Rockoholic

geschweige denn, wo er hinwill.«
    Â»Eben. So geht’s mir mit den Fahrplänen auch immer.«
    Wir stiefeln zurück den Hügel hinauf, am Torrance Lodge vorbei und hinunter zu der Ladenzeile mit den geschlossenen Geschäften, die darauf warten, dass es neun Uhr wird – Nuffing ist eine alte Handelsstadt, aber sie haben es tatsächlich fertiggebracht, zwischen dem alten Wollmarkt aus dem siebzehnten Jahrhundert und Häusern mit Namen wie ›Alte Esse‹ und ›Taubenschlag‹ noch einen New Look-Klamottenladen und eine Boots-Drogerie zu zwängen. Nuffing ist einfach nur ein netter kleiner Ort, durch den man auf dem Weg zum Glastonbury Festival fährt, aber es gibt keinen wirklichen Grund anzuhalten, es sei denn, man lebt hier. Alfie schnüffelt in einem Hauseingang an einer Fellkapuze, die jemandem vom Mantel abgegangen sein muss, aber mehr kommt nicht dabei rum. Wir latschen seit einer Stunde durch die Gegend. Ich habe die Schnauze voll, bin erledigt, dreckig, müde und ängstlich, ich bin ein einziges mürrisches Knäuel. Wir lassen Alfie noch mal an der Unterhose schnuppern und Summ saust er los, ein kleines Stück die Straße hinauf und dann durch die Gasse, die zum Hintereingang des Playhouse Theatre und ein paar Mülltonnen führt. Mac zeigt mir noch immer die kalte Schulter, und außer dass er alle Rocky-Horror-Plakate im Theaterfenster auf Rechtschreibfehler überprüft, führt er einfach den Hund an der Leine und spielt die beleidigte Leberwurst. Ich schaue in den Mülltonnen nach. Keine Anzeichen von Jackson.
    Â»Was willst du denn eigentlich mit ihm machen, falls wir ihn finden?«, fragt Mac, als wir um die Ecke biegen und auf die Fußgängerzone zuhalten. Alfie schnuppert am Fuß des Briefkastens vor der Nobelboutique Fancy That.
    Â»Keine Ahnung«, sage ich und weiß in dem Moment, in dem sie mir in dampfenden Atemwölkchen über die kalten Lippen kommt, dass das die falsche Antwort war. Mac verdreht die Augen, als wollte er sagen: »Hätt ich mir ja denken können«, und bleibt mit Alfie am Hauseingang der Britischen Herzstiftung stehen. »Ich hätte wach bleiben sollen. Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen. Man muss sich um ihn kümmern. Es muss ihm wahnsinnig Angst gemacht haben, in einem fremden Haus aufzuwachen.«
    Â»Nein, ich meinte, du musst jemanden anrufen, Jody. Die Sache wird in ein paar Stunden überall in den Nachrichten sein, wenn es nicht schon längst passiert ist. Das ist dir doch bewusst?«
    Â»Nicht in den Hauptnachrichten.«
    Â»Aber klar, in den Hauptnachrichten. Und ich rede hier nicht nur von den netten BBC-Typen in Anzug und Lederslippern. Ich meine Klatschreporter. Diese fiesen geldgeilen Wichser in schmuddeligen Regenjacken, die voller Blutdurst hinter britischen Prinzessinnen oder anderen Promis her sind. Und er ist ein A-Promi, Jody. Rockstar entführt wird Schlagzeilen machen, weltweit, egal, wie viele Leute wissen, wer er ist.«
    Â»Keiner weiß, dass er entführt worden ist«, sage ich und beobachte, wie Alfie immer wieder den Prospektständer vor der Argos-Filiale umkreist.
    Â»Sie werden’s aber erfahren. Die Pennerin an der Raststätte hat ihn gesehen.«
    Â»Sie hat ihn bestimmt nicht erkannt.«
    Â»Und die Autos, die uns bei der Rückfahrt auf der Autobahn angehupt haben? George Milne, der seinen verdammten Schäferhund letzte Nacht vorm Parkplatz Gassi geführt hat? Die haben ihn alle gesehen.«
    Ich schüttele den Kopf. »Das haben sie nicht. Weiß der Geier, warum die Autos gehupt haben. Die haben ihn nicht gesehen.«
    Â»George Milne hat uns definitiv gesehen. Und er hat Jackson definitiv gesehen.«
    Meine Stimme wird immer piepsiger, je mehr ich protestiere. »Er hat dich gesehen, er hat mich gesehen und einen betrunkenen Kerl, dem wir aus dem Auto geholfen haben. Das ist nicht verdächtig. Und George ist fast achtzig und halb blind. Er wird sich kaum irgendeine Nachrichtensendung angucken und denken: ›Hey, ich frage mich, ob das nicht der Kerl war, den ich letzte Nacht vorm Pub gesehen hab.‹«
    Â»Denk doch, was du willst, Jody, aber das hier ist eine Kleinstadt, in der jede Menge kleinkarierter Leute leben. Irgendjemand wird einen Zusammenhang herstellen zwischen dem dunkelhaarigen Mädchen, das gestern Nacht die Cardiff-Arena zusammen mit einer in Schwarz verhüllten Person