Rockoholic
aufraffen, die StraÃe hinunter zum Pub zu latschen und uns zum Schlafzimmer im Wohntrakt hinaufzuschleichen, wo wir jede relevante DVD aus Teddys Sammlung mopsen. Dann schleichen wir wieder zurück zu mir nach Hause (damit Tish uns nicht bitten kann auf Cree aufzupassen) und glotzen den ganzen Nachmittag Filme: Jim Carroll â In den StraÃen von New York; Confusion â Sommer der Ausgeflippten; Drugstore Cowboy; Totally Baked und natürlich Trainspotting . Es ist nicht genug Zeit, um alle von Anfang bis Ende anzuschauen, und so suchen wir nach Szenen, in denen eine der Figuren einen Affen schiebt. Als Trainspotting durchgelaufen ist, steht Mac auf, nimmt die DVD aus dem Player und legt sie wieder in die Hülle zurück. DrauÃen vor dem Wohnzimmerfenster wird es dunkel. Ich lange hinter mich und drücke auf den Lichtschalter an der Wand.
»Er muss es wohl einfach irgendwie hinter sich bringen, was?«, sagt Mac.
»Und wir müssen wohl einfach ⦠auf ihn aufpassen?«
»Ja. Ein paar Tage ohne seine Happy-Pillen und seine ganze Gefolgschaft wirken vielleicht Wunder.«
»Und was ist mit Aufs-Klo-Gehen?«
Mac zuckt mit den Achseln. »Er hat einen Eimer.«
»Ganz schön demütigend, oder?«
»Ihm wirdâs schon nicht schaden, ein bisschen gedemütigt zu werden. Macht ihm mal wieder klar, dass er ein menschliches Wesen ist.«
»Und wenn er versucht sich umzubringen?«
»Wie soll er das tun?«, sagt Mac. »Er hat da drinnen nur Gänsefedern und einen Eimer.«
Auf Kanal Drei kommen gerade die Nachrichten.
In der Hoffnung, den amerikanischen Sänger Jackson Gatlin zu finden, durchkämmt die Polizei die Gegend von Südwales und West Country. Der Frontmann der Rockband The Regulators war vor zwei Tagen unmittelbar im Anschluss an ein Konzert in Cardiff spurlos verschwunden.
»Schnell, lauter!«, sagt Mac und angelt nach der Fernbedienung.
Der 27-jährige Gatlin leidet immer wieder an Depressionen und hat seit seinem Verschwinden am 23. März weder sein Management noch seine Bandkollegen kontaktiert. Seinen Pass sowie all seine anderen persönlichen Dinge hat er zurückgelassen.
Ermittlungen in London und Cardiff verliefen bislang ohne Erfolg, es wurde einzig festgestellt, dass er weder seine Kreditkarte benutzt noch Kontakt zu Freunden aufgenommen hat. Die Band hat ihre USA-Tournee mit über 30 Auftritten, die nächsten Mittwoch anlaufen sollte, bis auf weiteres verschoben.
Im letzten Jahr traten The Regulators, deren Gitarrenrock als Sound der orientierungslosen Jugend Amerikas gilt, beim Big Fish Festival in Neuseeland ohne ihren Frontmann auf, da sich Gatlin zu diesem Zeitpunkt in einer Klinik von einem erschöpfungsbedingten Zusammenbruch erholte.
Einer der Band nahestehenden Quelle zufolge hat sich der suchtgefährdete Rockstar, der berühmt ist für seine spektakulären Bühneneinlagen wie Feuerspucken und Flickflacks, seitdem jedoch von Alkohol und Drogen ferngehalten.
Wer am Abend des 23. März in der Nähe der Cardiff-Arena irgendetwas Ungewöhnliches beobachtet hat, wird dringend gebeten sich unter folgender Telefonnummer bei der Vermisstenzentrale zu melden â¦
»ScheiÃe«, sagt Mac, aber weiter können wir nicht darüber sprechen, da genau in dem Moment sein Handy klingelt. Es ist seine Mutter, die ihn darum bittet, auf Cree aufzupassen, damit sie den Abend über hinterm Tresen stehen kann. »Lass ihn nicht hinausgehen und gib ihm nichts zu essen. Sonst kriegt er nur zu viel Energie.«
»Ich kann ihn doch nicht verhungern lassen. Wie siehtâs mit was zu trinken aus?«
»Am besten was mit Vitaminen. Blutorangensaft oder so.«
Wir gehen zusammen mit einer Saftpackung zur Garage und machen die Tür auf. Mac schiebt die Packung hinein und schlieÃt hastig die Tür wieder zu.
»Okay, er hat was zu trinken. Jetzt lass ihn einfach in Ruhe.«
»Mac, ich kann ihn nicht allein lassen â¦Â«
»Doch, kannst du. Finger weg von dieser Tür, Jody, ehrlich.« Er klingt dermaÃen ernst, als würden wir da drinnen einen Säbelzahntiger gefangen halten.
Als Mac weg ist, gehe ich wieder ins Haus und versuche irgend so eine ScheiÃ-Krankenhausserie zu schauen und dabei nicht an Jackson zu denken.
Kurz darauf macht die Haustür klick . Mum ist vom Notar zurück. Sie klatscht mit unserem lokalen
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