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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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schreie ich. Jetzt sind zwei von ihnen auf mir drauf und ein anderer steht auf meiner Hand. Und in diesem Moment spüre ich, wie sie alle von mir ablassen. Niemand liegt mehr auf meinem Rücken. Keiner steht mehr auf meiner Hand. Mein schweißnasses Haar klebt mir am Gesicht wie feuchte Würmer. Ich werde auf die Füße gehoben. Jackson ist da. Er steht vor mir. Und er gibt mir mein Mondstück.
    Â»Hier, bitte. Das war’s doch, was du haben wolltest?«, ruft er außer Atem. Ich nehme schnell den Stein an mich und sehe ihm in die Augen. Sie sind sanft und sein Gesicht ist blass und verschwitzt. Dann dreht er sich zu den drei bulligen Kerlen um und zeigt mit dem Finger auf sie – seine Augen sind ganz wild und feucht und sein Gesicht ist wütend. »Noch mal so ’ne Aktion und ihr seid alle gefeuert, kapiert? Verdammte Arschlöcher.«
    Ein paar weitere Sicherheitsleute, stämmige Typen in Anzügen, stürmen heran und bugsieren Jackson wieder auf die Bühne, wo der Song – ich weiß noch nicht mal, welcher – instrumental zu Ende geht. Wie in Trance schiebe ich den Mondstein in meine Hosentasche und ziehe den Reißverschluss zu. Dann werde ich hinter die Absperrung seitlich von der Bühne gelotst. Ich. Kann. Nicht. Fassen. Was. Gerade. Passiert. Ist. Mir steht der Mund weit offen wie ein Scheunentor. »Ich habe nicht mal Danke gesagt«, murmele ich, während ich weitergeschoben werde.
    Jemand ist neben mir und hält mir einen Becher mit Wasser hin. Es ist Finstermädel, total verschwitzt, ihr T-Shirt klebt an ihrer Haut wie Frischhaltefolie. Ich nehme den Becher und kippe mir das Wasser über den Kopf. Ich spüre noch nicht mal, wie kalt es ist, aber es sind kleine Eisklumpen drin.
    Sie sieht aus, als würde sie mir gleich die Zähne in den Hals schlagen, aber stattdessen ruft sie mir etwas ins Ohr. Ich verstehe es erst beim zweiten Mal. »Was hat er dir gegeben?«
    Ich sehe sie bloß an.
    Â»Alles in Ordnung?«
    Und dann rückt sie immer weiter in die Ferne. Immer weiter weg. Und dann sehe ich ihre Knie, ihre Füße. Und ich fühle, wie mein Kopf mit einem Ruck nach hinten fällt. Und dann gehen alle Lichter aus.

KAPITEL 5
DIE SHOW STEHLEN
    Ein strahlend weißer Raum. Ist das der Himmel? Bin ich tot? Ist das etwa das ›Außergewöhnliche‹, das ich erleben wollte? Scheiße. Ich will nicht tot sein! Ich bin noch nicht so weit. Ich will noch nach Italien reisen. Ich will noch mit Delfinen schwimmen …
    Schwarze Uniformen wuseln um mich herum. Ich bin klitschnass und mir ist arschkalt. Musik wummert durch die weißen Wände. Nach ein paarmal Blinzeln geht mir auf, dass ich nicht tot bin. Ich bin noch immer auf dem Konzert. Ich muss irgendwo im Backstagebereich sein. Mobile Krankenhausbetten stehen in dem Raum verteilt. Ich liege auf die Seite gerollt in einem davon. Drei Songs. Ich habe den ganzen Tag in der Eiseskälte gewartet, um eine grottige Vorband und drei Songs zu hören. Das ist so verdammt unfair! Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche.
    Ich rolle mich auf den Rücken und ziehe es aus der Tasche. Eine Nachricht von Mac. Ich blinzele die Tränen weg, um sie zu lesen.
    â€ºParke draußen gegenüber der Kneipe. Unter der Straßenlaterne mit orangem Plakat. Warte auf dich. M.‹
    Es muss elf Uhr sein. Dann wollte er mir eine SMS schicken. Ich erinnere mich, dass er das gesagt hat. Das Konzert muss so gut wie vorbei sein. Und ich habe die ganze Zeit gepennt!
    Ich stopfe das Handy zurück in meine Tasche. Ich heule noch immer, jetzt noch verzweifelter, so wie ein Kleinkind, das seine Mama verloren hat. Ich betaste meine verschlossene Reißverschlusstasche. Eine Beule. Das Mondstück ist da. Ich traue mich nicht es rauszuholen, aus Angst, es könnte mir aus der Hand hüpfen. Was denke ich denn da? Steine können nicht hüpfen, richtig? Eine Träne rollt mir über die Wange, in mein fast taubes Ohr. Ich sehe Jacksons Gesicht, als er mir den Mondstein gibt. Sein glänzendes, lächelndes Gesicht. Ich hole den Stein heraus und streiche mir damit über die Lippen. Bald ist er nass von meinen Tränen. Mir brummt der Schädel. Zwei Mädchen werden von ein paar Schwarzen Uniformen hereingetragen, eine von ihnen ist Lächelmädel. Sie sieht aus, als würde sie gleich abkratzen – da ist wohl jemandem das Lächeln vergangen. Das

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