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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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sagen soll, jetzt, wo er alle meine Illusionen zu Staub zermalmt hat. »Ich hatte dich halt falsch eingeschätzt.«
    Â»Man sollte niemals seine Helden kennenlernen, Jody. Das gibt immer eine Riesenenttäuschung.« Er schaut hoch zu den Monden und Sternen an der Decke. »Sie entpuppen sich entweder als komplette Monster oder komplette Langweiler.«
    Â»Mein Opa hat immer gesagt: ›Die Wirklichkeit wird es nie mit deiner Vorstellungskraft aufnehmen können.‹«
    Â»Das ist wahr. Vor einiger Zeit ging es los, dass ich total schlimmes Lampenfieber kriegte, mit üblen Brechanfällen und so. Manchmal bin ich mitten im Konzert von der Bühne runter, hab gekotzt und bin dann wieder raus und hab weitergesungen. Manchmal musste mich Grohman auf die Bühne halb zurücktragen. Es war die Hölle.«
    Â»Hat dir denn keiner geholfen?«
    Â»O doch, Grohman hat geholfen.« Er tastet am Boden nach der Zigarettenschachtel und dann nach dem Feuerzeug. Er sagt kein Wort, steckt sich erst eine Kippe an und nimmt einen langen Zug. Die Hälfte der Zigarette wird zu Asche. »Er hat mir meinen ganz persönlichen Leibarzt verschafft, der mir alles besorgen konnte, was immer ich brauchte; oder was immer Grohman glaubte, dass ich es brauchte. Aber ich musste raus auf die Bühne, ohne Wenn und Aber. Wenn ich krank war, wenn ich gebrochene Knochen hatte, egal … Er hat mich dann eben bis zum Stehkragen mit Schmerzmitteln vollpumpen lassen. Es gab keine Alternative. Vor uns hatte er so eine Band gemanagt, die ihn ständig enttäuscht hatte.«
    Ich hatte davon im Lungs -Magazin gelesen. Die Band hieß Eddie’s Revenge. Der Leadsänger hatte sich während der Warped Tour 2006 im Tourbus das Leben genommen. Danny Ruffio. Dreiundzwanzig Jahre alt.
    Â»Grohman wollte nicht den gleichen Fehler noch mal machen, schätze ich. Er ist derjenige, der mich zu den Pillen gebracht hat.«  
    Â»Grohman war das?«
    Â»Ja. Er hatte bemerkt, dass ich anfing der ganzen Sache zu entgleiten, dass ich anfing es zu hassen, und er sagte, es würde mir wieder Selbstvertrauen geben, Arroganz. Energie. Drive. So wie wenn man ’nen Energy-Drink ext und sich danach fühlt, als könnte man übers Wasser laufen. Eine Pille hat die Wirkung von zwei Energy-Drinks. Und sobald das Konzert vorbei war, hab ich immer zwei schwarze Pillen eingeschmissen, die mich wieder runtergeholt haben, wie ein Stein, der vom Himmel fällt. Als wir nach Cardiff gekommen sind, an dem Abend, an dem wir uns getroffen haben, hatte ich bereits fünf Pillen eingepfiffen.«
    Â»Fünf?«
    Â»O ja. Eine einzige hatte gar nichts gebracht, zwei machten so gut wie keinen Unterschied. Ich wurde hektisch.«
    Â»Das war, als du von der Bühne runter bist. Nach dem ersten Song. Ich weiß noch, wie du plötzlich verschwunden bist. Und ich hatte geglaubt, du hättest deine Sucht in den Griff gekriegt und wärst clean. Dass du mit dem Trinken und so aufgehört hast.«
    Â»Ja, Grohmans PR-Fuzzi verbreitet diese Geschichten, um den Leuten Hoffnung zu geben. Er legt sich voll ins Zeug, damit es so aussieht, als würde ich alles dafür tun, um in der Band sein zu können.« Er drückt die Zigarette an der Wand hinter ihm aus.
    Â»Die ganze Sache macht dir also überhaupt keinen Spaß?«
    Er schaut mich eine halbe Ewigkeit lang an. Auf seinen Wangen erscheinen Grübchen und es sieht so aus, als würde er gleich lächeln, aber er tut’s nicht. »Es macht mir Spaß, wenn ich meine Pillen eingeschmissen habe. Ich hasse es, süchtig nach diesen Dingern zu sein, aber nur mit diesen Dingern kann ich tun, was ich tue.«
    Â»Aber in den letzten paar Tagen hast du keine Pillen gebraucht.«
    Â»Nein?« Und er lächelt. Seine Grübchen sind jetzt ganz deutlich zu sehen und ich weiß plötzlich wieder, warum ich so dermaßen auf ihn abgefahren bin. Er lächelt mich jetzt so richtig an, ohne unter Drogen zu stehen, ohne sich zu verstellen, und es fühlt sich an, als würde gleich zehnmal hintereinander die Sonne aufgehen. Er hebt das Skizzenbuch auf und blättert sich durch meine Zeichnungen – die von Mac, von meiner Mum, von diesem Typen aus dem Pub, von der Frau, die vor der Kirche sitzend eine Kippe raucht. Mac in seinem Bühnenoutfit als Riff in dem Musical West Side Story . »Du studierst Kunst?«
    Â»Nein. Ich zeichne

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