Rockoholic
zumindest.«
»Sie werden nicht aufhören«, sagt er mit krächzender Stimme und räuspert sich. »Es wird nur noch mehr MutmaÃungen geben, neue Fährten, neue Jagden.« Er schlieÃt seine Augen und reibt sie. »Mir hängt das alles dermaÃen zum Hals raus. Ich werde wie so ein Geist sein, von dem die Leute immer wieder behaupten, sie hätten ihn gesehen. Wie Elvis oder Cobain. Die Leute werden probieren mit Hilfe von ânem Ouija-Brett Kontakt zu mir aufzunehmen.«
»Na ja, du brauchst ihnen ja nicht zu antworten, oder? Warum sich darüber den Kopf zerbrechen? Und auÃerdem, du bist nicht gerade Elvis oder Cobain â¦Â«
Ich stocke. Ach du liebe Zeit, jeden Moment wird er mir die Würstchen an den Kopf pfeffern. »Ich meine, das sind Legenden und du bist â¦Â« Er wird sie mir in die Ohren stecken.
Er sieht mich an. »Ich vergleiche mich nicht mit ihnen. Wer kann das schon, Herrgott noch mal? Ich meinte bloÃ, wenn Leute keine zufriedenstellenden Antworten finden, dann denken sie sich irgendwelchen Scheià aus. Sie werden trotzdem noch Lügengeschichten über mich schreiben. Wo ich bin, was ich mache. Dabei kümmert das keine Sau, stimmtâs? Wer zum Teufel bin ich schon?«
»Du bist Jackson Gatlin«, sage ich. Und dann geht mir auf, dass seine Frage vermutlich rein rhetorisch war. Mac hat mir das mal erklären müssen, da ich ihm immer wieder auf Fragen antwortete, auf die er keine Antwort haben wollte, und er war davon total genervt und sagte mir, das seien »rhetorische Fragen«.
»Ja, und wer ist Jackson Gatlin, hm? Dieser abgewrackte Sänger, der nicht auf die Bühne kann ohne âne volle Dröhnung Pillen und âne ordentliche Ladung Beweihräucherung.«
»Nein, das bist du nicht. Du hast vergessen, wer du bist, das ist alles.«
»Oh, meinst du? Ich weiÃ, wer ich bin, Jody. Du hast mich wieder dran erinnert, als du mich ein Arschloch genannt und mir den Kaffee ins Gesicht geschüttet hast â¦Â« Er reibt sich den Hinterkopf. »Autsch, Mann.«
»Was ist los?«
»Ich weià nicht. Bin ich mit meinem Kopf irgendwo gegengestoÃen?«
»Ãhm, ja. Wir haben dich auf der Treppe fallen lassen. Als wir dir letzte Woche ein Bad verpasst haben.«
»Ihr habt mich gebadet ?« Er lacht. »Warum erinnere ich mich nicht daran? Mensch, dafür erinnere ich mich an andere Sachen. An den Fluss und den Kaffee. Und dass ich das Schlagzeug zerlegt habe. Du hättest mich verrotten lassen sollen, Jody. Du hättest mich in den Fluss schubsen und einfach da drinlassen sollen.« Ich stehe auf und gehe zur Tür. »Wo willst du â¦Â«
Aber ich bin schon auf halbem Weg durch den Garten in Richtung Küche unterwegs und dann die Treppe hoch. In meinem Zimmer wühle ich in den Schubladen nach meinem Skizzenblock und renne dann wieder nach unten, so leise ich kann.
Jackson blickt hoch, als ich wieder in den Schlagzeugraum komme. »Jody, was ist passiert? Warum hast du â¦Â«
Ich setze mich im Schneidersitz ihm gegenüber und zeige ihm die Seite in meinem Skizzenbuch, die ich gesucht hatte. »Du hast einfach bloà vergessen, wer du bist. Vielleicht hilft das deinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge.« Als Vorlage für die Zeichnung diente ein Foto, das in einem Artikel über das Debütalbum Needful Things von den Regs erschienen war. Das Originalfoto zeigt Jackson und die Band, wie sie unter einem prachtvollen, rosa blühenden Baum sitzen, alle in karierten Hemden und Stiefeln ohne Schnürsenkel. Auf meiner Zeichnung ist nur Jackson zu sehen, allerdings in GroÃaufnahme. Er nimmt sie mir aus der Hand und betrachtet sie.
»Das hast du gemacht?«
»Ja, ich hätte nie gedacht, dass du die erste Person sein würdest, der ich diese Zeichnung zeige.«
»Hast du abgepaust oder so was?«
»Nein, na ja, ich habâs nachgezeichnet. Die Vorlage war â¦Â«
»Das Foto im Rolling Stone ? Ja, ich weiÃ. Das ist unglaublich!«
Ich fühle, wie meine Wangen glühen. »Ich habâs nur nachgezeichnet. Ich mag das Foto einfach wahnsinnig gern. Du siehst glücklich darauf aus.«
»War ich auch. Wir hatten da mit der Band gerade die ersten Erfolge. Alles war noch ganz neu und aufregend. Und dort war gerade Sakura.«
»Sa-was?«
»Kirschblüte. Wir hatten da diesen Auftritt in
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