Rockoholic
sauer, die nur ich hören kann, weil sie beide direkt neben meinem Bett stehen. Sie nehmen anscheinend noch nicht mal Notiz von mir.
»Was sollte das, Gat?«, sagt der Mann zu Jackson. »Warum hast du diese Coverversion gebracht? Ich hab dir doch ausdrücklich gesagt â¦Â«
»Tja, du kennst mich, Frank. Mir geht halt alles am Arsch vorbei.«
»Dieser ScheiÃsong, warum musst du mich so zur WeiÃglut treiben, hä? Bezahl ich dich etwa nicht gut genug?«
»Ich hab dir gesagt, dass ich heute Abend Rhapsody bringen würde und du mich nicht davon abhalten kannst«, sagt Jackson müde, so als würde er jeden Moment auf eins der Betten klettern und sich für die Nacht aufs Ohr legen.
Die Fiesvisage starrt Jackson an und bohrt ihm einen Finger in die Brust. Er sagt etwas, das ich nicht ganz verstehe, weil die Funkgeräte der Sicherheitsleute knistern. Pash lacht zusammen mit irgendeinem Jungen, der auf einem der Betten liegt, und ein paar Sanitäter rücken in der Ecke Stühle beiseite, um jemanden auf dem Boden abzulegen.
»Komm mir bloà nicht mit dieser âºIch schulde dir nichtsâ¹-ScheiÃe«, sagt Fiesvisage. »Ein Anruf genügt und du bist nur noch ân feuchter Fleck aufâm Teppich, vergiss das bloà nicht.« Er geht ganz dicht an Jacksons Gesicht heran. »Verarsch mich nicht, Gatlin. Und warum zum Teufel bist du hier und quatschst mit diesen Idioten?«
»Um dich auf die Palme zu bringen«, erwidert Jackson total cool, obwohl er dabei echt elend aussieht. Hundeelend.
»Du hattest deine kurze Verschnaufspause. Jetzt gehst du gefälligst wieder da raus.«
»Ich bin fertig«, murmelt Jackson und reibt sich die Augenbrauen. »Ich hab mein Pulver für heute Abend verschossen, Frank.«
»Geh jetzt da raus. Sie schreien und wollen eine Zugabe und die werden sie auch kriegen.«
Jackson zieht einen Blister mit Tabletten aus seiner Jeanstasche und drückt eine heraus. »Du hast gesagt, wir brauchen nicht jeden Abend das volle Programm abzuliefern â¦Â«
»Aber heute Abend schon. Wusstest du, dass die Leute von Glastonbury heute hier sind? O ja. Die checken euch Pissbacken aus.«
Jackson wirft sich die Tablette in den Mund und schluckt sie ohne etwas zu trinken herunter, dann steckt er den Blister wieder in seine Tasche. »Na, dann hatten sie ja genug Zeit zum Gucken, oder? SchlieÃlich haben wir zwei Stunden gespielt.« Jackson reibt sich die Augen. Frank gibt ihm ein paar Klapse an den Kopf. An seinen Fingern stecken jede Menge groÃer goldener Ringe.
Ich erkenne den blonden Typen jetzt wieder. Ich kenne seine Stimme. Er wird auf der DVD The Regulators â Behind The Scenes interviewt. Es ist Frank Grohman, ihr Manager. Wenn Schlangen sprechen könnten, würden sie vermutlich wie Frank Grohman klingen. Ganz schnell und zischelnd und malmend, denn Frank kaut immer beim Reden. Pash macht auf der DVD einen Witz, dass er noch immer an seinem letzten Praktikanten kaut â Frank steht in dem Ruf, ein harter Hund zu sein. Er hat die Band vor knapp einem Jahr von ihrem letzten Manager übernommen, kurz vor den Aufnahmen zu ihrem neuen Album. Er ist verantwortlich für ihren schnelleren, wilderen Sound, die längeren Tourneen und die teuren Videos. Er kommt auf der DVD wie das totale Arschloch rüber.
»Du hast fünf Minuten«, sagt er zu Jackson. »So lange spielen wir Videoclips, um die Fans bei Laune zu halten. Wisch dir jetzt diese Fresse da ausâm Gesicht, geh da raus und gib alles, hörst du? Denk an das Glastonbury-Festival.«
»Aber wenn ich nix mehr übrighabe, was ich geben kann? Was dann? Können wir nicht einfach Schluss machen?«
»Was ist los mit dir? Musste noch dringend ânen Zug erwischen, oder was? Du spielst noch fünfzehn Minuten und dann kannst du meinetwegen im Bus bis Dienstag durchpennen.« Frank schlägt ihm auf den Rücken. »Vier Minuten, Gat.«
Franks Handy fängt an zu klingeln und er nimmt den Anruf entgegen, stopft sich einen dicken, goldbeschwerten Finger ins Ohr und verschwindet aus dem Raum, gefolgt von zwei Leibwächtern. Jackson gibt für eine Minute keinen Mucks von sich. Er schlendert auf mein Bett zu, ringt sich ein Lächeln ab. Intuitiv breite ich meine Arme aus. Er rührt sich nicht. Seine Lippen sind so fest aufeinandergepresst, als wären sie zusammengetackert.
»Ach
Weitere Kostenlose Bücher