Rockoholic
sind â¦Â«
»Du hast mehr als einen Blackberry? Die waren vermutlich in deiner Jacke oder in deiner Hose.«
»Und wo sind die Sachen?«
»Die hast du von der Severn Bridge geworfen.«
»Was? Wann?«
»Gestern Nacht. Auf der Fahrt von Cardiff.«
»Gestern Nacht, als du mich entführt hast?«
»Na ja, ja â¦Â«
»Und warum sollte ich so was gemacht haben?« Sein Gesicht ist verzerrt. Er greift sich mit beiden Händen ins Haar und hält sich jetzt überhaupt nicht mehr an der Brücke fest. »Warum sollte ich meine ganzen Klamotten von einer Brücke werfen, hä?«
»Erinnerst du dich nicht mehr?«
»Logisch erinnere ich mich nicht mehr. Darum frage ich dich ja, Dumpfbacke!«
Ich stottere. »I...ich weià nicht, warum du das gemacht hast, du hast es eben einfach gemacht. Du hast die ganze Zeit geschrien, dass irgendwas an dir dran wäre und du es weghaben willst.«
Er hält inne und dreht sich zum Fluss um. »Ja ⦠das mache ich manchmal.«
»Warum machst du das?« Er dreht die Flasche zwischen den Fingern. »Du hattest ⦠doch nichts intus, oder?«
»Ich hab ganz vergessen, wie es ist, mal nichts intus zu haben.« Er schieÃt mir einen Blick zu. »Glaubst du etwa, ich ziehe solche Nummern ab, weil sie mir so ânen Wahnsinnskick geben? Ich bin müde, okay? Ich habâs satt, an jeden Winkel dieser Erde zu fahren, wo der einzige Unterschied die jeweilige Tapete an der Wand meines Hotelzimmers ist. Tourbus, Hotel, Konzerthalle, Tourbus, Hotel, Konzerthalle, Tourbus, Hotel, Konzerthalle. Immer rundherum im Kreis. Meinst du etwa, ich könnte diese ganze ScheiÃe durchziehen, wenn ich nicht jeden Abend zugedröhnt wäre? Fahr zurück zu dieser Brücke und hol mein Zeug.« Er macht eine wegscheuchende Handbewegung in meine Richtung, als wäre ich eine Motte, die seinen Glorienschein umflattert.
»Nein«, sage ich.
Er dreht sein Gesicht schwerfällig zu mir. »Doch, du tust es, sonst â¦Â«
»Ich kann deine Klamotten nicht zurückholen. Die sind weg. Treiben jetzt vermutlich im Bristolkanal herum. Ich weiÃ, das alles ist für dich jetzt schwer zu verstehen, und es tut mir ehrlich leid.«
Er wirft die Flasche ins Wasser. Ich höre sie nicht unten aufplatschen, weil mein Herz zu laut in meinen Ohren hämmert.
»Is dir doch eh scheiÃegal ⦠du Kidnapperin.« Er zeigt aufs Wasser. Sein Finger zittert. »So sieht jetzt mein Leben aus. Das ist alles, wofür ich noch gut bin.« Er schnieft. »Grohman wird mich nicht davonkommen lassen â er hat in mich âºinvestiertâ¹.« Er richtet seinen harten, weiÃen Finger auf mich. »Er hat Beziehungen. Er kennt Leute, die mich finden und töten werden. Er ist total durchgeknallt.«
»Und du gar nicht, was? â¦Â«, sage ich leise, aber er hört mich nicht.
»Ich wette, die Medien haben sich schon drauf gestürzt. Ich bin nämlich immer ein gefundenes Fressen für die Presse.« Er wirft mir einen Blick zu. »Paparazzi sind hinter mir her. Es wird jede Menge Fotos geben.«
»Mir tut das alles total leid. Ich war auf den Kopf geknallt. Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich wollte doch nur ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Ich dachte, es würde ⦠ich weià nicht ⦠Spaà machen, oder so.«
»SpaÃ? WeiÃt du eigentlich, was du angerichtet hast? Für wen hältst du dich eigentlich, verdammt.«
»Ich bin einfach nur ein ⦠Fan.«
»Fan? Hör mir bloà auf mit den Fans. Diese dämlichen Tanten. Ich sehe die vor den Konzerten immer drauÃen rumstehen â fette, hässliche Lesben, die sich vormachen, sie wären total scharf auf mich â¦Â«
»WIE? Du weiÃt ja nicht, was du da redest.«
»â¦Â die glauben, wenn sie nur genug Eyeliner auftragen, werde ich sie in der Menge erkennen und dann scharf auf sie sein. âºO Jackson, ich bin auch eine verlorene Seele.â¹ Bullshit. Reden mit mir, als würden sie mich schon ewig kennen, bloà weil sie mal ein Buch gelesen haben, das ich auch gelesen hab. Was für ein totaler Scheiàâ¦Â«
Tränen laufen mir über die Wangen. Seine Stimme rotiert in meinem Kopf wie eine Roulettekugel. Ich bin ganz still, wie ein Schwamm sauge ich jede Beleidigung auf für jeden Fan, der schon mal Tag und
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