Rockoholic
springen.«
»Man kann sich nicht umbringen, wenn man da reinspringt«, sagt Mac beinahe lachend. »Die Brücke ist nicht hoch genug. Und das Wasser ist nur einen halben Meter tief.«
»Ich regle das, okay?«, sage ich zu ihm und marschiere den Reitweg entlang, vorbei an der Bibliothek.
»Was willst du ihm denn sagen?«, ruft Mac. Ich drehe mich um und zucke mit den Schultern, laufe aber weiter.
»Alles in Ordung, Mac. Ich weiÃ, was ich tue.«
Ich weià nicht, was ich tue, wie immer. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was ich gleich sagen werde. Ich kenne so was aus Filmen. Leute auf Fenstersimsen. Leute auf Brückengeländern. Leute mit einer Pistole am Kopf. Was sagt noch mal der Vermittler, um sie davon abzubringen zu springen oder abzudrücken? Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich bin nicht in einem Film und ich bin keine Schauspielerin. Ich bin auf einer kleinen Steinbrücke am Nuff River in einer kleinen Marktstadt in Somerset und ich bin sechzehn Jahre alt. Was zur Hölle weià ich denn schon?
Ich stehe auf der Brücke, beobachte ihn eine Ewigkeit lang, so als wäre er ein Ausstellungsobjekt in einem Schaukasten im Museum. Ein Schaukasten, der jeden Augenblick in mehr Stücke zerspringt, als ich es mir vorstellen kann. Etwas quakt am Ufer.
»Jackson?«, sage ich. »Ich binâs, Jody.«
Er sieht mich an, dann reiÃt er den Kopf rum und schaut wieder nach unten aufs Wasser. »Wo ⦠bin ⦠ich?«
»Nuffing-on-the-Wold.«
»Wo zum Teufel ist das?« Er rollt die leere Wodkaflasche auf der Steinbrüstung hin und her.
»Somerset. In England. D...d...du hattest gestern Abend ein Konzert gegeben. In der Cardiff-Arena. Du warst der Hammer ⦠soweit ich es mitgekriegt habe.«
»Wo ist die Cardiff-Arena jetzt hin?«
»Sie ist ⦠in Cardiff.«
»Wo ist Cardiff hin?«
»Ãhm, warum kommst du nicht von der Brücke runter und wir reden in Ruhe.«
»Nein.« Er schlägt mit der Faust auf den Stein. »Ich weià nicht, wo ich bin, ich weià nicht, was ich hier mache, warum ich nicht im Bus bin. Ich sollte jetzt im Bus sitzen â¦Â«
»Im Tourbus?«
Er schnieft. Er weint! Dann hört er auf zu weinen und schreit: »Wo ist der gottverdammte Bus!«
Ich mache einen Schritt nach vorne. »Bitte, komm einfach da runter und â¦Â«
»Nein, geh weg!«
»Ich bringe dich nach Cardiff oder du gibst mir Franks Nummer â¦Â«
»Nein, verdammt, Grohman macht mich kalt!« Jetzt lacht er. »Ich kann nicht zurück. Wir sollten jetzt eigentlich in Venedig sein ⦠nein, Valencia, Verona. Irgendein Ort mit V.«
»Aber du hast doch gerade gesagt, du willst zurück â¦Â«
»Nein, nein, nein, nein, nein, ich kann nicht zurück, ich kann nicht zurück.«
»Okay, okay, also ⦠was sollen wir jetzt tun?«
»Ich weià nicht. Ich kann nicht zurück. Grohman bringt mich um.«
»Er wird dich nicht umbringen. Da gibtâs schlieÃlich noch die Ãffentlichkeit und deine Fans. Und die Presse. Er kann nicht einfach seinen Frontmann umbringen â¦Â«
»Du kennst Grohman nicht.«
Ich mache noch einen Schritt auf ihn zu. Ich halte ihm das Lederband mit dem Anhänger hin. »Das hast du verloren.«
Er fährt mit dem Kopf herum. Seine Augen werden riesengroÃ. »Gib das her!«
Ich gehe auf ihn zu, bis der Anhänger in seiner Reichweite ist, und er reiÃt ihn an sich. »Himmel«, murmelt er, als er sich das schwarze Lederband wieder um den Hals legt und nach unten auf den Schlüssel blickt. Er küsst ihn.
»Tut mir leid, dass ich dir das alles angetan habe«, sage ich. Er küsst noch immer den Schlüssel. »Es ist nur ⦠gestern Abend, da bist du nach dem Auftritt in den Erste-Hilfe-Raum gekommen, wo ich auch war. Ich wollte dich nicht entführen. Ich habe mitgekriegt, wie dein Manager mit dir geredet hat. Du hast dermaÃen traurig ausgesehen. Anscheinend hast du gedacht, ich hätte ein Messer, dabei â¦Â«
»Ich erinnere mich an gar nichts mehr!«, brüllt Jackson. Er zieht die Knie an die Brust, so dass er jetzt noch wackliger auf der Brüstung hockt als vorher. Mir stockt der Atem. »Ich weià nicht, wo ich bin, ich weià nicht, wie ich hierhergekommen bin, ich weià nicht, wo meine blackberries
Weitere Kostenlose Bücher