Rockoholic
verlassen hat, und diesem Rockstar, der genau aus besagter Konzerthalle verschwunden ist.«
Ich seufze, mein Atem breitet sich in einer groÃen Wolke vor mir aus und ich ziehe die Ãrmel meines Kapuzenpullis über meine halb erfrorenen weiÃen Fäuste. Alfie flitzt immer noch in jede Ecke und jeden Winkel der FuÃgängerzone, und wenn man ihm so dabei zusieht, könnte man glatt meinen, er wäre ganz kurz davor, mit seiner Nase eine Entdeckung zu machen. Doch jeder Halt, den er macht, ist nur eine erneute Ernüchterung. Noch mehr verdampfte Hundepisse. Noch eine fallen gelassene Pommes.
Alfie schnüffelt eine Weile vor dem Postamt herum. Dann hält er inne und setzt sich hin, hechelt und guckt zu Mac hoch. Ich gucke Mac an.
»Was ist los? Was ist, Alf? Was hast du gefunden?«
Der Hund senkt kurz die Nase und guckt dann wieder zu Mac hoch, hechelnd, während ihm seine Zunge aus dem lächelnden Maul hängt, als wollte er sagen: »Hab dir doch gesagt, dass ich an was dran war.«
Aber da ist nichts. Kein Hinweis auf irgendwas oder irgendwen. Nur Reste von Müll. Zusammengeknüllte Bons. Zwei Flaschenverschlüsse. Ein Dosenring.
Nein, kein Dosenring. Ein Schlüssel. Ein silberner Schlüssel, der an einem schwarzen Lederband hängt.
Ich bücke mich und hebe ihn auf. »Das ist seiner. Das ist Jacksons Anhänger.«
»Sicher?«, sagt Mac und sieht zum ersten Mal heute Morgen hellwach aus.
»Ja, ganz bestimmt. Ich weià noch, dass ich den an ihm gesehen habe, Mac. Als er backstage war. Das ist seiner, ich weià es genau.«
Mac zieht einen Tennisball aus seiner Tasche und lässt ihn vor Alfie auf dem Boden hüpfen. Alfie springt hoch und fängt ihn aus der Luft. Und dann stürzt sich Mac auf ihn. »Braver Junge, braver Alf«, sagt er und krault ihm den Rücken.
Ich halte den Anhänger zwischen Zeigefinger und Daumen. »Mann, der hatâs echt drauf«, sage ich und sehe Alfie an.
»Hab ich dir doch gesagt. Er war früher mal bei der Polizei. Hat die Ausbildung zwar nicht geschafft, aber für uns ist er gut genug. Er hat uns vermutlich genau an alle Orte geführt, wo Jackson gewesen ist, seit er den Pub verlassen hat.«
»Er muss echt Angst haben. Wenn er wirklich hier überall langgeirrt ist, dann ist er total von der Rolle.«
»Ich weië, sagt Mac. »Wir haben jetzt eine Spur; wir müssen weitersuchen.«
Wir kommen an den FuÃgängersteg, der über den Fluss Nuff und zur Bibliothek und dem Parkplatz hinter dem Theater führt. Auf der anderen Flussseite lenkt Alfie Mac nach rechts den Reitweg entlang auf die alte Steinbrücke zu, die den Fluss ein Stück stromabwärts quert. In dem Moment packt mich das Grauen wie die Faust von King Kong. Alfie führt uns am Fluss entlang. Wenn er uns nun hinunter zum Ufer führt? Wenn er uns nun zu einer Leiche führt? Wenn Jackson nun tot ist? O Gott. O Gott. O Gott.
Mir stockt der Atem und meine Brust ist wie zugeschnürt und ich gehe hinter dem Hund her und ich weià es. Ich weiÃ, wir werden Jackson finden, mit aufgedunsenem, verschwollenem Gesicht. Und ich bin schuld. Es ist, als ob ich Opa noch mal finden würde, bloà noch eine Million Mal schlimmer, denn als Opa starb, waren da nur ich und Mac, dem das Ganze echt naheging. Diesmal werden da Fotografen und Reporter sein (ganz zu schweigen von den Hunderten und Tausenden von Fans), und es wird ihnen scheiÃegal sein. Das wird das Ende von allem sein. Mein heiÃer Atem trifft in immer kürzer werdenden Abständen auf die kalte Luft. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit greife ich nicht nach dem Mondstück. Ich umfasse stattdessen Jacksons Schlüssel und bete.
Aber dann sehe ich einen Mann in einem weiÃen T-Shirt, der in der Mitte der Steinbrücke auf der Brüstung sitzt. Er sitzt da, als wollte er jede Sekunde in das grünbraune Wasser darunter springen. Mac und Alfie laufen bereits ein gutes Stück vor mir.
»Wartet!«, rufe ich ihnen hinterher, ohne die Gestalt auf der Brücke aus den Augen zu lassen. Sie dreht eine leere Flasche zwischen den Händen. »Das ist er«, sage ich zu Mac. »Das ist Jackson. Und die Wodkaflasche.«
»O ScheiÃe«, sagt Mac und bleibt stehen. Alfie zieht wie verrückt an der Leine. »Die leere Wodkaflasche. Was hat der Typ nur immer mit Brücken?«
»Ich glaube, er will
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