn gerutscht und ihr Haar klebt ihr am Gesicht. Einer ihrer Ãrmel ist komplett abgerissen. Da gehtâs mir ja noch gold.
»Musst du dich übergeben?« Ein Mädchen, etwa so alt wie ich und mit dichten dunklen Wuschelhaaren, taucht an meinem Bett auf. Sie trägt eine schwarze Uniform so wie die anderen. Sie starrt mich mit Knopfaugen an. Auf ihrem Namensschild steht Farrah.
»Wie heiÃt du?«, ruft sie mir ins Ohr, so als wäre ich eine schwerhörige alte Omi.
»Ich ⦠will ⦠wieder ⦠raus ⦠in ⦠die ⦠Halle«, quieke ich und japse zwischen den einzelnen Wörtern nach Luft.
Sie schüttelt den Kopf. »Du bist in keiner guten Verfassung. Du hast in der letzten Stunde immer wieder das Bewusstsein verloren. Kannst du mir sagen, wie du heiÃt? Bist du mit jemandem zusammen hier?«
Ich fange an zu schluchzen. Sie schiebt mir einen kleinen weiÃen Eimer unter die Nase. Ich schubse ihn beiseite und er fällt mit einem lauten Klappern zu Boden. Eine dicke Frau mit kurzen Beinen und einem flachen Gesicht watschelt zu mir rüber und bietet mir einen Becher mit Eiswürfeln an. Ich schätze, sie ist der Boss der Schwarzen Uniformen. Die fette Kontrolleurin.
»Hast du ihren Namen rausgefunden?«, fragt Fetti-Kontroletti Farrah, das Wuschelmonster.
Farrah schüttelt den Kopf, geht zur Tür und macht sie ein Stück weiter auf, damit drei weitere Schwarze Uniformen einen blonden Jungen hereintragen können, der röchelt wie ein Schwein, das in einem Zaun festhängt. Sie sagen die ganze Zeit »Atmen, schön atmen, genau so, einfach atmen« und ich möchte am liebsten losschreien: »Wenn er atmen könnte, wär er verdammt noch mal nicht hier!« Farrah und Fetti-Kontrolletti gehen zu ihnen rüber, um nachzusehen, ob sie helfen können, und lassen mich mit dem Becher Eis allein. Ich gucke hinein. Da schwimmt ein fisseliges schwarzes Haar drin, das aussieht wie ein Schamhaar.
Ich will Jackson sehen. Ich muss ihm danken. Ich kann mich nicht mehr dran erinnern, ob er beim Zurückgeben des Mondsteins meine Hand berührt hat. Ich stöhne und wimmere, so schaurig wie ein Ghul. Ich lasse den Becher auf den Boden fallen und mache Anstalten aufzustehen, aber mir dreht sich der Kopf und alles tanzt mir vor den Augen. Vielleicht war die Jackson-gibt-mir-das-Mondstück-zurück-Geschichte auch nur ein Traum, ich weià es nicht mehr. Ich schlieÃe kurz die Augen, damit der Raum nicht länger Karussell fährt, und nehme die Tür ins Visier. Ich stolpere schnell darauf zu, in der Hoffnung, dass mich niemand bemerkt, aber gerade als ich glaube die Tür erreicht zu haben, knallt mein Kopf gegen irgendwas.
Ich bin geradewegs in die Wand gelaufen.
»Na komm schon, zurück ins Bett, so ist es recht«, sagt eine Stimme. Ein Arm führt mich zurück. Es ist Fetti-Kontrolletti. »Dir gehtâs gar nicht gut, was? Du bist auf den Hinterkopf geknallt. Du musst diese Kompresse auf die Beule drücken.«
»Welche Kompresse? Ich bin nicht auf den Hinterkopf geknallt. Ich bin nur kurz ohnmächtig geworden oder so â¦Â«
»Ja, und als du ohnmächtig geworden bist, hast du dir den Kopf angeschlagen. Du musst weiter dagegendrücken.« Sie bugsiert mich zurück aufs Bett und nimmt einen kalten weiÃen Stofflappen von einem Rollwagen, faltet ihn zusammen und drückt ihn mir auf den Hinterkopf. »Kannst du den so da halten?« Sie führt meine Hand an den Lappen, damit ich ihn festhalte. Für eine Sekunde verschwindet mein Gesicht ihn ihrer Achselhöhle.
»Und du rührst dich jetzt nicht vom Fleck, bis der Krankenwagen da ist. Wir wollen doch nicht, dass du noch mal umkippst.«
Für mich bricht ein Weltall zusammen »Nein, ich will keinen Krankenwagen.«
»Bei Kopfverletzungen rufen wir immer einen. Du hast den ersten verpasst, drum warten wir jetzt hier, bis der nächste kommt. Okay? Kannst du mir jetzt sagen, wie du heiÃt?« Ich schüttele den Kopf.
Das Röchelschweinchen fängt an zu kotzen und sie eilt zu ihm hin. Ich schaue auf die Kompresse. Da ist ein roter Fleck drauf, etwa in der GröÃe einer Bohne. Ich drücke mir den Stoff wieder an den Kopf und lege mich hin. Ich kann nicht ins Krankenhaus. Der Tag heute
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