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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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später, tschüs.«
    Ich mache die Tür zu und lasse den Riegel einrasten. Sie ist skeptisch. Wäre ich auch. Mac blickt mich an und wir beide lauschen mit angehaltenem Atem, bis wir unten an der Treppe Schritte hören und das Klappen der Haustür.
    In seinem sauberen Smoking schleppen wir Jackson nun wieder hinüber zum Schlagzeugraum, wo wir ihn auf die Kissen legen und ich ihn in die stabile Seitenlage bringe. Jetzt kann er hübsch gemütlich sein Koma fortsetzen und ich muss mir keinen Stress machen, dass er vielleicht erstickt, wenn er sich erbricht. Das ist eins der wenigen Dinge, die bei mir von dem Erste-Hilfe-Kurs, den ich für den Krippenjob machen musste, noch hängengeblieben ist. Wie man jemanden in die stabile Seitenlage bringt und dass man sich immer erst einen Überblick über die Situation verschaffen soll, bevor man zur Tat schreitet. Ein Jammer, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte, wo man nach dem Puls fühlt, aber immerhin.
    Die aktuelle Situation sieht so aus, dass Mac und ich total im Eimer sind, aber wir dürfen keine Zeit verschwenden. Es ist Müllabholtag. Ich kann ein paar Straßen weiter entfernt das Rappeln des Müllwagens hören. Mit ein bisschen Glück können wir den Schlagzeugraum säubern und den Dreck unbemerkt loswerden. Also machen wir uns an die Arbeit.
    Es ist weniger der Kotzegestank, der mich fertigmacht, als wir den Unrat in Mülltüten stopfen. Es sind nicht die zerrissenen Kartons, die dreckigen Wände, die eingedellten Scheuerleisten. Es ist die Tatsache, dass ich Abschied nehmen muss von Opas Sachen. Sachen, die ich vor der Wohlfahrtssammlung gerettet hatte – Kleider, Lesebrille, Bücher. Die Schaufensterpuppe, die er bei Debenhams geklaut hat (jetzt ohne Kopf). Zwei bunte Glas-Bongs, die früher auf dem Fenstersims im Wohnzimmer standen (jetzt in Scherben). Deko-Stücke, die er von seinen Reisen mit nach Hause gebracht hatte – eine Taj-Mahal-Miniatur aus Plastik (jetzt zerbrochen), eine kleine Schneekugel mit dem Great Barrier Reef (jetzt nicht mehr so großartig) und eine kleine Freiheitsstatue mit Sockel (jetzt ohne Sockel).
    Â»Alles okay?«, fragt mich Mac, als die kaputten Teile eins nach dem anderen in der Mülltonne draußen landen.
    Â»Ja«, sage ich und dann sage ich nichts mehr. Es tut weh, aber es gibt nichts, was ich tun kann. Alles ist Schrott. Wir räumen das Zimmer komplett leer, außer den Daunenkissen (ohne Bezug) und dem Eimer. Danach gehen wir durchs Haus und sammeln den restlichen Müll ein, so wie Mum mich gebeten hat – alles, damit sie nur ja nicht misstrauisch wird. Unsere Mülltonne ist bereits voll, darum fangen wir an Jacksons Versteck-Tonne zu befüllen.
    Â»Soll ich es machen?«, fragt Mac, als ich die letzte Mülltüte zuknote.
    Â»Schon okay«, sage ich. »So schlimm ist es nicht. Ist doch albern, an dem Zeug zu kleben. Das ist ja nicht Opa, richtig?«
    Mac nickt. »Es sind nur Sachen.«
    Das Geklapper der Müllmänner kommt immer näher. Der Müllwagen fährt piepsend rückwärts in die Chesil Lane hinein. Zwei Männer in Grellorange springen aus der Fahrerkabine und legen los. Sie schnappen sich die Griffe der Mülltonnen und bugsieren sie hoch zur Müllpresse. Wir lassen die überquellenden Tonnen für die Männer stehen und gehen zurück in den nahezu leeren Schlagzeugraum.
    Â»Und was jetzt?«, frage ich Mac und rechne damit, dass er mich gleich auf seine typische Art umarmt, aber er tut’s nicht.
    Â»Keine Ahnung«, sagt er. »Hast du Lust, shoppen zu gehen? Ich hab Mum erzählt, dass wir heute rund um die Uhr proben müssen, drum bleibt Cree ausnahmsweise mal den ganzen Tag in der Krippe.«
    Â»Wie? Nein, ich meinte, was können wir jetzt noch für Jackson tun?«
    Â»Oh, wir beschäftigen uns also immer noch mit ihm?«, seufzt er.
    Â»Was erwartest du denn? Ich kann mich zurzeit auf nichts anderes konzentrieren.«
    Â»Wie wäre es, wenn wir uns ein paar DVDs ausleihen? Ja, lass uns ein paar Filme holen, Popcorn, Eis und dann machen wir uns ’nen gemütlichen Nachmittag. Mit einem Auge passen wir auf ihn auf und mit dem anderen …«
    Â»Ich kann nicht«, sage ich. »Das wäre nicht richtig.«
    Â»Okay, tja, dann machen wir halt ein Recherche-Projekt draus«, sagt er entschlossen.
    Wir können uns gerade noch dazu

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